Gebäude an der ehemaligen Gummi-Waaren Compagnie sind mit krebserregenden Stoffen belastet

Harburg. Seit gut vier Jahren wird geplant, aber es geht nur in kleinen Schritten vorwärts mit dem ehrgeizigen Projekt süddeutscher Investoren, auf dem Gelände der ehemaligen New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie (NYH AG) an Neuländer Straße, Nartenstraße und Hannoverscher Straße einen modernen Gewerbepark namens EcoCity zu errichten.

Denkmalgeschützte Gebäude und Neubauten sollen hier auf höchste Energieeinsparung getrimmt werden. Zudem soll sich die EcoCity über Solarkollektoren, Photovoltaik und Windkraft weitgehend selbst mit Wärme und Strom. Besonders spektakulär in der bisherigen Planung: Der Bau eines Hotel-Hochhauses mit einer Windkraftturbine im Dach. Für das Gebäude läuft derzeit ein Fassaden-Wettbewerb, an dem sich fünf Architekturbüros beteiligen. Mitte November soll eine Jury eine Variante auswählen. Die Investoren hatten vor mehr als einem Jahr angedeutet, für das 65 Meter hohe Haus einen möglichen Hotelbetreiber an der Hand zu haben.

Parallel läuft ein sogenanntes Vorhaben bezogenes Bebauungsplanverfahren für das 40 000-Quadratmeter-Industriegelände im Harburger Binnenhafen. Das Hamburger Stadtplanungsunternehmen Evers & Küssner entwickelt den B-Plan, in dem Art und Umfang der künftigen Bebauung festgelegt werden. Ein Neubau steht bereits. 2009 zog die Firma Heidelberger Druck ein. Etwa zehn weitere Firmen befinden sich in sanierten Bestandsbauten.

Als richtig problematisch und Zeit verzögernd stellte sich heraus, dass die an der Neuländer Straße gelegenen, mehr als 100 Jahre alten und denkmalgeschützten Gebäude der inzwischen komplett nach Lüneburg umgezogenen NYH AG durch die Gummiproduktion stärker mit krebserregenden Nitrosaminen belastet sind als gedacht. Bauleiter Timo Karossa: "In der Bausubstanz dürfen Menschen wegen der Belastungen nicht arbeiten. Beispielsweise wäre die von uns gewünschte Büronutzung nicht möglich. Aber an einen Abriss der Gebäude war wegen des Denkmalschutzes auch nicht zu denken."

Inzwischen dürfte sich die mehr als ein Jahr andauernde, lähmende Situation etwas entspannt haben. Karossa spricht von einer guten und zielgerichteten Zusammenarbeit mit dem Harburger Bezirksamt. Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner deutet an, dass es denkbar sei, entlang der Neuländer Straße nur die denkmalgeschützte Fassade der ehemaligen Gummi-Fabrik stehen zu lassen. Zur Hofseite hin müsse auch über Abriss der zerstörten Fassadenteile nachgedacht werden können.

Bei bisherigen Messungen waren an einem Gebäude nur geringe Nitrosamin-Belastungen unterhalb der Grenzwerte festgestellt worden. Laut Penner ist die Büronutzung für diesen denkmalgeschützten Bau bereits genehmigt. EcoCity-Bauleiter Timo Karossa hält es aber für notwendig, im Zuge der Gebäudesanierung die Raumluftbelastung weiter zu untersuchen. "Wir können kein Risiko eingehen."