Pianist Haiou Zhang zählt zu den erfolgreichsten Musikern Chinas. Doch seine wahre Leidenschaft ist das Kochen. Im August gastiert er in Buxtehude

Haiou Zhang ist einer der erfolgreichsten Pianisten Chinas. Wenn er nicht gerade am Klavier sitzt, dann steht der mittlerweile in Hannover lebende26-Jährige am liebsten in der Küche und schwingt den Kochlöffel.

Hamburger Abendblatt:

Herr Zhang, lassen Sie uns über das Kochen sprechen. Sie sind leidenschaftlicher Hobby-Koch. Schon immer?

Haiou Zhang:

Nein. Ich bin im Alter von 18 Jahren nach Deutschland gekommen und das Essen hier war am Anfang ziemlich ungewohnt für mich. Ich bin in China groß geworden, wir haben eine ganz andere Küche. Damit musste ich erst mal klar kommen. Am Anfang bin ich oft hungrig ins Bett gegangen. Schließlich habe ich mir selber beigebracht zu kochen.

Abendblatt:

Was hat Ihnen an der Deutschen Küche nicht geschmeckt?

Zhang:

Das war mir vom Geschmack zu einseitig. Zu schwer, zu heftig. Heute komme ich damit viel besser klar. Spargel, frisches gekochtes Gemüse oder ein Schnitzel mag ich gerne.

Abendblatt:

Und wie steht es mit typischen deutschen Gerichten wie Scheinshaxe mit Sauerkraut?

Zhang:

Sauerkraut und Schweinehaxe mag ich gerne, mit ein bisschen Sojasoße und Knoblauch schmeckt das gut. Aber was ich immer noch nicht essen kann, sind Gerichte mit Käse oder Milchprodukten wie Sahne, das vertrage ich einfach nicht. So etwas habe ich einmal bei einem Konzert gegessen, weil ich so großen Hunger hatte, danach konnte ich den ganzen Abend nichts mehr essen. Das war kein guter Abend.

Abendblatt:

Was kommt denn bei Ihnen so auf den Tisch?

Zhang:

Hauptsächlich chinesische Gerichte, aber italienische Küche mag ich auch sehr gerne. Manchmal versuche ich mich auch an eigenen Kreationen. Zum Beispiel koche ich gerne italienische Gnocchi. Zusammen mit Tomaten, Ei und Lauchzwiebel in Soße gebraten bekommt das Ganze einen chinesischen Touch. Italienisch und Chinesisch sind eine schöne Kombination.

Abendblatt:

Woher holen Sie sich Ideen für neue Gerichte?

Zhang:

Einiges sind Sachen, die meine Eltern früher schon gekocht haben. Manchmal bringe ich Ideen aus Restaurants mit. Und wenn ich mal Zeit habe, dann suche ich auch im Internet nach Rezepten. Ich gebe mir sehr viel Mühe, wenn ich koche. Entweder ich koche gar nicht, oder ich koche sehr aufwendig.

Abendblatt:

Gibt es so etwas wie ein paar Geheimnisse oder Tricks, mit denen man beim Kochen relativ weit kommt?

Zhang:

Eigentlich nicht. Für mich ist einfach wichtig, immer frisches Essen zuzubereiten. Ansonsten muss man einfach ein Gefühl dafür haben. Wie viel man von welchen Zutaten braucht und wann man sie dazu gibt. Man muss es gerne machen und ein Gefühl dafür haben. Das ist ein bisschen wie beim Klavierspielen.

Abendblatt:

Sind Sie der bessere Koch oder der bessere Pianist?

Zhang:

Der bessere Pianist. Aber ich habe bei einer Geburtstagsfeier von sehr guten Freunden schon mal für zwölf Leute gekocht, zehn verschiedene Menüs, alles bei mir zu Hause. Also, das Zeug zum Koch habe ich. Unter Freunden habe ich schon mehrmals gesagt, dass ich irgendwann mal weniger Konzerte spielen werde und dann ein Restaurant eröffne. Aber das ist natürlich sehr aufwendig. Wenn ich also wirklich mal weniger auftrete, dann werde ich in meiner Freizeit vielleicht lieber etwas Entspanntes machen, anstatt ein Restaurant zu betreiben.

Abendblatt:

Sie könnten eine Kochshow moderieren. Wenn Ihnen jemand eine anbieten würde, würden Sie ja sagen?

Zhang:

Ja, das würde ich annehmen, denn Kochen ist wirklich eines meiner größten Hobbys. Aber wenn ich bei einer Kochshow in Deutschland chinesische Menüs koche, ist die Frage, ob die Leute das interessiert.

Abendblatt:

Gucken Sie selbst gerne Kochsendungen?

Zhang:

In Deutschland nicht, da kann ich nichts lernen, denn das ist eine ganz andere Richtung. Wenn ich so etwas in China kochen würde, würde das vermutlich eher nicht so gut ankommen. Aber wenn ich bei meinen Eltern in Peking zu Besuch bin, dann schaue ich mir gerne Kochsendungen an. In China gibt es davon sehr viele, denn China ist ein großes Land und in jeder Region gibt es verschiedene Essenskulturen. Selbst ich kenne davon einiges nicht.

Abendblatt:

Sie als Experte, würden Sie sagen, dass chinesische Restaurants in Deutschland etwas taugen?

Zhang:

Na ja, die Leute denken ja immer, dass wir Rinderfleisch mit süßsaurer Soße oder gebratene Nudeln mit Hühnerfleisch essen. Aber so etwas gibt es bei uns gar nicht. Das ist wie McDonald's für uns. Die Restaurants hier sind dem europäischen Geschmack schon sehr angepasst.

Abendblatt:

Essen die Menschen in China anders? Genießen Sie das Essen mehr?

Zhang:

In China nennt man das Essen so wie den Himmel. Das ist das wichtigste. Man redet ständig über Essen, und es wird viermal pro Tag warm gegessen. Essen ist einfach eines der wichtigsten Themen.

Abendblatt:

Und beeindruckt es die Frauen, wenn man als Mann kochen kann?

Zhang:

Ja, natürlich. Das macht einen Mann attraktiver.