Bewahrer historischer Häuser im Wettbewerb “Schönes Altes Land“ ausgezeichnet

Altes Land. "Ein altes Haus bedeutet Arbeit, ist aber auch ein Abenteuer," sagt Hans Heinrich aus Steinkirchen. Auch Olaf Lehmann aus dem Guderhandviertel teilt diese Ansicht: "Mit einem alten Haus ist man ist nie fertig. Man hat immer eine Aufgabe." Was die beiden Männer über diesen Standpunkt hinaus gemein haben, sind mindestens zwei weitere Dinge: Ihre Liebe zu Häusern im Altländer Stil und ihren Gewinn beim Wettbewerb "Schönes Altes Land. Altes erhalten - neu gestalten".

Bereits zum fünften Mal zeichneten der Initiator des Wettbewerbs, der Tourismusverein Altes Land, und seine Sponsoren in diesem Jahr Gebäude aus, die typische Altländer Strukturen erhalten und ergänzen. Hans Heinrichs Haus gewann in der Kategorie "Historische Bauten bis 1950", Olaf Lehmanns in der Kategorie "Historische Bauten bis 1870."

Beiden Altländern bescheinigt die Jury des Wettbewerbs - zu der unter anderem Ute Dürkes, Kulturausschussvorsitzende der Samtgemeinde Lühe, sowie Rolf Lühmann, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Jork, gehörten - mit dieser Auszeichnung erfolgreiche Bemühungen um den Erhalt der klassischen Altländer Architektur.

Hans Heinrichs Siegerhaus steht im Ortskern Steinkirchens, am Alten Markplatz, und wurde von dem ehemaligen Reeder vor dem Abriss bewahrt. "Als ich hörte, dass dieses alte Haus abgerissen werden sollte, um an dessen Stelle einen Getränkemarkt zu bauen, habe ich schnell zugeschlagen. Das wäre zu schade gewesen," sagt Heinrich.

Der Grundstein für Heinrichs Haus im Zentrum Steinkirchens wurde um 1890 gelegt, bis in die 1950er Jahre war es eine Schule und zuletzt sowohl Standort einer Polizeistation als auch "ziemlich verkommen", so Heinrich: "Hier wurde seit Jahrzehnten nicht viel gemacht. Wir haben das Haus über zwei Jahre hinweg und anhand von Erzählungen im Stil des Alten Landes grundsaniert." Eben diese Herrichtung nach altem Vorbild und ohne grundlegende Veränderungen bewertete die Jury positiv, wie die Jurymitglieder Landschaftsarchitekt Theis Sumfleth und Architekt Fritz-Eckard Schleif sagen.

Für Heinrich ist das Gebäude allerdings nicht der erste Umbau dieser Art. Bisher hat der gebürtige Königreicher, der seit 1973 in Steinkirchen lebt, bereits neun Gebäude um den Alten Marktplatz herum gekauft und nach historischem Vorbild saniert: Mit roten Klinkern, weißem Fachwerk, Spitzgiebeln und weisen Sprüchen. "Ich habe nun zum dritten Mal bei dem Wettbewerb einen Platz gemacht und freue mich dieses Mal sehr über den ersten Preis. Da hat sich die Mühe ja gelohnt", sagt Heinrich.

Er begründet sein Engagement: "Schon als Kind, wenn ich über den Marktplatz in Steinkirchen gefahren bin, war ich von diesem Platz begeistert. So etwas gibt es nur ein Mal im Alten Land." Im Laufe der Jahre sei er zudem zu der Erkenntnis gekommen, "dass es hier am schönsten ist und ich nie woanders wohnen möchte."

Auch Olaf Lehmann, dessen Haus in der Kategorie "Bauten bis 1870" gewann, fühlt sich im Alten Land sehr wohl, obwohl er und seine Lebensgefährtin Kerstin Raimund das Gewinnerhaus erst seit drei Jahren bewohnen. Lehmann: "Ich habe in Wedel gewohnt, hatte beruflich aber viel im Alten Land zu tun. Als mir der Gedanke kam, hier ein Haus zu kaufen, schaute ich ins Internet. Dieser alte Bauernhof war das erste, was mir ins Auge fiel und ich dachte sofort: 'Das könnte es sein.'" Obwohl Lehmann wusste, dass er ein kostengünstigeres Haus hätte finden können, entschied er sich für dieses. "Die Entscheidung für das niedersächsische Hallenhaus aus dem Jahr 1822 war eine Herzensangelegenheit." Die Jury des Wettbewerbs war von der Architektur des Hauses am Bergfried im Guderhandviertel beeindruckt. Bemerkenswert sei, dass das Gebäude sich nach wie vor im Originalzustand befände, so gäbe es noch einen ehemaligen Kornspeicher im Dachboden und alte Stallungen, begründeten die Jurymitglieder Sumfleth und Schleif die Entscheidung. Vor allem die Tatsache, dass das Haus keine Dachgauben habe, sowie die Schönheit des Giebels wurden in der Urteilbegründung hervorgehoben. "Der Giebel an unserem Haus ist fachgerecht rekonstruiert worden und wohl einer der schönsten im Alten Land, " sagt Hausbesitzer Lehmann.

Auch die Gartenanlage des alten Bauernhofes hat Lehmann neu angelegt und dabei den historischen Graben erhalten. Dieser wurde von Vorbesitzern als Abwassergraben genutzt. "Das Gefühl, dass bereits vor uns viele Menschen in diesem Haus gelebt haben, ist ein gutes," sagt Lehmann.

Der Tourismusverein Altes Land hatte auch in einer dritten Kategorie, in der Neu- und Umbauten nach 1950 ausgezeichnet werden sollten, nach einem Gewinner gesucht. Die Jury befand jedoch, dass keines der Gebäude die notwendigen Kriterien erfülle. Dafür bekamen Petra und Arend Schliecker aus Jork für ihr Fachwerkhaus aus dem Jahr 1800 sowie Anja Grewing aus Grünendeich für ihr 300 Jahre altes Haus am Elbdeich jeweils einen Anerkennungspreis und 750 Euro.

Heinrich und Lehmann erhielten für ihre Bauten neben einer Urkunde und einer Plakette je 1500 Euro Preisgeld. Eine gute Sache sei dieser Wettbewerb, befinden die beiden Altländer Preisträger. So werde das Augenmerk auf die erhaltenswerten historischen Bauten gelegt. Und trotz der Arbeit würde sich Heinrich wieder für einen Kauf und die Restaurierung eines alten Hauses entscheiden. "Wenn sich die Gelegenheit bietet, werde ich auf jeden Fall darüber nachdenken."