Bei der Stadt Buxtehude gehen jährlich fast 2500 Fundsachen ein. Um auszumisten, gibt es regelmäßig Versteigerungen.

Buxtehude. Die Zahl hört sich ziemlich gewaltig an: Rund 2500 herrenlose Gegenstände gehen Jahr für Jahr im Fundbüro der Stadt Buxtehude ein. 400 Fahrräder, 60 bis 70 Handys, 900 Kleidungsstücke und unzählige Kleinteile wie Brillen, Uhren, Schlüssel oder Portemonnaies. Sie stammen aus Bussen oder von Parkbänken, aus dem Schwimmbad oder lagen mitten auf dem Bürgersteig, ohne dass ein Besitzer auszumachen war.

Im städtischen Ordnungsamt werden all diese Dinge sicher verwahrt - abgesehen von den Fahrrädern, die in zwei separaten Räumen im Keller des Stadthauses untergebracht sind. Doch auch dieser Platz ist begrenzt, zumal die offizielle Aufbewahrungsfrist lediglich sechs Monate beträgt. Um auszumisten, veranstaltet die Stadtverwaltung zweimal im Jahr eine große Versteigerung, auf der ein Teil der Fundstücke unter den Hammer kommt. Einer dieser Termine ist im Mai, beim Flohmarkt in der Innenstadt, der andere im Oktober, zum Herbstmarkt in Altkloster. Und der war am vergangenen Wochenende wieder angesagt.

"Zwei Euro für ein Damenrad, wer ist dabei?", fragt Auktionator Ronald Mahnke vom Altstadtverein in die Menschentraube hinein, die sich auf dem Schafmarktplatz zur Schnäppchenjagd versammelt hat. "Vier Euro," sagt einer. "Sechs Euro", sagt Carlo Kring. Am Anfang sind die Gebote noch verhalten. Der Buxtehuder hat deshalb das Glück, das Rad für sechs Euro mit nach Hause nehmen zu dürfen. "Ich studiere jetzt in Braunschweig, und da hat mir noch ein Fahrrad gefehlt", erzählt er.

Ein teures wollte er sich lieber nicht kaufen, weil er befürchtet, dass das Rad geklaut werden könnte. Und weil für das bisschen Herumradeln in Braunschweig auch ein altes Exemplar ausreicht, hat er seine Chance genutzt.

Das hat auch Ulrike Watzke getan. Satte 32 Euro hat sie für ihr Damenrad auf den Tisch gelegt - dafür ist es aber auch in einem deutlich besseren Zustand als das von Carlo Kring. "Mein Mann hat im Mai ein Rad ersteigert, und da dachte ich, ich probier's auch mal", sagt sie. Sie brauchte dringend ein neues, weshalb der Versteigerungstermin wie gerufen kam.

"Die Fahrräder gehen im Regelfall am besten", sagt Ordnungsamtsleiter Heinz-Uwe Pieper. Aber auch Schirme, Taschen, Kinderwagen und Kleidungsstücke sollen an den Meistbietenden versteigert werden. Dass das nicht immer so einfach ist, zeigt die Auktion auf dem Herbstmarkt.

Als Ronald Mahnke den Kinderwagen vorstellt und sechs Euro als Mindestgebot nennt, findet sich kein Interessent. "Ist da denn noch ein Kind drin?", witzelt jemand im Publikum. Die Stimmung ist bestens. Trotzdem kann aber auch eine Plastiktüte voller Kinderbekleidung nicht an den Mann oder die Frau gebracht werden. "Dann versuchen wir's eben später noch mal", sagt Mahnke und stellt die Sachen wieder zur Seite.

Bei manchen Fundstücken frage er sich schon, warum die Besitzer nicht alles dransetzen, sie wiederzubekommen, sagt Heinz-Uwe Pieper. Teure Jacken, die in Bussen vergessen werden, Handys, die auf dem Pausenhof herumlagen - er habe oft den Eindruck, dass die Besitzer die Sachen gar nicht unbedingt wiederhaben wollen. "Wir leben eben in einer Wegwerfgesellschaft. Die Leute denken: Wenn ich etwas verloren habe, kaufe ich mir einfach was Neues." Lediglich zehn Prozent der Fundstücke werden überhaupt abgeholt, schätzt er.

Neben den großen Bühnen-Versteigerungen veranstaltet die Stadt deshalb auch mehrmals im Jahr Online-Auktionen, bei denen zu festgesetzten Terminen Fundstücke angeboten werden. Ansonsten würden die Aufbewahrungsräume irgendwann aus den Nähten platzen. "Die Resonanz auf diese unterschiedlichen Versteigerungsarten ist aber gleich." Pro Auktion sei mit einem Gewinn von rund 1500 Euro zu rechnen, erklärt Pieper. Der komme der Stadtkasse zugute.

Die Gegenstände, die das Fundbüro partout nicht loswird, werden entweder vernichtet, ans Sozialkaufhaus gegeben oder den Schulen für Flohmärkte zur Verfügung gestellt. Es gibt auch etwas, was nicht so leicht zu entsorgen ist, wenn es keiner mehr will: Haustiere, die offiziell ebenfalls zu den Fundsachen zählen. Da arbeite die Stadt mit dem Tierschutzverein oder dem Tierheim Stade zusammen, erzählt er.

Nur einmal, da wusste selbst der erfahrene Ordnungsamtsleiter nicht mehr weiter. Jemand habe einen Koi-Karpfen zu ihm ins Stadthaus gebracht, den er dort abgeben wollte. Das ging natürlich nicht, aber wer sollte das Tier auf die Schnelle nehmen? Ein Anruf bei einem Zoofachgeschäft brachte schließlich die erhoffte Lösung, der Karpfen konnte dort unterkommen. Ähnlich musste Pieper übrigens auch schon mit einer herrenlosen Schlange verfahren. Was mit den jeweiligen Besitzern war, ist aber nicht überliefert.