Der Kreistag wird sich mit der Personaldiskussion wegen der Fusion des Stader Jugendamtes mit dem Kreisjugendamt beschäftigen.

Stade. Wegen der angeblichen Beschwerden von Mitarbeitern des Stader Jugendamtes bei der Gewerkschaft Ver.di verlangt nun auch der Kreistagsabgeordnete der Linken, Benjamin Koch-Böhnke, Antworten von der Kreisverwaltung über den derzeitigen Stand der Verhandlungen zwischen Stadt und Landkreis.

Mehrere Mitarbeiter des städtischen Jugendamtes hätten sich laut Ver.di darüber beklagt, dass sich die Kreisverwaltung nicht an die Abmachungen mit dem Stader Rat zur Übergabe des Jugendamtes halten würde und die Jugendamtsmitarbeiter zum Teil unter Tarif bezahlen wolle.

Der Stader SPD-Fraktionschef Kai Holm hatte vergangene Woche aufgrund dieser Meldung bereits eine Beratung im Stader Verwaltungsausschuss im August gefordert, um dort zu klären, ob die Vorwürfe von Ver.di zutreffend seien oder nicht. Landrat Michael Roesberg hatte die Vorwürfe der Gewerkschaft im Hamburger Abendblatt als "nicht zutreffend" zurückgewiesen und Ver.di vorgeworfen, sich nicht ausreichend informiert zu haben. Laut Roesberg würden die Gespräche zwischen den Mitarbeitern der Jugendamtes und der Kreisverwaltung positiv verlaufen.

In seiner Anfrage an den Landrat möchte Koch-Böhnke dennoch wissen, ob es, wie von Ver.di behauptet, der Wahrheit entspreche, dass einigen Stader Jugendamtsmitarbeitern von Seiten des Kreises eine Weiterbeschäftigung nur bei niedrigerem Gehalt angeboten wurde und andere Mitarbeiter aufgefordert worden seien, Bewerbungen zu schreiben.

Wie Koch-Böhnke gegenüber dem Abendblatt erklärte, sei es sinnvoll, mehr Transparenz in den laufenden Übergabeprozess zu bringen, auch um eventuell bestehende Befürchtungen zerstreuen zu können. "Es muss schnellstens geklärt werden, ob diese Vorwürfe den Tatsachen entsprechen, denn es geht hier sowohl um die berufliche Zukunft der Mitarbeiter des Jugendamtes als auch um die Frage, ob künftig noch genügend Jugendamtspersonal für die Betreuung der Kinder und Jugendlichen zur Verfügung steht", so der Linken-Kreistagsabgeordnete.

Sollten sich die Anschuldigungen bestätigen und die Kreisverwaltung nicht einlenken, könnten nach Ansicht der Linken möglicherweise Stellen im Jugendamt gefährdet sein. Eine ähnliche Befürchtung äußerte auch der SPD-Politiker Kai Holm.

"Sollten die Vorwürfe zutreffen, müsste der Kreistag noch vor Jahresbeginn 2012 beschließen, die bisherigen Arbeitsverhältnisse anzuerkennen und somit auch die bisherigen Lohngruppen", meint Koch-Böhnke, der die knappen Kassen des Landkreises nicht für als Argument gelten lassen will, künftig beim Jugendamtspersonal zu sparen. "Die Fälle von vernachlässigten und misshandelten Kindern zeigen immer wieder, dass hier jede helfende Hand gebraucht wird", so der Linken-Politiker. Landrat Michael Roesberg erklärte vergangene Woche, dass es keine untertarifliche Beschäftigung der Jugendamtsmitarbeiter geben werde, wenn diese zum Kreisjugendamt dazustoßen würden.