Kim-Marie Philipp und Marcel Prieske haben das beste Abitur am Gymnasium Harsefeld absolviert. Für sie beginnt ein neues Leben.

Raus aus der Schule, rein ins Leben! Die Welt, da sind sich Kim-Marie Philipp und Marcel Prieske sicher, steht ihnen weit offen. Die beiden Harsefelder haben in diesem Jahr ihre Reifeprüfung abgelegt - jedoch nicht mit irgendeiner Durchschnittsnote, sondern mit einer 1,3. Kim-Marie Philipp und Marcel Prieske sind damit die besten Abiturienten am Gymnasium Harsefeld.

Dass alle guten Noten im Kampf um den begehrten Ausbildungsplatz aber nicht unbedingt etwas nützen, hat Marcel bereits am eigenen Leibe erfahren. Der 19-Jährige wollte bei der Lufthansa ein duales Studium im Flugzeugbau beginnen, scheiterte aber am Assessment-Center. "Ich hab' da eigentlich auch gar nicht viel erwartet", gibt er zu. Er dachte sich: Wenn's klappt, ist es super, und wenn nicht, dann ist es auch gut. Wer weiß, was die Zukunft noch bringt?

Mit dieser Einstellung dürfte Marcel Prieske nicht alleine dastehen. Denn für viele junge Erwachsene stellt sich nach der Schulzeit zuerst einmal die große Frage: Was will ich überhaupt machen mit meinem Leben? Die Schule, das vertraute Umfeld, die alten Freunde, all das ist plötzlich Geschichte, wenn der Schulleiter das Abiturzeugnis überreicht hat und die letzten Glückwünsche entgegengenommen sind. "Ein bisschen Wehmut ist dabei", sagt Kim-Marie Philipp. Doch zugleich freue sie sich auf eine spannende Zeit.

Die 18-Jährige möchte gerne Literaturwissenschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaft studieren. "Am liebsten in Leipzig oder Mainz, weil mir das Angebot dort besonders gut gefällt." Beworben hat sie sich sicherheitshalber auch an den Universitäten in Mannheim, Frankfurt am Main und Düsseldorf. Ein Studium im nahen Hamburg kommt für sie nicht in Frage. Sie will raus aus der vertrauten Umgebung und etwas Neues kennenlernen.

Nur ihren Freund, der mit ihr zusammen Abitur gemacht hat, den hätte sie schon gerne dabei. Die beiden hoffen deshalb, dass sie wenigstens an einer der Unis gemeinsam angenommen werden. Mit ihrem 1,3-Schnitt dürfte zumindest Kim-Marie Philipp wenig Probleme haben. "Der Numerus Clausus liegt für meine Fächer fast überall bei 1,7", sagt sie. Pläne für die Zeit nach dem Studium hat sie ebenfalls schon: Sie würde gerne in einem Buchverlag als Lektorin arbeiten.

Für Marcel Prieske wäre das gar nichts. Sein Ding sind eher die Naturwissenschaften. Statt bei Lufthansa den Flugzeugbau zu erlernen, nimmt er nun an der TU Harburg ein Maschinenbau-Studium auf. Die Zusage für seinen Studienplatz hat er bereits erhalten - im Maschinenbau sind die Studenten heiß begehrt.

Viel Zeit, seine freie Zeit nach dem Klausurenstress zu genießen, hat der 19-Jährige derzeit nicht. Er macht seit Ende der vergangenen Woche ein Vorpraktikum für sein Studium, das bis Ende September laufen wird. Am 17. Oktober beginnt die Einführungswoche fürs Studium, und dann geht das Lernen erst richtig los. Marcel Prieske ahnt bereits, dass das Pensum an der Universität durchaus ein etwas härteres sein wird als das in seiner Schulzeit am Harsefelder Gymnasium.

Das selbstständige Treffen von Entscheidungen, die Eigenverantwortung und die Unabhängigkeit von den Eltern, all das ist für Kim-Marie Philipp und Marcel Prieske das Faszinierende an dem neuen Lebensabschnitt, der jetzt vor ihnen liegt. Dass diese neue Freiheit für viele ihrer Altersgenossen auch etwas Beängstigendes haben kann, ist den beiden wohl bewusst. "Einige aus unserem Jahrgang haben noch überhaupt keinen Plan, was sie machen wollen", erzählt Kim-Marie. Viele haben sich deshalb dazu entschlossen, erst einmal ein Auslandsjahr einzuschieben. Mit der Hoffnung, dabei mehr über sich selbst zu erfahren. Für Kim-Marie ist dieser Schritt durchaus verständlich, auch wenn sie froh ist, sich über ihre eigene Zukunft relativ im Klaren zu sein. "Wir sind ja noch so jung, wie soll man sich da denn schon festlegen können?"