Archäologischer Wanderpfad “Nekropole Daudieck“ wird heute eröffnet

Horneburg/Daudieck. Mystisch ist das Licht, das in der Dämmerung durch Wolkenfetzen auf die Eichengruppen mitten in der Feldmark fällt. Unter den Eichen erheben sich Hügel, vor einigen sind gewaltige Findlinge aufgetürmt. Auffallend viele Großsteingräber und zahlreiche Grabanlagen einer sogenannten Nekropole, einer "Stadt für Verstorbene", sind zwischen Issendorf und Gut Daudieck zu finden. "Die ältesten sind mehr als 5500 Jahre alt, sehr gut erhalten und in dieser Fülle um Gut Daudieck schon eine archäologische Besonderheit", sagt Diether Ziermann, ehemaliger Kreisarchäologe in Stade.

Von heute an ist auf dem archäologischen Wanderpfad "Nekropole Daudieck" alles Wissenswerte zu den Riesensteingräbern und Urnenfeldern nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erklärt. "Die Anordnung der großen Steine, die vor rund 230 000 Jahren mit der Saaleeiszeit von Skandinavien nach Norddeutschland kamen, zeugen von Bestattungssitten in drei Jahrtausenden", sagt Ziermann. "Fragile Ruinen aus Zwickelmauerwerk zeigen, wo Menschen gelebt und ihre Toten bestattet haben."

Woher die ersten Siedler kamen, sei mit letzter Sicherheit nicht zu sagen, vermutlich aus dem Süden vom Rhein und von Hessen, so der Archäologe. Man gehe nach Funden von keramischen Scherben von zwei Besiedlungsepochen aus, so Ziermann, und dass diese Menschen Ackerbau und Viehzucht in die Norddeutschen Regionen brachten. "Jäger und Sammler haben sich nicht mit Keramik belastet, deshalb schließen wir darauf, dass diese ersten Siedler sesshaft wurden. Sie haben zum Beispiel auch den Steinschliff für ihre Werkzeuge schon praktiziert und mit der so genannten Trichterbecherkultur typische keramische Formen hinterlassen." Die Siedler der zweiten Epoche seien aus den russisch-ukrainischen Tiefebenen eingewandert, so die wissenschaftliche Interpretation aus Funden. Diese so genannten "Schnurkeramiker" waren um 2000 vor Christus auf dem heutigen Gut Daudieck heimisch.

Der Lehrpfad war bereits 1982 von Stades ersten Kreisarchäologen, Klaus Frerichs, und Gudrun Facklan angelegt worden. Zuvor hatten in den 1920er- und 1970er-Jahren Wissenschaftler aus Hannover Grabungen durchgeführt. Im Laufe der Jahre waren jedoch fast alle Grabstädten überwuchert und nur noch für Fachleute erkennbar.

Die Künstler vom Gut Daudieck, Christa Donatius und Michael Jalowczarz, machten sich gemeinsam mit Diether Ziermann dafür stark, das Areal von hohem archäologischen Wert wiederzubeleben. "Wir wollten, dass dieser Schatz vor den Toren Horneburgs wieder einer breiten Öffentlichkeit, Touristen und Einheimischen, zugänglich ist", sagt Michael Jalowczarz. Für dieses Projekt wurden auch die Landeigentümer Henning und Peter Brümmel mit ins Boot geholt, um Fördermittel aus dem "Leader-Topf" für die Region Horneburg und Altes Land beantragen zu können.

Das Leader-Projekt wurde innerhalb von zwei Jahren verwirklicht, im Januar 2011 kam die Zusage für 17 000 Euro Leader-Fördermittel. Der Flecken und die Samtgemeinde Horneburg waren von dem Projekt so überzeugt, dass sie jeweils 8000 Euro zu Finanzierung der Gesamtkosten von rund 33 000 Euro beisteuerten.

"Die wissenschaftliche Arbeit vollendete Diether Ziermann unentgeltlich, wofür wir sehr dankbar sind", sagt Jalowczarz. So seien die ausgebauten Schautafeln und Informationspulte entlang des Pfades eine große Gemeinschaftsarbeit gewesen an der Michael Jalowczarz, Henning Brümmel, Horneburger Firmen und Diether Ziermann beteiligt waren.

Ziermann hat pro Infopult jeweils ein Thema hervorgehoben, etwa die Grabräuber, Grabausstattungen, Grabhügel oder Zentralbestattungen. So bietet der Rundgang vielfältige Informationen zu verschiedenen kulturhistorischen Aspekten vom Entstehen der Grabstätten bis zur heutigen Zeit.