Es gab Zeiten, in denen das Tragen eines Helmes einen gewissen Stolz, eine Erhabenheit über das gewöhnliche Volk ausdrückte. Edward, der "Schwarze Prinz" von Wales, galt im 14. Jahrhundert ebenso als stolzer Träger des zierenden, mannhaften und schützenden Kopfschmuckes, wie auch der griechische Staatsmann Perikles oder der römische Feldherr Pompeius.

Auch der unter anderem für seine Kostümierungen berühmte Kaiser Wilhelm II. empfand es viele hundert Jahre später immer noch als durchaus stattlich und ziemlich, mit einer Pickelhaube in der Öffentlichkeit zu flanieren. Doch seit Kaiser Wilhelms Zeiten scheint den Deutschen der Spaß daran abhanden gekommen zu sein, mit einer optisch wenig unauffälligen Kopfbedeckung durch die Straßen zu laufen. Spätestens infolge der seit 1945 wieder gewonnenen Freiheiten ist den Deutschen das Tragen von Helmen in der Öffentlichkeit definitiv peinlich. Die damit verbundenen martialischen Andeutungen sind nur schwer mit der Idee einer Gesellschaft vereinbar, die auf Freiheit und Selbstverantwortung basiert.

Und nun das: Peter Ramsauer, seines Zeichens Bundesverkehrsminister, will den Bundesbürgern beim Radfahren eine Helmpflicht verordnen, da sich hier, wie auch in vielen anderen Bereichen, die Hoffnungen des Staates auf eine freiwillige Selbstverpflichtung nicht erfüllt haben. Und die Deutschen sind, wie gewohnt, echauffiert. Ein Helm! Pardon, das ist ein martialischer Rückschritt in Kaisers Zeiten. Und außerdem: Sind wir nicht erwachsen genug, um selbst zu entscheiden? Einen peinlichen Fahrradhelm werde man nie aufsetzen - Basta! Und so bleibt der Bundesbürger standhaft - bis der Karneval kommt. Dann laufen sie wieder alle stolz als Ritter mit einer prächtigen Helmzier herum und finden das auf einmal gar nicht peinlich.