Ausstellung im Bachmann-Museum zeigt Werke einer Malergruppe, die auf Realismus und alte Technik setzt

Bremervörde. Sechs Künstler sorgen im beschaulichen Bremervörde, in sechs historischen Räumen des Bachmann-Museums für Furore. Die "Neuen Meister" holen den Realismus in der Malerei nach Jahrzehnten aus dem Schattendasein. Sie zeigen teilweise Gemälde, die fotografische Perfektion noch übertreffen, lebensgroß gestaltet sind, durch Lichtreflexe dreidimensional wirken und beim Betrachten philosophische Grundfragen aufwerfen.

Handwerk nach dem Vorbild von Raffael, Tizian, Dürer und Rembrandt

Das besondere an den Werken von Gerd Bannuscher, Roland Heyder, Michael Krähmer, Joachim Lehrer, Ines Scheppach und Siegfried Zademack ist das Handwerk der Gestaltung nach dem Vorbild der "Alten Meister", deren Vertreter zum Beispiel Raffael, Canaletto, Tizian, Rembrandt, Vermeer, Dürer waren.

Schichtenmalerei heißt ihre zeitaufwändige Technik, die heute kaum noch gelehrt wird. Sie ist das Geheimnis der Ausdruckskraft der Motive. Diese Technik führte im Jahr 2000 zum Zusammenschluss dieser Künstlergruppe.

"Das ist kein Job für Feiglinge", sagt Michael Krähmer. Denn Zeitdruck oder monetäre Zwänge seien die Risikofaktoren dieser Kunst. Das Schwierigste ist, dass für das Konzept virtuose Kenntnisse und handwerkliches Können Voraussetzung sind, denn einmal aufgetragene Schichten lassen sich im Nachhinein nicht mehr korrigieren.

Wie Alchemisten haben die sechs Neuen Meister experimentiert, um ihren Stil mit verschiedensten Materialien zu hochkarätiger, gegenständlicher Kunst zu verschmelzen.

"Schichtenmalerei ist eine Technik, die heute kaum gelehrt wird", sagt Joachim Lehrer. Die Mitglieder der Gruppe haben sich als Autodidakten diese Kunst selbst erobern müssen. Hilfe bekamen sie von Restauratoren, die Werke der Alten Meister nach originalem Vorbild bearbeiten. "Neben Talent und technischem Können waren Fleiß und Forscherdrang die treibenden Kräfte in dieser Künstlergruppe", sagte Corinna Cordes vom Organisatorenteam "Kunst an der Oste" bei der Vernissage.

Bis zu 40 Schichten werden aufgetragen, um einem Bild die dramatische Leuchtkraft aus der Tiefe zu geben, die den Betrachter, vor allem bei Werken von Bannuscher und Krähmer, in meditative Einsamkeit oder Erlebniswelten führen. Gerd Bannuscher gelangte über die Öl- zur Acrylmalerei und perfektionierte seine Technik auf höchstes Niveau. Die aufgetragenen Schichten, trocknet Bannuscher zunächst mit einem Föhn, um sie erneut für weitere Farbaufträge anzufeuchten. So entstehen die sensiblen Farbübergänge seiner überwiegend großformatigen Gemälde. Bei seinen Schimpansen-Bildern zeigt er, wie ähnlich sie uns Menschen sind und wirft die Frage auf, "wer eigentlich wen betrachtet". Über Monate hat er die Tiere studiert und mit Zoologen recherchiert.

Viele von Krähmers "magischen Landschaften" beruhigen den Alltagsgestressten mit weiten Horizonten, Wolken, Wellen und Spiegelungen am Meer und paradiesischer Schönheit der Natur. Die Motive sind offenbar bewusst weit von menschlichen Ansiedlungen entfernt. Krähmer gelingt es mit seiner Harzöl-Lasurtechnik aus bis zu zehn Schichten, Meeresleuchten mit grandioser Tiefe dreidimensional zu fixieren und lar darzustellen.

Ganz anders, wenn auch vom Prinzip gleich, ist Ines Scheppachs Bleistifttechnik. Sie greift Lebenssituationen in vielfältigster Form auf. Sie thematisiert Schönheit, Alter, Aufsässigkeit, Schmerz, Freude oder Trauer. Menschen, Tieren und der Natur haucht die Künstlerin mit Farbstiften, Kreide, Kohle, Ölpastellfarben, Aquarellfarben Leben ein.

Roland Heyder war schon als Jugendlicher von Salvador Dali fasziniert

Roland Heyder bekennt, er sei schon als Jugendlicher von dem spanischen Surrealisten Salvador Dalí fasziniert gewesen, was sich unverkennbar in seinen Werken spiegelt. Auch Joachim Lehrer will mit der Schichtentechnik Kontemplatives weitergeben, mit Ruhe und Raum für die Fantasie des Betrachters, so Lehrer, der von Altmeistern und Photorealisten beeinflusst wurde.

"Mit 23 Jahren beschloss ich, endlich richtig malen zu lernen, um zu malen, was ich will", sagt Siegfried Zademack, der bis 1980 als Werbegrafiker tätig war. Mit großer zeichnerischer Begabung und intensiver Passion fürs Umsetzen ausgefeilter Techniken zieht er mit teilweise monumentalen Werken den Betrachter auf die philosophische Ebene. Gravitation ist eines seiner Themen. Ohne Modellvolagen lässt Zademack geheimnisvolle Geschöpfe entstehen und komponiert unaufdringliche Lebensweisheiten.

Die Ausstellung ist bis 23. Oktober dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.