Einschulung! Jetzt ist er also da, der lebensverändernde Moment für meine Tochter, für meine Frau, meine ganze Familie.

Einschulung! Jetzt ist er also da, der lebensverändernde Moment für meine Tochter, für meine Frau, meine ganze Familie - und ich sitze in der ersten Reihe der Aula und bekomme die Videokamera nicht in Gang, klopfe auf den Akku. Drücke schwitzend den REC-Knopf, der sich weigert, eine Funktion auszulösen. Nehme die Kassette rein und wieder raus. Hadere schließlich mit Murphys Gesetz, wonach solche Geräte bei jedem blöden Quatschtermin stundenlange Aufnahmen in HD-Qualität abliefern, wenn's drauf ankommt, aber gar nichts oder verwackelten Mist.

Und so verpasse ich, wie meine Kleine ganz aufgeregt die Treppe auf die Bühne erklimmt, geführt von einer Patenschülerin aus der dritten Klasse. Wie sie sich ganz stolz in die Reihe ihrer Mitschüler einreiht, die neue Lehrerin anhimmelt und ganz albern mit einer Freundin aus ihrer Klasse tuschelt und kichert. Ich verpasse ihren Blick in meine Richtung und wie sie die Stirn runzelt, weil Papa eben nicht guckt, sondern nur wutentbrannt auf seine Kamera schimpft.

Woher ich das weiß? Die Patentante hat alles aufgezeichnet. Mit ihrem Handy. So konnte ich doch noch dabei sein, als ich die Mail mit dem Film bekam.

Beim nächsten großen Moment im Leben meiner Tochter werde ich weder Kamera noch Handy mitnehmen. Ich will einfach nur dabei sein. Den Moment sehen, hören und fühlen. Und wenn ich wissen will, wie es war, habe ich die Bilder im Kopf.