Kandidaten aller Fraktionen machen die Verbesserung der Infrastruktur zum Wahlthema. Lesen Sie hier, über welche Themen in Jork noch debattiert wird.

Jork. Wann wird der Grundstein für die neue Sporthalle gelegt? Wird der Bau einer Entlastungsstraße zwischen dem Gewerbegebiet Ostfeld und der A 26 zügig in Angriff genommen? Und wann ist Schluss mit "der langen Leitung" auf vielen sogenannten Weißen Flächen der Breitbandversorgung in der Einheitsgemeinde Jork? Dies sind nur einige Fragen zu Themen aus den Wahlprogrammen der Parteien, die ihre Kandidaten für die Kommunalwahl am 11. September ins Rennen schicken.

Viele der Wahlthemen sind nicht neu, und wurden bereits in der zurückliegenden Legislaturperiode angepackt. Ob und wie sie in den kommenden fünf Jahren vom neuen Gemeinderat realisiert werden können, wollte das Abendblatt von den Spitzenkandidaten der Parteien wissen.

So viel schon mal vorweg: Alle Parteien sind sich im Großen und Ganzen einig, dass sie etwa die Elbvertiefung ablehnen und die Bewerbung als "Dynamisches Kulturerbe der Unesco" unter bestimmten Kriterien befürworten. Sie wollen, dass der Jorker Ortskern belebt und dass mit den Gemeindefinanzen streng gehaushaltet werden muss. Anders als die anderen Parteien, die sich zu dem Thema Einheitsgemeinde aus Jork und der Samtgemeinde Lühe nicht äußern, spricht sich die SPD klar gegen ein solches Konstrukt aus. "Wir wollen die Eigenständigkeit von Jork erhalten, wir halten nichts von Fusionsideen", sagt Monika Tegtmeyer. "Jorks Identifikation muss die eigenständige Gemeinde sein."

In der Gemeinde Jork, dem Zentrum eines der größten Obstanbaugebiete Europas, leben in den sieben Ortsteilen, Jork, Borstel, Ladekop, Estebrügge, Königreich, Hove und Moorende rund 11 760 Einwohner. Die stärksten Fraktionen im bisherigen Rat waren die CDU und der Bürgerverein Jork (BVJ) mit jeweils neun Ratsmitgliedern. Die SPD hatte fünf Stimmberechtigte, die FDP und Bündnis 90/Die Grünen jeweils zwei Vertreter im Gemeinderat. Der aus der CDU ausgetretene Hinrich Rohbohm war als fraktionsloses Mitglied im Rat. Der Westerladekoper tritt bei dieser Wahl erstmals mit der neuen "Partei der Vernunft" (PdV) an. Womit die Kandidaten der Parteien bei der Wahl punkten, werden die rund 9500 Wahlberechtigten mit ihrem Stimmrecht entscheiden.

Wirtschaft und Infrastruktur

"Wir sind für die Stärkung der heimischen Wirtschaft durch Verbesserung der Infrastruktur", sagt Peter Rolker, Spitzenkandidat der FDP. Das Wichtigste sei hier die Ortsumgehungstrasse entlang der Osterjorker Wettern. Auch Gerd Hubert, Spitzenkandidat vom BVJ, für den Fall, dass er nicht zum Bürgermeister der Einheitsgemeinde gewählt wird, will den Bau der Umgehungsstraße "zeitnah realisiert" sehen. "Ich bin daher für eine Vorfinanzierung des Projekts durch die Gemeinde", sagt Hubert mit Blick auf den Lkw-Verkehr durch die Ortsmitte.

Regine Starck, auf Listenplatz 1 der Grünen, hat diesen Punkt ebenfalls im Wahlprogramm, drängt jedoch auf eine "Aufstockung der Mittel für den öffentlichen Personennahverkehr und bessere Anbindungen an die Buslinien nach Hamburg, Buxtehude und Stade. "Der Erhalt des bestehenden gemeindlichen Straßennetzes mit seinen Brücken, Durchlässen und der Entwässerung muss Vorrang vor neuen Baumaßnahmen zur Erweiterung oder zum Ausbau der Verkehrsinfrastruktur haben", heißt es im Wahlprogramm der SPD, die wieder Monika Tegtmeyer als Spitzenkandidatin ins Rennen schickt. Die Genossen wollen notwendige Grundsanierungen realisieren. Allerdings soll als Ausnahme davon die zweite Anbindung des Gewerbegebietes Ostfeld gesehen werden. "Wir drängen auf zügige Planreife und konkrete Finanzierungszusagen vom Land", sagt sie.

Am gleichen Strang ziehen auch CDU-Spitzenkandidat Hartwig Quast und Hinrich Rohbohm von der PdV mit ihren Fraktionen für eine schnelle Anbindung des Ostfeldes an die Straße "Jorkerfelde". "Sie ist im Haushalt für die nächsten Jahre eingeplant und eines der vorrangigen Ziele unserer Arbeit", sagt Quast. Die CDU will in Sachen Landes- und Kreisstraßen Landkreis und Land in die Pflicht nehmen, um den Zustand der Straßen kontinuierlich zu verbessern.

Um einen Verkehrsinfarkt für Jork abzuwenden, müsse vor Öffnung der A-26-Anschlusstelle Jork die Umgehungsstraße fertig sein und die gefährliche Ladekoper Kreuzung bautechnisch entschärft werden, argumentiert auch Rohbohm. "Dieses Projekt gehört auf die Prioritätenliste des Landkreises noch vor Radwegsneubauten."

Belebung des Ortskerns von Jork

Auf wirtschaftliche Belebung des Ortskerns von Jork drängen die meisten Kandidaten mit Blick auf den Altländer Markt und die leeren Geschäfte im Zentrum. Die CDU möchte die Gemeinde bei der Gestaltung in einer aktiveren Rolle sehen. Einen erfolgreichen Schritt in die richtige Richtung hatte bereits der BVJ mit dem Konzept eines Wochenmarktes an jedem Freitag gewagt. Um auch für die anderen sechs Wochentage den Einzelhandel zu beleben, will Rohbohm mit Politikern und Verwaltungsmitarbeitern Gespräche mit dem Berliner Besitzer der Häuser- und Ladenzeile am Altländer Markt forcieren. "Er muss in ein Gesamtkonzept einbezogen werden", sagt Rohbohm.

Die Grünen beschränken sich auf Vorschläge des Seniorenbeirates für ein barrierefreies Jork und unterbreiten keine Vorschläge für mehr Einzelhandel im Ort.

Bewerbung um das Welterbe der Unesco

Mehr Einigkeit ist zur Bewerbung um einen Welterbestatus des Alten Landes zu erkennen. Tenor fast aller Fraktionen: Wir befürworten eine Bewerbung, wenn Belange des Obstanbaues nicht eingeschränkt werden. Rohbohm schränkt die Zustimmung seiner Fraktion ein: "Nur wenn der Erwerbsobstbau, um dessen Existenzen es geht, das Vorhaben mehrheitlich unterstützt, sind wir für eine Bewerbung." Dies sagt auch CDU-Kandidat Quast.

Elbvertiefung

In diesem Zusammenhang argumentiert die CDU wie alle anderen Fraktionen gegen die geplante Elbvertiefung. Von einer erhöhten Sturmflutgefahr und einer mangelnden Deichsicherheit wäre die Gemeinde Jork betroffen. "Für die CDU steht die Sicherheit der Bürger an erster Stelle. Leider haben die bisherigen Strombaumaßnahmen der Elbe mehr und mehr dazu geführt, dass die Nebenarme der Elbe, Häfen und Ufer immer stärker verschlicken oder Deichvorland abbricht", sagt Quast.

Die Gefahr einer zunehmenden Versalzung von Elb- und Grundwasser im Alten Land berühre nicht nur die Landwirtschaft, sondern gehe alle Bürger an, so die Kandidaten aller Fraktionen. "Eine weitere Elbvertiefung ist deshalb unverantwortbar", sagt Rolker von der FDP. "Wir erwarten, dass die Gemeinde die Bedenken aller Bürger und Interessengemeinschaften, wie Obstbau, Unterhaltungsverbände, Elbfischer, Sportschifffahrt, weiterhin konsequent vertritt und ihre Rechte verteidigt", sagt Quast.