Die Staatsanwaltschaft Stade will gegen drei junge Männer durchgreifen. Auf jugendliche Straftäter soll zunächst erzieherisch eingewirkt werden.

Stade. Jugendliche ziehen durch die Straßen. Sie sind betrunken, wahllos sprechen sie ohne Sinn Passanten an. Wenn diese dann falsch reagieren, kann es ganz schnell gehen und endet für die Opfer häufig im Krankenhaus. Einen solchen Fall gab es zuletzt am vergangenen Wochenende in Stade. Drei junge Männer haben zum wiederholten Male Menschen zusammengeschlagen. Oft sind die Täter recht glimpflich davongekommen. Damit könnte jetzt Schluss sein. Die Staatsanwaltschaft Stade strebt eine Untersuchungshaft an.

Rückblick in die Nacht zum vergangenen Sonntag: Zwischen 2.30 und 3.30 Uhr ziehen zwei 17-jährige Stader, einer von ihnen wird in wenigen Wochen 18 Jahre alt, und ein 16-jähriger Hamburger durch die Stader Innenstadt. Die jungen Männer sind stark alkoholisiert, einer von ihnen hat am frühen Morgen noch 1,18 Promille Alkohol im Blut, einer sogar 1,68.

Gegen 2.30 Uhr treffen sie am Stader Bahnhof auf einen 33 Jahre alten Mann aus Buxtehude und verlangen Bargeld. Der Mann will den Jugendlichen allerdings nichts geben. Daraufhin schlagen sie mit Fäusten und treten auf den Buxtehuder ein. Wie Polizeisprecher Herbert Kreykenbohm mitteilt, händigt der Buxtehuder den Gewalttätern aus Angst einen Kopfhörer aus. Die Täter lassen von ihrem Opfer ab und ziehen weiter in Richtung Innenstadt. In der Holzstraße treffen sie auf einen 19-jährigen Mann aus Drochtersen, der mit seiner Freundin gerade zu Fuß auf dem Heimweg ist.

Die Täter sollen den jungen Mann ohne Vorwarnung angerempelt sowie mit Schlägen und Tritten bearbeitet haben. Sie sollen es auf das Fahrrad des 19-Jährigen abgesehen haben, können es ihm aber nicht entreißen und flüchten in Richtung Pferdemarkt. Anschließend gehen sie wieder in Richtung Bahnhof. Dort schlagen sie schließlich einen 20-jährigen Hamburger zusammen.

"Das geschah offensichtlich nur zum eigenen Vergnügen und aus der Lust heraus", sagt Polizeisprecher Kreykenbohm. Zwei der Opfer mussten mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht und mit Prellungen, Blutergüssen und Platzwunden ambulant behandelt werden. Anschließend durften sie wieder nach Hause. Das dritte Opfer brauchte nicht zur Behandlung ins Krankenhaus.

Währenddessen sind die Täter längst weiter gezogen, die Polizei hat eine Fahndung eingeleitet. Gegen 5 Uhr meldeten Anwohner in der Innenstadt lautes Geschrei von randalierenden Jugendlichen. Die Beamten stellten die Verantwortlichen, schnell war klar, dass es sich um die der gesuchten Jugendlichen handelt. Die Täter wurden in Gewahrsam genommen und am nächsten Tag vernommen, nachdem sie wieder ausgenüchtert waren.

Die Täter sind der Stader Polizei gut bekannt, sie fallen regelmäßig auf. So haben sie beispielsweise in der Nacht zum 6. Mai grundlos einen Mann am Stader Bahnhof zusammengeschlagen. Anschließend haben sie in einer Kneipe in der Stadt ein weiteres Opfer gewürgt und geohrfeigt, sowie einem Opfer die Nase gebrochen. Als sie schließlich aus Hahle mit einem Bus nach Hause fahren wollten, schlugen sie grundlos auf einen älteren Mann ein.

Doch warum tun diese jungen Täter so etwas und wie kann man sich vor ihnen schützen? Diese Form der Gewalt werde vorwiegend aufgrund von Alkoholkonsum verursacht, sagt Jens Kohnen, Leiter des Fachkommissariates für Kinder- und Jugendkriminalität in Stade. Wenn die Täter dann noch in einer Gruppe unterwegs sind, schaukeln sie sich in ihrer Aggression gegenseitig hoch. "Die Opfer waren auch am Wochenende nur zur falschen Zeit am falschen Ort", sagt Kohnen. Die Polizei toleriere solche Gewalttaten überhaupt nicht und versuche, massiv dagegen vorzugehen. "Wir wollen diese Taten möglichst umfassend aufklären und tragen dazu alles zusammen, was für die Täter be- und entlastend ist", sagt Kohnen. Eine Bewertung liege dann bei Staatsanwaltschaft und Gericht. Bislang allerdings hatten die Stader Täter vom vergangenen Wochenende nur wenig zu befürchten. Die Höchststrafe lag bei drei Wochen Jugendarrest.

Das liegt unter anderem auch daran, dass die Grenzen für Haftstrafen bei Jugendlichen höher liegen. Auf jugendliche Straftäter solle zunächst erzieherisch eingewirkt werden, sagt Burkhard Vonnahme, Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade. Über Sinn und Unsinn dieser erzieherischen Maßnahmen scheiden sich die Geister. Das Thema wird immer wieder heiß diskutiert. Die Buxtehuder Jugendrichterin Nora Sielbeck sprach sich erst im Mai gegenüber dem Abendblatt dafür aus, junge Straftäter zur Abschreckung für eine gewisse Zeit ins Gefängnis zu stecken. Gleichzeitig betont sie, dass es das eigentliche Ziel von Jugendrichtern sei, erzieherisch einzuwirken, um weitere Straftaten zu verhindern.

Was mit den jungen Männern passiert, die am Wochenende in Stade mehrere Menschen zusammengeschlagen haben, ist noch offen. Die Polizei hatte sie im Anschluss an die Vernehmung wieder freigelassen. "Wir streben eine Untersuchungshaft an", sagt Staatsanwalt Vonnahme. Eine endgültige Entscheidung trifft allerdings das Gericht.