Zwischen Schulzeit und Studium oder Ausbildung zieht es immer mehr junge Menschen ins Ausland.

Stade/Mulsum/Apensen. Sie wollen Sprachen lernen, Erfahrungen sammeln, Menschen und Kulturen kennen lernen oder einfach mal für ein paar Monate raus aus dem gewohnten Umfeld. Christina Blanck, 19 Jahre aus Stade und Teresa Höft, 19, aus Mulsum haben kurz vor ihrer Abreise von ihren Beweggründen und Erwartungen, aber auch von ihren Ängsten erzählt.

Dass Christina Blanck nach Ablauf ihrer Schulzeit für einige Monate ins Ausland geht, war für sie schon in der elften Klasse klar. Das angepeilte Ziel ergab aus der Familiengeschichte der 19-Jährigen. "Die Schwester meines Opas ist nach Melbourne ausgewandert", sagt Blanck. Mit vier Jahren sei sie dort schon gewesen, daran erinnern könne sie sich nur vage. Deshalb war für sie klar, dass sie ihren Auslandsaufenthalt dort verbringen möchte.

Mittlerweile ist die 19-jährige in Sydney angekommen. Dort wurde sie die ersten Tage von der Bonner Organisation "Stepin" betreut, die den Auslandsaufenthalt für die Staderin organisiert hat. Christina Blanck hat sich für das so genannte "Work & Travel"-Programm entschieden. Das bedeutet, sie reist nach den Orientierungstagen eigenständig durch das Land und kümmert sich um Unterkunft, Transfer und auch Arbeit. "Ich habe auch überlegt, als Au-Pair zu gehen, aber dann ist man nur an einem Ort und auf die Gastfamilie angewiesen", sagt Blanck.

Sie aber wollte frei und selbstständig sein. Doch auf den Familienbesuch möchte die 19-Jährige nicht verzichten. Im Oktober reist sie von Sydney nach Melbourne, wohnt dort einige Zeit bei ihren Verwandten. Dann trifft sich die Staderin dort mit einer Freundin aus Deutschland, die erst dann nach Australien reist. Gemeinsam wollen die Beiden dann die gesamte Ostküste des australischen Kontinents bereisen.

Christina Blanck freut sich auf die kommenden Monate, doch vor ihre Abreise hatte sie mit einigen Ängsten zu kämpfen. Was passiert zum Beispiel, wenn sie kein Geld mehr hat oder keine Arbeit findet? "Irgendwie bekommt man das schon hin", sagt Blanck und lächelt. Ihre größten Ängste seien ihr von Familie und Freunden genommen worden, die die 19-Jährige immer unterstützt hätten. Vollständig verschwunden sei ihre Anspannung jedoch erst in dem Moment, wenn sie den ersten Job habe, sagt Christina Blanck.

Mit diesen Sorgen musste sich Teresa Höft im Vorfeld ihrer mehrmonatigen Auslandsreise nicht belasten. Die 19-Jährige aus Mulsum verbringt zehn Monate in der griechischen Hauptstadt Athen. Um Unterkunft und Arbeit muss sie sich in dieser Zeit jedoch nicht kümmern. Sie leistet einen Freiwilligendienst in der deutschen Auslandsgemeinde Athen. Dort wohnt sie gemeinsam mit deutschen Studenten. Trotzdem glaubt die 19-Jährige, dass sie mit diesem Auslandsaufenthalt selbstständiger wird. Schließlich müsse sie in Athen auf eigenen Beinen stehen, sich beispielsweise selbst verpflegen.

Die erste Hälfte ihres Aufenthalts arbeitet Teresa Höft direkt in der Kirchengemeinde. Für die junge Mulsumerin ist das überhaupt kein Problem. "Ich war hier in Mulsum Jugendmitarbeiterin in der Kirche", sagt Höft. Anschließend ist sie allerdings in einem zugehörigen Altenheim beschäftigt. "Davor hatte ich ein bisschen Angst. Deshalb habe ich ein Praktikum in einem Altenheim gemacht", sagt die 19-Jährige.

Dass sie ins Ausland gehen möchte, war für Höft bereits klar, als sie von der Realschule auf das Stader Wirtschaftsgymnasium gewechselt ist. Sie möchte vor allem etwas Neues sehen, eine andere Kultur kennen lernen. Dass sie nun ausgerechnet nach Griechenland reist, war gar nicht von langer Hand geplant. Eigentlich wollte Teresa Höft nach Spanien oder Portugal, bei einem Vorbereitungsseminar der Evangelischen Freiwilligendienste für junge Menschen, entschied sie sich dann für Griechenland, dazu hatte ihr eine Mitarbeiterin der Organisation geraten.

Jetzt ist Teresa Höft glücklich über ihre Entscheidung. Ein bisschen Angst hatte sie vor ihrem Abflug dann aber doch. "Ich spreche kein Wort Griechisch", sagt sie und lächelt verlegen. Für ihre dortige Tätigkeit sei das zwar kein Problem, aber schwierig könnte das tägliche Leben zum Beispiel beim Einkaufen werden. Deshalb möchte sie natürlich versuchen, die Sprache zu lernen. So wird sie zum Beispiel Sprachkurse besuchen, die ihre Organisation für die Freiwillige anbietet.

Teresa Höft und Christina Blanck sind mit gemischten Gefühlen ins Ausland geflogen. Die Freude wurde von einigen Bedenken begleitet. Dass derartige Ängste und Sorgen unbegründet sind, weiß Carolin Scheibel aus Apensen. Die 16-Jährige hat gerade ein Jahr in den USA verbracht. Sie lebte bei einer Gastfamilie in einem Ort nahe der amerikanischen Großstadt Seattle.

Heute spricht Carolin Scheibel von einer ganz tollen Erfahrung, die sie nur jedem empfehlen kann. Zwar sei der Wechsel in eine andere Kultur mit einer anderen Sprache zunächst eine Umstellung, doch man gewöhne sich sehr schnell ein, sagt die 16-Jährige. Einen wichtigen Tipp hat sie dennoch: "Man sollte offen sein, sich auf die neue Kultur einstellen und auch für eine andere Sprache offen sein", sagt Carolin Scheibel. Dabei solle man vor allem ohne Vorurteile und Erwartungen in das Abenteuer Ausland begeben. "Dann ist es auf jeden Fall eine wertvolle Erfahrung und eine Bereicherung fürs Leben", sagt die 16-jährige Apensenerin.

Wer eine längere Zeit im Ausland verbringen will, ist nicht auf sich allein gestellt. Es gibt unterschiedliche Organisationen, die bei der Planung der Reise und des Aufenthalts helfen. "Ich glaub, man kann es auch ohne Organisation schaffen", sagt Christina Blanck. Wer dennoch Hilfe sucht, findet die wichtigsten Informationen im Internet.

www.djia.de

www.stepin.de