Mohammed Joune unterbietet seine Konkurrenten mit Internet-Schnäppchen. Mitbewerber sprechen von betriebswirtschaftlichem Wahnsinn

Stade/Harburg. Das Internet verändert auch die Apothekerwelt: Einst reichte das große, rote Apothekenschild an der Fassade, wenn Apotheker im Stadtbild auf sich aufmerksam machen wollten. Heute liefern sich die Arzneimittelverkaufsstätten einen harten Preiskampf. In Harburg geht Mohammed Joune mit seiner Versandapotheke "@po13" hart an den Markt.

Nicht nur im Netz können rezeptfreie Arzneien und Kosmetikartikel bis zu 55 Prozent günstiger bestellt werden - auch in seinen Apotheken an der Lüneburger Straße und Am Wall läuft das Geschäft mit den preisgünstigen Medikamenten. "Wir betreiben unsere Versandapotheke schon seit fünf Jahren. Allerdings haben wir uns gedacht, dass nicht nur Internet-erfahrene Menschen von den Vorteilen profitieren sollen, sondern auch Rentner mit schmalem Budget ohne PC und Geringverdiener", sagt er. Die Preisunterschiede im Vergleich zu Konkurrenzapotheken sind hoch. Gerade bei den Topsellern, wie Kopfschmerzkiller und Heilsalben macht sich das bemerkbar. So kostet die Packung Aspirin mit 50 Tabletten bei Joune 6,62 Euro, andere Apotheker nehmen 9.97 Euro. Die 40er Schachtel Aspirin plus C wird für 8,99 Euro statt für 14,47 Euro angeboten. "Voltaren-Schmerzgel" in der 120-Gramm-Tube kostet 8,95 Euro, statt anderswo 13,90 Euro. Und Thomapyrin Schmerztabletten sind mit 2,85 Euro ausgezeichnet. Laut Herstellerempfehlung werden sie mit etwa 5,40 Euro gehandelt.

Weshalb ist seine Versandapotheke preisgünstiger? "Die Kostenstruktur ist nicht vergleichbar mit einem Geschäft", so Joune. Klassische Apotheken müssen einen höheren Personalbestand aufweisen, Raumkosten sind teuer und die Beratungszeit enorm. Hinzu komme eine kostenintensive, groß angelegte Lagerhaltung. "Eine Versandapotheke hat die geläufigsten Produkte vorrätig. Bei Nachfrage kann beim Großhändler nachbestellt werden. Hinzu kommt der günstige Großeinkauf für die am meisten verlangten Präparate. Solche Konditionen können kleinere Apotheken einfach nicht aushandeln", sagt Joune.

Man müsse sich der Konkurrenz anderer Versandapotheken stellen, sonst könne man im Wettbewerb nicht bestehen. "Machen wir uns nichts vor, das hier ist die Zukunft." Ob er denn bei dieser Preisgestaltung überhaupt Gewinn erzielt? "Okay, ich kann mir keine Yacht und kein Wochenendhaus auf Sylt kaufen, aber ich bin zufrieden", sagt er und drückt einer Kundin einen Prospekt mit den aktuellen Angeboten in die Hand. Wer Informationen zu den Medikamenten benötigt, erhält sie auch. "Wir beschäftigen Fachkräfte, die sich Zeit für die Kunden nehmen. Auf Beratung legen wir Wert", sagt Joune.

"Was der macht, ist betriebswirtschaftlicher Wahnsinn", sagt Apothekerin Ursula Heller von der "Panorama"-Apotheke am Harburger Ring, in unmittelbarer Nähe von Jounes Unternehmen. Bei ihr kostet die 60-Gramm-Tube "Voltaren-Schmerzgel" 6,95 Euro. Der Hersteller empfiehlt 4,63 Euro. "Personal und Miete müssen bezahlt werden. Versandapotheken können knapper kalkulieren Da kommen auf 5000 Internet-Kunden am Tag sieben Apotheker", sagt sie. Mit Qualität, fachkundiger Betreuung und Kontrolle habe dieses Geschäftsmodell allerdings nichts am Hut. "Ich bin mir sicher, dass die Kunden auf Beratung setzen, nicht auf das anonyme Internet", sagt sie.

Peter Weber, Chef von City- und Arcaden-Apotheke , will auf den Internet-Boom aufspringen. Sein Unternehmen bietet ausgewählte Produkte zu Internet-Preisen an. Ein Flyer gibt Auskunft über die Rabatte. Bei ihm kostet die 120-Gramm-Tube "Voltaren-Schmerzgel" 8,99 Euro. "Ladival"-Sonnencreme ist für 9,99 Euro statt für 16,45 Euro erhältlich. "Jeder Apotheker kann selber entscheiden, wie er seine Preise gestaltet. Es gibt keine festgelegten Internet-Angebote", sagt er. Der Konkurrenzkampf sei hart. " Wir halten da also mit", sagt er. Kunden würden schon vergleichen und dort Medikamente kaufen, wo es günstiger ist.

"Ich fühle mich manchmal in Apotheken geradezu ausgenommen", sagt die Harburgerin Angelika Dreyer, 63. Arzneien über Internethandel zu beziehen, kann sie sich aber nicht vorstellen. "Ich habe keinen PC. Wenn ich aber darauf angewiesen wäre, verschiedene Präparate nehmen zu müssen, würde ich es mir überlegen."

Nadine Bohlmann, 19, kauft Arzneien "lieber in der Apotheke. Da bekomme ich Beratung, und ich weiß, dass ich auch wirklich die Medikamente bekomme, die ich haben muss. Der Preis ist für mich nicht entscheidend."

Das sieht Björn Büchel, 26, anders. "Wenn die Tabletten beim Internet-Anbieter günstiger sind und dasselbe drin ist, weshalb soll ich dann nicht bestellen?"

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