Die Ansichten der Spitzenkandidaten der Parteien sprechen über Finanzprobleme, Windparks und eine Einheitsgemeinde.

Fredenbeck. Der Wahlkampf geht in die heiße Phase: Wird die Samtgemeinde Fredenbeck zur Einheitsgemeinde? Wie sollen die Schulden abgebaut werden? Was passiert im Windpark Deinste-Helmste? Und bekommt Fredenbeck irgendwann noch ein Heimathaus? Das Abendblatt hat mit Blick auf die Kommunalwahl am 11. September mit den Spitzenkandidaten für die Samtgemeinderatswahl von CDU, SPD, den Grünen, FDP und der neuen Freien Wählergemeinschaft (FWG) "Pro Bürger" über wichtige Themen in der Samtgemeinde Fredenbeck gesprochen.

Die Samtgemeinde Fredenbeck mit ihren Mitgliedsgemeinden Fredenbeck, Deinste und Kutenholz hat rund 12 650 Einwohner. Mit 16 Sitzen im Samtgemeinderat haben die Christdemokraten bislang die Mehrheit. Die SPD stellt zwölf Ratsmitglieder, die Grünen haben bei der Kommunalwahl 2006 zwei Sitze ergattert. Samtgemeindebürgermeister Friedhelm Helk ist noch bis zum Jahr 2014 im Amt.

Einheitsgemeinde

Im vergangenen Jahr stellte die SPD den Antrag zu prüfen, wie viel gespart werden könnte, wenn Fredenbeck zur Einheitsgemeinde würde. Außerdem sollte die Bevölkerung am 11. September dazu befragt werden. Die CDU lehnte ab. "Ich bin kein Freund der Einheitsgemeinde", sagt CDU-Spitzenkandidat Diedrich Wohlers. Die Bürgernähe gehe verloren. Hier stimmt SPD-Kandidatin Anita Steffens zu, ist einer Einheitsgemeinde gegenüber jedoch offen. "Man müsste prüfen, was es spart und ob die Bürger es wollen", sagt Steffens. Es sei eine interessante Möglichkeit, aber die einzelnen Dörfer müssten das Gefühl haben, dass sie auch vorkommen, sagt Elke Weh, Spitzenkandidatin der Grünen in der Samtgemeinde.

Eine schlanke Verwaltung sei zwar positiv, sagt FDP-Spitzenkandidat Klaus Busacker, doch die Umwandlung in eine Einheitsgemeinde ginge seiner Ansicht nach auf Kosten der Bürger in den Dörfern mit ihren Anliegen. "Die Menschen vor Ort wissen am besten, wo der Schuh drückt", sagt Busacker. Unentschlossen ist Helmut Klintworth (FWG). "Man muss die Vor- und Nachteile abwägen", sagt er, sei aber grundsätzlich nicht dagegen.

Finanzen

In fast allen Kommunen sind die Kassen leer. Das gilt auch für die Samtgemeinde Fredenbeck. Derzeit betragen die Schulden rund 4,7 Millionen Euro. Alle Spitzenkandidaten sind sich einig, dass erforderliche Investitionen für Bildung, Kinderbetreuung und Feuerwehr unvermeidbar seien. Mit Vorsicht investieren, fordert CDU-Mann Wohlers. Etwas konkreter wird Anita Steffens (SPD): "Wir müssen überlegen, ob wirklich jeder kleiner Wirtschaftsweg ausgebaut werden muss, auch wenn es Zuschüsse gibt."

Elke Weh von den Grünen findet ohnehin, dass weniger Geld in den Straßenbau investiert und weniger kleine Wirtschaftswege gepflastert werden sollten. Ihrer Meinung nach sollten die Prioritäten anders gesetzt und mehr in den sozialen Bereich und die Schule investiert werden. Außerdem sollte die Verwaltung Fördermöglichkeiten besser ausnutzen als bisher.

Seit 2007 hat die Samtgemeinde Fredenbeck kontinuierlich Schulden abgebaut. FDP-Kandidat Klaus Busacker glaubt jedoch, dass die Kommune mit Kürzen allein nicht weiterkomme. Deshalb spricht er sich dafür aus, die Einnahmen zu erhöhen. Es müssten Baugebiete ausgewiesen und mittelständische Betriebe im Ort angesiedelt werden. Dazu müsse vor allem die Lebensqualität in der Samtgemeinde erhöht werden, sagt Busacker. Politik und Verwaltung müssten kreativ sein, um die Einnahmen zu erhöhen. Helmut Klintworth (FWG) möchte einige Projekte künftig stärker auf den Prüfstand stellen. "Es werden teilweise Schulden gemacht, nur weil es Zuschüsse gibt", sagt Klintworth. Das sei eine klare Verschwendung von Steuergeldern.

Windpark Deinste-Helmste

Seit dem Ausstieg aus der Atomkraft ist klar, dass Strom künftig verstärkt mit erneuerbaren Energien produziert werden muss. In der Samtgemeinde Fredenbeck gibt es zwei Windparks, in Kutenholz und in Deinste-Helmste. Beide sollen erweitert werden. Zurzeit stehen 14 Windkrafträder im Bürgerwindpark Deinste Helmste, für den sich 16 Grundbesitzer zusammengeschlossen haben. Südlich des bisherigen Windparks sollen sechs Anlagen gebaut werden. Hinzu kommen drei weitere Anlagen auf dem Gelände des bisherigen Parks. Doch in Deinste formiert sich Protest. Gegner haben einen Protestbrief verfasst und 57 Unterschriften gesammelt. "Die Bevölkerung ist nicht mitgenommen worden", sagt Elke Weh von den Grünen dazu. Das sei ihr einziger Kritikpunkt. Zwar sei formal alles korrekt abgelaufen, doch die Art und Weise habe zu wünschen übrig gelassen.

Helmut Klintworth (FWG) spricht sich zwar nicht gegen Windparks aus, aber diese dürften nicht zu Lasten der Bürger entstehen, ohne diese zu beteiligen. Er schlägt vor, die kritischen Bürger auch finanziell zu beteiligen. Im Deinster Fall sei dies von Seiten der Betreiber bislang stets kategorisch abgelehnt worden, sagt Klintworth. SPD, CDU und FDP sehen der Erweiterung des Windparks Deinste-Helmste weniger kritisch entgegen.

FDP-Kandidat Klaus Busacker sagt, dass es immer Menschen geben werde, die gegen solche Projekte sind. Er nennt ein Beispiel zum Vergleich: "Alle wollen auf der Autobahn fahren, aber keiner will sie vor der Tür haben." Busacker spricht sich unterdessen für Repowering aus. Mit der Aufrüstung bestehender Anlagen könnte die Stromproduktion seiner Meinung nach ausreichend erhöht werden. "Größere Anlagen ja, aber es dürfen nicht überall Windparks entstehen", sagt Busacker.

Dorfgemeinschaftshaus

In der Samtgemeinde Fredenbeck passiert momentan einiges. In Schwinge läuft die Dorferneuerung. Das Dorfgemeinschafts- und Feuerwehrhaus in Helmste soll ausgebaut werden. In Deinste wurde der neue Kulturbahnhof gerade eingeweiht. In Fredenbeck würde der Verein "De olen Hüüs in Fredenbeck" gern den 250 Jahre alten Neumannschen Hof als Heimathaus wiederaufbauen. Bislang gab es dafür von der Kommune kein Geld.

Im größten Dorf der Samtgemeinde gebe es kein Dorfgemeinschaftshaus oder ähnliches, betont Elke Weh von den Grünen. Warum der Gemeinderat in Fredenbeck die Initiative einiger Bürger nicht unterstützt hat, begreife sie nicht. CDU-Mann Diedrich Wohlers ist Bürgermeister der Gemeinde Fredenbeck. Er habe nichts gegen ein Dorfgemeinschaftshaus, es müsse allerdings auch unterhalten werden. "Das kann der Verein nicht und dann geht es wieder auf die Gemeinde über", sagt Wohlers. In Kutenholz gibt es ein schönes Dorfgemeinschaftshaus, das nicht von der Gemeinde unterhalten wird. Anita Steffens (SPD) wohnt in Kutenholz.

Das Dorfgemeinschaftshaus sei in erster Linie Problem der Gemeinde, sagt sie. Sie würde das Gelände zur Verfügung stellen, aber nur, wenn der Verein ein Konzept vorlegt, wie sich das Haus allein trägt, so wie in Kutenholz. Helmut Klintworth (FWG) ist der Meinung, dass ein Dorfgemeinschaftshaus in der Gemeinde Fredenbeck fehle. Viel mehr stört ihn allerdings, dass Bürger, die sich einbringen wollten und jahrelang für ein Projekt gekämpft haben, "einfach abgewatscht werden".

Bürgermeister

Friedhelm Helk (parteilos) steht in diesem Jahr nicht zur Wahl. Der Samtgemeindebürgermeister ist seit 2001 im Amt und wurde bei der Kommunalwahl 2006 für acht Jahre wiedergewählt.

CDU

Diedrich Wohlers aus Fredenbeck steht auf Listenplatz 1 der CDU für die Samtgemeinderatswahl, ihm folgen Gerhard Seba, Marianne Wiebusch, Gerhard Behrmann und Antje Mießner.

SPD

Anita Steffens aus Kutenholz steht auf Listenplatz 1 der SPD bei der Samtgemeinderatswahl. Auf den Plätzen folgen Manfred Schild von Spannenberg, Uwe Lütjen und Hans-Ulrich Schumacher.

Grüne

Elke Weh ist Spitzenkandidatin der Grünen für die Samtgemeinderatswahl. Auf den vorderen Plätzen folgen Evelyn von Bargen, Florian Schild von Spannenberg und Peter Bendick.

FDP

Klaus Busacker ist Spitzenkandidat der FDP für die Wahl zum Fredenbecker Samtgemeinderat. Dem Rentner aus Fredenbeck folgt Studentin Christina Rux. Die beiden sind die einzigen Kandidaten.

FWG Pro Bürger

Helmut Klintworth ist Spitzenkandidat der neuen Wählergemeinschaft "Pro Bürger". Auf den vorderen Plätzen der Liste folgen Manfred Schmetgen, Jeannette Jacob und Rolf Helmecke.