In dem 200 Jahre alten Haus entsteht ein Heim für Demenzkranke. Mit dabei sind Anke Kahlich, ihre Tochter Theresa und Therapiehund Henry.

Wedel/Fredenbeck. Anke Kahlich und ihre Tochter Theresa gehen zufrieden über die Baustelle, Golden Retriever Henry ist immer an ihrer Seite. Die Bauarbeiten an der Vorfeldstraße in Wedel bei Fredenbeck kommen gut voran. Ein mehr als 200 Jahre altes Bauernhaus soll bis Januar 2012 zu einem gemütlichen Zuhause für Menschen werden, die an Demenz erkrankt sind.

Mutter und Tochter planen das Großprojekt, das jetzt in seine entscheidende Phase geht, bereits seit etwa sechs Jahren. Anlass für ihre Entscheidung war ein Krankheitsfall in der eigenen Familie. Die vorhandenen Betreuungsmöglichkeiten hatten den beiden nicht zugesagt. Vor allem seien die meisten Häuser zu groß, in der Regel hätten Einrichtungen für an Demenz Erkrankte 100 oder mehr Plätze, sagt Theresa Kahlich. "Es muss Wege geben, die besser sind, weg von den Rieseneinrichtungen", sagt Anke Kahlich.

In Wedel sollen nun 29 Plätze auf einer Nutzfläche von rund 1200 Quadratmetern entstehen. Vom historischen Bauernhaus bleiben die Fassade sowie das tragende Holzgerüst erhalten. Alles andere wird komplett neu gebaut und die alte Konstruktion in den Neubau integriert. Wenn alles nach Plan verläuft, soll der Bau Ende November dieses Jahres fertig sein.

Dass die alte Fassade erhalten bleibt, ist für die beiden Frauen besonders wichtig. Viele kennen das alte Haus aus ihrer Kindheit, es wurde in der Vergangenheit auch für öffentliche Veranstaltungen und Feiern genutzt. "Die Wiedererkennung ist wichtig bei dieser Krankheit, damit sich die Menschen wohl fühlen", sagt Theresa Kahlich.

Die 26-jährige Fredenbeckerin ist gelernte Hauswirtschafterin und studierte Gerontologin. Sie wird künftig die Heimleitung übernehmen. Mutter Anke kümmert sich künftig um die Finanzen und die Hauswirtschaft. Die 54-jährige Fredenbeckerin ist gelernte Bankkaufrau und Hauswirtschaftsmeisterin. Dass die beiden das Projekt gemeinsam angehen, war von Beginn an klar. "So ein großes Projekt muss geschultert werden, auch finanziell", sagt Anke Kahlich.

Bei der Finanzierung können die beiden Fredenbeckerinnen auf EU-Fördermittel zurückgreifen. Sie werden mit Mitteln aus dem Programm "Europa fördert Niedersachsen" unterstützt. Über die Zusammenarbeit mit ihrer Tochter spricht sie mit Blick auf Fachkompetenz, Lebenserfahrung und Zukunftsvisionen von einer "idealen Kombination".

Schon jetzt lässt sich erahnen, was wenige Kilometer abseits von Fredenbeck geschaffen wird. Vor dem Hauptgebäude entsteht ein Vorbau mit Büroräumen und einem Umkleideraum für die Angestellten. Bis zu 20 gut ausgebildete Arbeitskräfte in Voll- und Teilzeit sollen eingestellt werden. Der Haupteingang führt direkt in eine große Diele. "Hier entsteht der zentrale Punkt der Begegnung", sagt Anke Kahlich.

Diese Begegnung ist ein zentraler Punkt im Konzept der beiden Frauen. Zum einen solle eine Wohnwelt geschaffen werden, die sich den Bedürfnissen der Bewohner anpasst, das heißt die Mitarbeiter werden auch auf frühere Rituale und Tagesabläufe der Bewohner eingehen, damit diese sich so heimisch wie möglich fühlen. Aus diesem Grund werden die Zimmer neben einer eigenen Nasszelle lediglich mit einem Einbauschrank, einem Pflegebett und einem Nachttisch ausgestattet. Kleinere Möbel sollen sich die Bewohner mitbringen. "Es ist ganz wichtig, dass sie zum Beispiel in ihrem eigenen Sessel sitzen", sagt Theresa Kahlich.

Gleichzeitig sollen die Bewohner jedoch auch am Leben auf der Diele teilhaben. Darüber hinaus wird auf dem insgesamt 13 000 Quadratmeter großen Grundstück ein etwa 400 bis 500 Quadratmeter großer sogenannter Garten der Sinne angelegt. Dieser ist geschützt und jederzeit für die Bewohner zugänglich. Dass die gesamte Einrichtung barrierefrei gebaut wird und es keine Treppenhäuser gibt, ist Theresa und Anke Kahlich ebenfalls wichtig.

Ein wichtiger Faktor im Betreuungskonzept der beiden Frauen ist auch Henry. Der 16 Wochen alte Golden Retriever wird derzeit in Bremerhaven zu einem Therapiehund ausgebildet. Solch ein Therapiehund solle in erster Linie für die Bewohner da sein und bei ihnen ein Wohlbefinden auslösen, erklärt Theresa Kahlich. Golden Retriever eigneten sich dafür sehr gut. Diese Hunde seien besonders ruhig, geduldig und schmerzunempfindlich.

Noch hat Henry seine Ausbildung nicht abgeschlossen, aber bis die ersten Bewohner kommen, ist schließlich auch noch Zeit. Täglich arbeiten ausschließlich Handwerker aus der Region daran, dass die ersten Bewohner am 1. Januar 2012 einziehen können. Derzeit sieht es gut aus. "Wir liegen im Zeitplan", sagt Anke Kahlich zufrieden.

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