Stades Bürgermeisterin will Bürger stärker in die Stadtentwicklung einbeziehen. Auch mehr Kultur- und Familienangebote geplant.

Stade. Ein ambitioniertes Zukunftsprogramm hat Stades Bürgermeisterin Silvia Nieber bei ihrer von großem Beifall begleiteten offiziellen Antrittsrede am Montagabend im Stader Stadtrat präsentiert. Nieber fordert vom Rat, in den kommenden Jahren die politischen Weichen zu stellen, um unter anderem die Integration voranzutreiben und den Wirtschaftsstandort nachhaltig zu stärken.

"Wir brauchen in Stade zukunfts- und wettbewerbsfähige Strukturen für Bürger und Wirtschaft", sagt Nieber. Dazu gehöre neben einem forcierten Ausbau der Autobahn 26, dem Stader Seehafen und dem Bau eines neuen Industriebahngleises auch der weitere Ausbau Stades als CFK-Standort. Das CFK-Valley sei von enormer Bedeutung für Stade als Wissenschaftsstandort und müsse weiterentwickelt werden. Auch eine stärkere Vernetzung mit der Metropolregion Hamburg sei für Stade unabdingbar, um als Wirtschaftsstandort attraktiv zu bleiben.

Klare Worte gibt es in Sachen Hertie-Kaufhaus. "Hier muss etwas geschehen", sagt Nieber. So solle geprüft werden, ob die Verwahrlosung der Anlage etwa die öffentliche Ordnung und Sicherheit beeinträchtige. Dass der Investor das Gebäude verfallen lasse, sei für die Stadt schädlich.

Der Bau eines Kohlekraftwerkes soll weiterhin verfolgt werden. "Wir sollten aber als Stadt ein Projekt auf den Weg bringen, dass ein Modell für die Energiewende in Deutschland sein kann", so die SPD-Politikerin. Bei allen Bauvorhaben der Stadt sei es zudem unabdingbar, dass diese entsprechend den selbst auferlegten und vom Bürger geforderten ökologischen Verpflichtungen umgesetzt würden. Nieber schwebt in diesem Zusammenhang vor, eine Energieberatung für Bürger einzurichten. Zudem erwägt sie, die Stader Bürger stärker an der künftigen Stadtentwicklung zu beteiligen.

Die Einwohner sollen zudem ein umfangreicheres soziales und kulturelles Angebot erhalten. Die Bürgermeisterin will etwa monatliche Sprechstunden für die Stader Bürger im Rathaus einrichten, sowie eine bedarfsorientierte Kinderbetreuung und ein Familienservicebüro. Auch eine Ferienbetreuung von Kindern soll umgesetzt werden. Kulturell und touristisch sind weitere Angebote angedacht; vor allem für Jugendliche solle es mehr Freizeitangebote als bisher geben. "Stade muss das Flair einer Studentenstadt entwickeln", sagt Nieber. Das brauche Zeit, würde der Stadt aber langfristig nutzen.

Nieber erklärt, dass ihr bewusst sei, dass diese Ziele angesichts der Haushaltslage der Stadt ambitioniert seien. "Es wird schwierig für uns, denn diese Aufgaben kann nur eine finanziell starke Stadt bewältigen", so die Bürgermeisterin. Stade müsse zunächst sparen, um handlungsfähig zu bleiben und dem Wählerauftrag, verantwortungsvoll mit den Finanzen umzugehen, gerecht zu werden. Dennoch müsse die Stadt nicht nur sparen, sondern auch gestalten. Um diesen Spagat zu bewältigen, hofft Nieber auf parteiübergreifende Unterstützung im Stadtrat.

Die Bürgermeisterin erklärt zudem, dass sie trotz der brisanten Finanzlage weder eine Privatisierung etwa der Elbe-Klinik oder der Kommunalen Betriebe Stade, noch Kündigungen der städtischen Angestellten in Erwägung ziehen werde.