Landkreis Stade ist von Neuerungen im Land kaum betroffen. Sorgen in Harburg und Lüneburg

Lüneburg/Winsen. Das Land Niedersachsen hat die Strategie im Kampf gegen Wald- und Flächenbrände verändert. Ab sofort bleiben die Beobachtungsflugzeuge der Feuerwehr in Nordniedersachsen am Boden. In der norddeutschen Tiefebene übernehmen jetzt 20 Kameras an 17 Standorten in den Wäldern ihre Aufgabe.

Bisher startete ein in Lüneburg stationiertes Flugzeug seine Überwachungsflüge, sobald die Brand-Gefahrenklasse 5 erreicht war. Im Landkreis Stade ist dieses Flugzeug zuletzt im Jahr 2002 eingesetzt worden. Beim Hochwasser in Horneburg haben die Stader Einsatzkräfte das Flugzeug für Luftaufnahmen angefordert.

"Es hat uns gute Bilder geliefert, nach denen wir auch einige einsatztaktische Entscheidungen getroffen haben", sagt Stades Kreisbrandmeister Gerhard Moldenhauer. Von den Beobachtungsflügen hätten die Stader jedoch nicht profitiert. "Die Flugroute ging noch nie über den Landkreis", sagt Moldenhauer. Das liege daran, dass es in dieser Region vergleichsweise wenig Waldflächen gebe. Deshalb wird die Entscheidung des Landes Niedersachsen im Kreis Stade eher beiläufig zur Kenntnis genommen. Anders ist die Situation jedoch in den Landkreisen Harburg und Lüneburg.

Dort besteht die Sorge, dass diese Kameras eben doch nicht die Funktion der Überwachungsflüge übernehmen könnten. Als unverantwortlich kritisiert Lüneburgs Kreisbrandmeister Torsten Hensel die Entscheidung aus dem Innenministerium. "Das ist ein Rückschritt. Ein Stück Sicherheit geht verloren. Der bedingungslose Glaube an die Technik ist gefährlich", sagt er.

Das Land nehme eine große Bedrohung für die Einsatzkräfte und Bevölkerung billigend in Kauf, moniert er. "Weil wir mit größeren Wald- und Flächenbränden rechnen müssen", so Hensel. Die Kameras können ihm zufolge die Flugüberwachung nicht ersetzen. "Es geht wertvolle Zeit verloren, weil die Besatzung in einem Flieger schneller Feuer entdecken kann als eine Kamera. Außerdem kann sie die Lage aus der Luft exakter einschätzen", sagt Hensel, der zudem Flugdienstleiter am Standort in Lüneburg ist.

Vom Flugplatz im Industriegebiet Hafen starteten bislang die Flugzeuge auch in die Waldgebiete im Landkreis Harburg. Neben dem Piloten waren ein Feuerwehrmann als Flugbeobachter und ein Förster an Bord.

Künftig dürfen sie nur noch starten, wenn sie zur Unterstützung der Löscharbeiten am Boden angefordert werden. "Doch sie können nicht mehr so schnell reagieren wie bislang, weil wertvolle Zeit zwischen Alarm und Start verloren geht", sagt Hensel. Das bereitet ihm große Sorge für die Einsatzkräfte, die zum Löschen ausrücken. "Die Gefahr ist groß, dass das Flugzeug nicht rechtzeitig eintrifft und somit die Besatzung den Bodenmannschaften nicht den richtigen Weg weisen kann."

Harburgs Kreisbrandmeister Horst Reymers teilt die Sorgen seines Lüneburger Kollegen. "Wenn ein Einsatzleiter das Flugzeug aus Lüneburg bestellt, können zwei bis drei Stunden vergehen, bis der Flieger vor Ort ist. Das kann im Notfall wertvolle Zeit kosten, denn bei der Größe der Wälder kann ein Feuer vom Boden aus mitunter nicht geortet werden".