Die Mischung aus Fitness, lateinamerikanischer Tänze, Party und ganz viel Spaß erobert Buxtehude und findet immer mehr Anhänger.

Buxtehude. Karin Portugall dreht die Musik auf, die Frauen trippeln mit den Füßen und los geht's! Ein Schritt nach vorne, einer nach hinten, Arme hoch und runter, immer wieder in allen möglichen Variationen im Rhythmus des Liedes - und dabei grinsen alle, was das Zeug hält. Die Stimmung ist fast schon ausgelassen an diesem Abend im Buxtehuder Ärztehaus, wo Karin Portugall regelmäßig zur Zumba-Stunde lädt.

Ja genau, Zumba. Nicht Samba oder Salsa, auch wenn die Verbindung durchaus da ist. Denn das, was jetzt die Trainingsräume und Tanzflächen der Estestadt immer mehr erobert, ist eine Mischung unterschiedlicher lateinamerikanischer Tanzstile mit Fitnesselementen und Party. Zumba eben.

Wenn man so will, ist Karin Portugall dann auch die Zumba-Pionierin von Buxtehude. Rund ein Dutzend Teilnehmer kommen regelmäßig zu ihren Kursen, die die gelernte Physiotherapeutin und Heilpraktikerin seit Anfang dieses Jahres mehrmals in der Woche anbietet. Der Andrang ist mittlerweile so groß, dass eine zweite Kursleiterin mit im Boot ist, die Karin Portugall unter die Arme greift. "Das wird jetzt immer mehr, man spürt das förmlich", sagt die 57-Jährige. Schon bald werde Zumba wie in den USA, den Niederlanden oder in Großbritannien absoluter Trend werden und zum Standardangebot von Volkshochschulen, Fitnessstudios oder Tanzschulen gehören, ist sie sich sicher.

Es ist die besondere Mixtur, die in Karin Portugalls Augen die Faszination von Zumba ausmacht. Elemente von Merengue, Salsa oder Flamenco sind darin ebenso enthalten wie Tango, Bauchtanz oder Cumbia, einem Rhythmus aus Kolumbien. Die Musik ist passend dazu ebenfalls lateinamerikanisch, voller Gefühl und guter Laune. "Zumba soll Spaß machen, das ist das Besondere daran", sagt Karin Portugall.

Step-Aerobic, Gymnastik, Bauch, Beine, Po - alles gut und schön, aber klingt das nach etwas, auf das man sich wirklich freut? Irgendwie nicht. Zumba setze an einem anderen Punkt an, und wolle die Leute zusammenbringen, sie zum Feiern anleiten und dabei fit machen. "Das ist die Idee, die dahintersteht." Nur sei dieser Spaß-Gedanke leider auch der Grund, warum die Krankenkassen Zumba nicht als offiziellen Gesundheitssport anerkennen, fügt sie hinzu.

Karin Portugall selbst ist im USA-Urlaub vom Zumba-Virus infiziert worden. Vor zweieinhalb Jahren war sie in Miami, als sie in ihrem Hotel auf diesen speziellen Fitnesstanz stieß. "Es gab einen Tai-Chi- und einen Zumba-Kurs", erzählt sie. Tai Chi, die chinesische Art der Meditation und sogenannten inneren Kampfkunst, war ihr ein Begriff, aber Zumba? Nie gehört. Sie machte mit, und sofort fühlte sie sich an ihre Jugendzeit erinnert, als der Tanz ihre große Leidenschaft war. "Ballett, Jazzdance, klassischer Tanz, ich habe damals alles gemacht." Und daran dockte Zumba wieder an.

Man schwitze und habe Spaß, bekomme Kraft und setze seinen Körper voll ein - für Karin Portugall sind das alles Gründe, warum sie Zumba auch in Buxtehude bekannt machen wollte. In die einzelnen Schrittkombinationen hineinzukommen, sei anfangs vielleicht etwas schwierig, räumt sie ein. Aber wenn der Groschen erst einmal gefallen sei, gebe es kein Halten mehr.

Die positiven Auswirkungen auf Herz und Kreislauf, Blutdruck, Muskelmasse oder Körpergewicht sind für die Physiotherapeutin weitere Argumente für Zumba. "Im Grunde ist es wie mit allen anderen Sport- oder Tanzarten, sie verschaffen uns Bewegung, und das ist das Gute daran." Doch auch beim Zumba gilt: Übertreiben ist nicht gut, jeder sollte im Rahmen seiner tatsächlichen Möglichkeiten bleiben.

Für das gute Dutzend Frauen, die an diesem Abend am Zumba-Kurs teilnehmen, ist das alles selbstverständlich. Sie sind da, weil sie fit bleiben wollen und Zumba für sie das ideale Mittel dazu ist. Zwanzigmal hat Tanja Schneider schon an den Kursen teilgenommen, "einfach weil es Spaß macht", sagt die 40-Jährige. Per Zufall ist sie im Internet auf Karin Portugalls Angebot gestoßen und dachte gleich, dass das doch etwas für sie sein könnte. Und das war es tatsächlich. Jetzt versuche sie manchmal sogar zu Hause beim Bügeln, sich die Schritte wieder ins Gedächtnis zu rufen, erzählt sie. In der Gruppe mache es aber mehr Spaß.

Das findet auch ihre Arbeitskollegin Steffi Panzer. Die 34-Jährige ist seit elf Trainingsstunden dabei und hatte zuvor schon einmal im Fernsehen Zumba gesehen. So dynamisch durch die Gegend wirbeln, das wollte sie auch und machte mit. Sabine Busch-Völker hat bereits in einer Tanzschule in Jork Zumbaluft geschnuppert. "Aber da hat sich der Kurs nicht gehalten." Vielleicht war es einfach die falsche Zeit für den falschen Ort. Umso mehr freut sich die 48-Jährige, dass die Welle nun nach Buxtehude rübergeschwappt ist. "Es ist etwas für die Seele", sagt sie. Der Kopf werde frei, man baue Stress ab und bekomme so ein Grinsen im Gesicht, das noch Stunden später bleibt und den Alltag gleich viel leichter macht.