Vielleicht geben sich der Landkreis Harburg und seine Jugendlichen, die ihn bewertet haben, einfach nur bescheiden. Zu viel Lob macht hochnäsig.

Dann wäre die Note 3,5 ein ganz anständiges Ergebnis - zumal sie zwar korrekt aufgerundet nur eine ausreichende Vier ergibt, auf den ersten Blick aber doch eine befriedigende Drei ins Auge fällt. Und die ist "die Eins des kleinen Mannes", wie der Vater eines Freundes zu sagen pflegte. Alles gut?

Natürlich nicht. Zwar kann gegen die Umfrage des Landesjugendrings viel eingewandt werden: Zu wenig Teilnehmer, keine Kontrolle, wer die Fragen im Internet tatsächlich (und wie oft) beantwortete, keine gleichmäßige Verteilung der Teilnehmer im Land. Doch all das sind formale Kritikpunkte. Schiebt man sie beiseite, geben die Ergebnisse zumindest einen Einblick, was Jugendliche in ihrer Region glücklich macht.

Mitreden gehört offenbar dazu. Sie wollen bei politischen Entscheidungen einbezogen werden. Das mag zwar angesichts der oft ausgerufenen Politikverdrossenheit überraschen, ist aber ein verständlicher Wunsch. Wer am Rand stehen muss, ist meist unglücklicher als der Spielmacher.

Dass das Spiel "Politik" nicht öde sein muss, sondern richtig spannend werden kann, haben offenbar auch viele Jugendliche im Kreis Harburg erkannt. Bei der Notenvergabe haben sie in bester Jury-Manier eine wohldurchdachte Bewertung abgegeben. Ihre 3,5 ist genau das, wonach sie aussieht: schlechtes Mittelmaß.