In einer Zeitungsmeldung lese ich: “Die Hängematte als Element zur Erhöhung der Lebensqualität wird nach wie vor unterschätzt.“ Begründet wird dies durch eine Studie der Universität in Genf. Darin heißt es: Probanden seien schneller eingeschlafen, und ihr Schlaf sei auch tiefer gewesen.

Dabei fällt mir ein: Anfang der Sechzigerjahre verdiente ich meine Heuer nicht mehr als Matrose auf rostigen Seelenverkäufern. Ich schrieb Geschichten von der christlichen Seefahrt, die in Zeitungen erschienen, nachdem alles Unchristliche gestrichen wurde. Mein erster Ankerplatz war eine Dachwohnung in Hafennähe. Es war Sommer, und ich spannte eine Hängematte auf dem Balkon auf. Das Balkongitter schien der einzige stabile Halt im alten Gemäuer zu sein. Der Wandputz rieselte unter den Tapeten, und der Balkonboden bröckelte wie ein trockener Keks. Wäre ich nicht nach kurzer Zeit ausgezogen, hätte ich vielleicht bald frei an der Hauswand in der Hängematte gehangen, nur vom Balkongitter gehalten.

In milden Nächten schlief ich unter freiem Hamburger Himmel in der Hängematte. Stimmungsvolle Nächte waren das. Über den Dächern schwebte der Geruch von Teer, Öl, dem Brackwasser der Elbe und der leichten Brise von weiter Welt. Die Sirenen der große "Pötte" dröhnten tief und heiser, Rufe des Abschieds oder Wiedersehens. Unten durch die offene Kneipentür hörte ich manchmal Frauenlachen und aus der Musikbox tönte immer wieder "La Paloma".

Über dieser betriebsamen und sündigen Welt schwebte ich in der Hängematte, ab und zu leicht pendelnd, wie ein Kompass in kardanischer Aufhängung auf stürmischer See. Eine wahre Erhöhung der Lebensqualität!