Wenn der Frontmann bei Revolverheld einmal nicht auf der Bühne steht, tauscht er das Mikrofon gerne gegen den Golfschläger.

Stade. Am 8. Oktober tritt Johannes Strate mit seiner Band Revolverheld im Stader Stadeum, Schiffertorstraße 7, auf. Wenn der 31-jährige Wahlhamburger mal nicht auf der Bühne steht, tauscht er das Mikrofon gerne gegen den Golfschläger.

Herr Strate, lassen Sie uns über Golf sprechen. Was macht Ihnen am Golfen so viel Spaß?

Johannes Strate: Golfspielen ist das perfekte Gegenstück zum lauten Tourleben. Wenn du auf der Bühne stehst, sind tausende Leute um dich herum, alle schreien, du schreist selbst und es ist einfach laut. Golfspielen hingegen hat schon fast etwas Meditatives. Ich gehe oft auch alleine spielen. Dann konzentriert man sich nur auf seinen Ball, keiner labert, es ist ruhig, man ist in der Natur, hat frische Luft und man bewegt sich. Aber nicht so, dass man am nächsten Tag auseinander fällt. Mir macht das einfach Spaß, ich komme da total zur Ruhe.

Haben Sie als Kind schon gerne Minigolf gespielt?

Nein. Minigolf ist irgendwie so ein Spießer-Ding und meine Eltern sind eher Hippies. Das fanden die immer zu spießig. Vielleicht haben wir im Urlaub mal gespielt, aber ich war kein richtiger Minigolf-Spieler.

Seit wann spielen Sie Golf?

Seit acht Jahren. Ich bin mit einem Kumpel aufgewachsen, der ursprünglich aus Bristol kommt. In England hat Golf eine andere Bedeutung. Da gibt es öffentliche Plätze so wie beim Minigolf, wo man einfach einen Schläger in die Hand bekommt und loslegt. Da braucht man nicht überall die Platzreife und deswegen spielen da viel mehr Leute Golf. Irgendwann hat mich dieser Kumpel hier dann mal zu einem kleinen, inoffiziellen Club mitgenommen, wir haben ein paar Bälle gehauen und ich habe mir meine Wald- und Wiesentechnik angewöhnt.

Aber mittlerweile haben Sie auch die Platzreife.

Ja, irgendwann wollte ich auch in andere Clubs gehen und habe deswegen die Platzreife gemacht. Da hat mich der Trainer dann noch mal auseinander genommen.

Verraten Sie Ihr Handicap?

27,5.

Können Sie für alle Nicht-Golfer erklären, wie man das Handicap errechnet?

Eigentlich ist das ganz einfach. Man hat an jedem Loch eine bestimmte Vorgabe, mit wie vielen Schlägen man am Loch sein muss. Die Anzahl der Schläge, die man insgesamt drüber spielt, das ist das Handicap. Das heißt ich brauche im Schnitt 27,5 Schläge mehr als ein Tiger Woods. Nach acht Jahren müsste ich eigentlich ein Handicap von zehn haben. Aber ich bin nicht so fürchterlich ambitioniert.

Sie sind nicht ehrgeizig und wollen gewinnen?

Na ja, es geht. Man spielt beim Golf ja nicht direkt gegeneinander. Gewinnen und verlieren ist mir da ziemlich egal. Obwohl, wenn ich bei einem Turnier mitmache, werde ich am Ende schon mal ehrgeizig. Aber generell ist es bei mir eher so, dass ich mich ärgere, wenn ich schlechte Schläge fabriziere. Weil ich weiß, ich kann es besser. Aber die Konstanz hat keiner, außer man ist totaler Profi.

Wie oft spielen Sie denn Golf?

Wenn ich die Zeit hätte, würde ich wahrscheinlich zwei oder drei Mal die Woche spielen. Aber wenn man eine lange Runde macht, dauert das ja schon mal vier oder fünf Stunden. Im Moment komme ich nur alle zwei Wochen dazu. Aber einmal pro Woche ist eigentlich schon geil.

Haben Sie einen Lieblingsgolfplatz in Deutschland?

In Hamburg gibt es zwei Plätze, die ich super finde. Einmal der "Golf & Country Club am Hockenberg". Das klingt total vornehm, ist aber nicht so. Das ist in Seevetal, da geht es die ganze Zeit bergauf und bergab. Danach hat man dicke Oberschenkel! Der Platz ist unglaublich schwierig. Wenn ich eine schnelle Runde spielen will, gehe zur "Golf Range Oststeinbek". Das ist ein kleiner Platz mit neun Löchern und einem total netten Klima. Da bin ich auch häufig.

Haben Sie auch schon mal Crossgolf ausprobiert, die urbane Golf-Variante, bei der in der Stadt oder auf industriellen Brachflächen gespielt wird?

Ja, ich habe mal mit den "Natural Born Golfers" Crossgolf gespielt. Wir sind in die Hafencity gefahren und haben zusammen ein paar Bälle in die Elbe gehauen. Übrigens recycelbare Bälle, die sich im Wasser nach einem Jahr oder so auflösen. Das war witzig, aber auf einem Platz zu spielen finde ich besser.

Was ist der ungewöhnlichste Ort, an dem Sie schon mal Golf gespielt haben?

Auf Tobago in der Karibik! Da war es unglaublich heiß und man ist die ganze Zeit mit einem Buggy rum gefahren. Irgendwann fiel dann auf einmal eine Kokosnuss auf den Platz. Das war schon absurd.

Macht Buggy-Fahren so viel Spaß wie man vermuten würde?

Ich habe das erst zwei Mal gemacht, von daher war es natürlich witzig. Man kann damit aber ziemlich schnell umkippen. Das sieht man auch ständig, dass einer in Wasser kippt oder so. Mir ist das zum Glück noch nicht passiert.

Wenn Sie jetzt mit Revolverheld oder später in diesem Jahr mit ihrem Soloalbum auf Tour gehen, haben Sie Ihren Golfschläger dann dabei?

Ja! Wenn wir mit dem Bus unterwegs sind, habe ich ihn immer dabei und spiele auch auf allen möglichen Plätzen. Der Golfclub Würzburg zum Beispiel ist total schön, oben auf einem Berg, von dem man auf die Stadt herunter guckt. Man schlägt sogar über eine Schlucht ab. Da spiele ich eigentlich immer eine Runde, wenn ich in der Stadt bin.

Also wenn andere sich in einer Stadt Museen oder Kirchen anschauen, gehen Sie auf den Golfplatz?

Ich mache alles! Ich gehe auch gerne in Kirchen, gucke mir die Stadt an, esse lokale Spezialitäten und gehe ins Museum. Und dann gehe ich noch Golfen. Als wir mal mit Die Happy auf Tour war, habe ich immer mit deren Schlagzeuger Jürgen gespielt und ihn fertig gemacht. Das wurmt ihn heute noch.

Gibt es jemanden, mit dem Sie gerne mal Golfen würden?

Mit Eddie Vedder (Sänger der Band Pearl Jam, Anm. Der Redaktion).

Spielt der Golf?

Keine Ahnung! Oder mit Justin Timberlake, der spielt auch gut.

Wenn ich morgen zum ersten Mal in meinem Leben Golfen gehen würde, welchen Tipp würden Sie mir mit auf den Weg geben?

Nicht mit Kraft! Einfach mit Selbstbewusstsein da ran gehen. Die meisten Leute haben Angst, weil der Ball so klein ist und sie nicht glauben, dass sie den treffen. Ich würde sagen "nimm Bälle, hau sie und lass dich nicht entmutigen". Denn die ersten 1000 Schläge werden sowieso nichts.