Wer an einem “Comic-Casting“ teilnimmt, kann sich im Kunstwerk wiederfinden. Die Künstler verwirklichen ein “partizipatorisches Projekt“.

Agathenburg. Mit einem außergewöhnlichen Ausstellungs- und Comic-Projekt will die Kulturstiftung Schloss Agathenburg ihr Publikum überraschen und aktiv in das Kunstgeschehen einbeziehen. Der Clou: Schloss-Besucher können zu Comic-Figuren werden. Für diesen Sonnabend um 18 Uhr laden die Künstler Gilbert Geister und Matthias Schamp zur Vernissage ins Schloss an der Hauptstraße ein. Bis zum 25. September heißt es dann "Flap Flap - ein Comicprojekt für Schloss Agathenburg".

Die Künstler verwirklichen für Agathenburg ein spannendes, so genanntes "partizipatorisches Projekt" vor den Schlosstüren, so Rieke Buning von der Kulturstiftung Schloss Agathenburg. "Während der Zeit der Ausstellung recherchieren die beiden Künstler für eine Bilderfortsetzungsgeschichte, deren Geschichte im Schloss Agathenburg spielt. Besucher der Ausstellung können Teil der Handlung werden, indem sie sich bei Portraitsitzungen zeichnen lassen", sagt Buning.

Wer an diesem "Comic-Casting" teilnimmt, kann sich am Ende im Kunstwerk verewigt wiederfinden. "Flap, Flap" ist einerseits das Geräusch, mit dem die Künstler stets zu ihren Abenteuern aufbrechen und zugleich das Signal für Besucher, ins Geschehen mit einzusteigen. Die Geschichte spielt im Schloss Agathenburg und seiner Umgebung. Zur Grundlage des Konzeptes gehört, dass die heutige Zeit ebenso im Comic auftaucht wie die Geschichte des Schlosses Agathenburg im 17. und 18. Jahrhundert. Wie bereits in ihrem Comic "Der Gulp" mischen die Künstler unter den Namen Schampman und Geisterman auch selbst aktiv im Agathenburg-Comic mit.

Der Zeichner Gilbert Geister und Matthias Schamp, verantwortlich für die Story, sehen im Agathenburger Comic "in gewisser Weise eine Fortsetzung des Comics Gulp", den das Duo 2007 für den Dortmunder Kunstverein erarbeitet hatte. Damals wurde in einer Art "Inversion", also einer Umdrehung, die reale Ausstellungs-Situation in eine nur ausgedachte Umgebung übersetzt.

Auch für das Agathenburger Projekt würden die beiden Künstler wieder in der Eigenschaft als Superhelden die Geschicke ihrer Geschichte lenken.

Der Comic als Kunstform schaffe dabei zum einen eine Abbildungswirklichkeit, die an den Sehgewohnheiten kommerzieller Comics orientiert ist, zum anderen ist sie mit ihrem feinen Kolorit und der Auflösung von Formen eine freie künstlerische Arbeit, so Geister. Sinn oder Unsinn der Handlung habe auch über die Sprache eine Direktheit, die von einem Comic erwartet werde, so Schamp. Aber Schamp scheut sich nicht, statt Texten in üblicher Sprechblasenlänge eine komplette Eröffnungsrede per Sprechblase zu präsentieren. Darüber hinaus können im Comic Ebenen und Orte wechseln oder Zeiten übersprungen werden, wie es ausschließlich die Fiktion ermöglicht. Neben dem zeichnerischen und sprachlichen Changieren zwischen Kunst und Comic eröffnen Geister und Schamp einen neuen Zugang zur Kunst. Die erste Recherche und Porträtsitzung sei für Sonntag, 11. September, von 14 Uhr an, geplant, so Buning. Der fertige Comic soll im März 2012, im Rahmen einer weiteren Ausstellung in Agathenburg präsentiert werden.

In ihrer Ausstellung zeigen Matthias Schamp und Gilbert Geister zudem Werke, die im Bezug zum Projekt stehen. So die Mal-Maschine von Geister oder die Polaroid-Serie "Schlechte Verstecke" von Schamp, Originalzeichnungen aus dem ersten Superhelden-Comic "Der Gulp", lebensgroße Porträtzeichnungen sowie Installationen beider Künstler. Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, sonnabends und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet vier Euro.

www.schlossagathenburg.de