Eine Glosse von Cornelia Putzbach

Alle reden von Entschleunigung, die Slow-Food-Bewegung ist in vollem Gange, man soll sich Pausen und Ruhe gönnen, heißt es. Um gestärkt und voller Arbeitslust weitermachen zu können. Wer nun denkt: okay, Pause und Ruhe gönne ich mir in diesem Jahr mal an einem kleinen See, weit ab von meiner täglichen Umgebung, der muss erst einmal den Super-Stress-Test bestehen. Denn er muss buchen. Ob Bahn oder Flugzeug: günstige Preise gibt es, wenn du dich zum richtigen Zeitpunkt entscheidest. Da können fünf Minuten später gleich schon mal doppelt so teuer werden. Oder vielleicht auch günstiger. Je nachdem, wie stark die Online-Nachfrage dann ist. Begehrlichkeit hebt die Preise. Das ist ein Marktgesetz. Das nenne ich In-der-Falle-sitzen.

Man weiß nie, ob man den besten Zeitpunkt erwischt, verbringt kostbare Zeit vor dem Bildschirm statt mit einem Buch und der Vorfreude auf den See. Was wäre das schön: Ein Ticket in die Berge kostet eine bestimmte Summe, und wenn der Zug voll ist, gibt es keines mehr, basta! Eine entspannte Vorstellung, die einem viel Frust vor dem Rechner ersparen könnte.

Ich habe das gute, alte Reisebüro wieder entdeckt.

Dort sitzen freundliche Menschen, die mir das Gefühl der Entspannung geben, bevor ich überhaupt losgefahren bin. Ich kümmere mich um keine Fünf- Minuten-Rabatte mehr und gehe lieber spazieren. Der Rechner bleibt aus, während ich von meinem See träume. Und mir nachher mein Ticket hole, in aller Ruhe.