Ein breites Bündnis aus Politik und Wirtschaft will, dass Buxtehude “Fairtrade Town“ wird. Und so unter anderem zu San Francisco aufschließt.

Buxtehude. Von der Idee zur Unterschrift in nicht einmal einem Jahr: Buxtehude hat sich in Windeseile auf den Weg zur "Fairtrade Town" gemacht und hofft nun, dass die Bewerbung ein Erfolg wird. "In sechs bis acht Wochen müssten wir Bescheid wissen", sagt Bürgermeister Jürgen Badur und legt den Kuli zur Seite, mit dem er gerade seine Unterschrift unter das Bewerbungsschreiben gesetzt hat. Gesendet wird das Ganze jetzt per Post an den Verein "Transfair" in Köln, der über die Vergabe des Titels "Fairtrade Town" entscheidet.

Sollte Buxtehude alle Voraussetzungen erfüllen, darf sich die Estestadt als erste Kommune im Landkreis Stade mit diesem Titel schmücken. Deutschlandweit tragen ihn bereits mehr als 40 Städte, unter anderem Hamburg, Gießen, Trier, Osnabrück und Nürnberg. Weltweit machen 1000 Städte mit, so dass Buxtehude bald zu den ganz Großen aufschließen kann und in einem Atemzug mit London, Rom und San Fransisco genannt wird.

Ziel der gesamten Aktion ist es, den fairen Handel im Bewusstsein der Bürger stärker zu verankern. Heißt übersetzt: Die Bürger sollen animiert werden, Produkte zu kaufen, die aus gerechten Wirtschaftsbeziehungen mit den Ländern der Südhalbkugel stammen. Denn nur so können die Erzeuger der Ware tatsächlich von ihren verkauften Produkten leben.

Damit Buxtehude überhaupt als faire Stadt in Betracht kommt, mussten bestimmte Kriterien erfüllt werden. Zunächst einmal wäre da der Ratsbeschluss. Dieser musste besagen, dass die Stadt bei allen Sitzungen der Ausschüsse und des Stadtrats Fairtrade-Kaffee sowie ein weiteres Produkt aus fairem Handel verwendet. In Buxtehude ist das schon seit Jahren der Fall, weshalb dieser Punkt reine Formsache war.

Dann musste sich eine Steuerungsgruppe bilden, die auf dem Weg zur "Fairtrade Town" die Aktivitäten vor Ort koordiniert. Mitglieder der Steuerungsgruppe in der Estestadt sind unter anderem Stefanie Beck, Leiterin des Stadtmarketings, Annette Lüders vom Weltladen, Christina Santelmann vom Kindergarten Ottensen sowie Michael Lemke von Bündnis 90/Die Grünen. Lemke war es auch, der im Herbst des vergangenen Jahres mit einem Antrag seiner Fraktion den Fairtrade-Stein ins Rollen gebracht hatte.

Als dritter Punkt mussten etliche Buxtehuder Geschäfte mindestens zwei Produkte aus fairem Handel anbieten; auch Buxtehuder Cafés und Restaurants sollen demnach mindestens zwei fair gehandelte Produkte ausschenken. Außerdem müssen auch Schulen, Vereine und Kirchen mit im Boot sein. In Buxtehude machen eine Schule mit, ein Kindergarten, zwei Vereine und drei Kirchengemeinden sowie 15 Geschäfte und fünf Gastronomiebetriebe, unter ihnen beispielsweise Filialen wie Aldi, Lidl und Rossmann, aber auch das Kaffeehus oder das Teegeschäfte "etceTeera" an der Bahnhofstraße.

Teegeschäfts-Inhaberin Cordula Hein begründet ihre Teilnahme an der Aktion mit der steigenden Nachfrage nach fair gehandelten Produkten. Anfang des Jahres habe sie sich dazu entschlossen, vier faire Teesorten und eine faire Schokoladensorte einzukaufen, erzählt sie. Warum sollen Leute immer in den Weltladen gehen müssen, wenn sie faire Produkte kaufen wollen, habe sie sich gedacht. Also nahm sie die Ware in ihr Sortiment. Die Schokolade - versehen mit einem ganz speziellen malz-artigen Geschmack - verkaufe sich sehr gut. Etwas verhaltener sehe das Interesse beim Tee aus, der bei vielen Kunden noch nicht so bekannt sei. Gerade das könne die Fairtrade-Town-Aktion aber ändern.

Dass die fairen Produkte aber nicht nur auf Kaffee oder Tee beschränkt sein müssen, verdeutlich Marketing-Fachfrau Stefanie Beck. "Langfristig wollen wir die Aktion auch auf viele andere Produkte wie Kekse, Zucker oder Bälle ausweiten." Das erste Projekt, an dem die Lenkungsgruppe arbeitet, ist ein Fairtrade-Einkaufsführer für Buxtehude. Dort werden alle Einrichtungen aufgelistet, die derartige Produkte im Angebot haben.

Damit die gesamte Kampagne nicht zu einer Eintagsfliege wird, hat der Verein "Transfair" feste Regeln vorgesehen. Das Fairtrade-Siegel werde für zunächst zwei Jahre vergeben, macht Stefanie Beck klar. Sind diese zwei Jahre abgelaufen, wird erneut überprüft, ob die Stadt weiterhin alle erforderlichen Kriterien erfüllt.

www.fairtrade-towns.de