Die Indie-Rock-Band “Black Rust“ aus Ahlen präsentiert am 6. Mai in “Eichhorns Saal“ in Harsefeld ihr neues Album

Harsefeld. Zugegeben, Harsefeld ist nicht Nashville und auch nicht New Orleans. Mit anderen Worten, für seine lebendige Musikszene ist Harsefeld nicht gerade bekannt. Am Freitag, 6. Mai, ist im "Hotel Eichhorn" mit Black Rust allerdings eine von Deutschlands derzeit spannendsten Indie-Rock-Bands zu Gast.

Vor zwei Jahren spielte die Band aus Ahlen schon einmal in Harsefeld. Damals stellte die 2002 von den Schulfreunden Jonas Künne und Julian Osthues gegründete Band ihr Debütalbum "Medicine & Metaphors" vor. Jenes Album war es, das Black Rust deutschlandweit Anerkennung brachte. Schließlich gelang es dem Quintett darauf, Indie-Rock und -Pop mit Folk und Americana zu verbinden, wie es sonst noch nie eine deutsche Band versucht hatte.

Konsequent auf akustische Instrumente beschränkt, kamen bei den sorgsam arrangierten und zeitlosen Songs auch schon mal ein Akkordeon, Mandoline, Trompete, Posaune, Mundharmonika oder der Kontra-Bass zum Einsatz. Damit zollten Black Rust amerikanischen Künstlern und Bands wie Neil Young, Ryan Adams oder Sophia Tribut. Thees Uhlmann, Sänger der Hamburger Gruppe Tomte und stets so etwas wie ein Garant für guten Geschmack, nahm Black Rust mit auf Tour und outete sich als Fan.

Mit "The Gangs Are Gone" veröffentlichten Black Rust nun gerade ihr zweites Album. Und auch das ist von anspruchsvollem Songwriting geprägt, sogar Banjo und Tuba gibt es dieses Mal zu hören. Durch die Texte allerdings zieht sich eine deutlich melancholischere Note. Die Songs tragen Titel wie "Broken Home" oder gar "Having Panic About A New World War". "Stimmt, die Texte sind sehr düster", sagt Sänger und Songschreiber Jonas Künne. "Im Gegensatz zu unserem letzten Album, dessen Songs über einen Zeitraum von fünf oder sechs Jahren entstanden sind, geht es dieses Mal nur um ein bis zwei Jahre und das war eine turbulente Zeiten, die ich da verarbeitet habe."

Deswegen bezeichnet Künne "The Gangs Are Gone" auch als Odyssee. Thematisch zieht sich ein roter Faden durch alle Songs, jedes Stück greift das vorige auf und erzählt die Geschichte weiter. "Es geht um das Wegbrechen von Altem, die Suche nach Neuem, den Verlust von Beziehungen, Aufbau von neuen Beziehungen und das Finden des eigenen Standpunkts", fasst Künne zusammen.

Um Fragen, die Leute in seinem Alter, mit Ende 20 also, eben beschäftigen, wenn sie den Kopf anschalten: Wo komme ich her, wo will ich hin im Leben und wer bin ich überhaupt? So verarbeite Künne in "From Now On" und "Having Panic About A New World War" zum Beispiel eine Trennung. "Vielleicht ist die persönliche Angst vor dem Verlust einer ganz großen Liebe sogar größer als die persönliche Furcht vor einen neuen Weltkrieg", sagt er. "Weil man seine persönliche Kriege doch jeden Tag selber kämpft."

Der Titelsong "The Gangs Are Gone" hingegen handelt von Ahlen, der Heimatstadt von Black Rust. Und davon, wie die Stadt sich verändert hat, weil die Menschen, die Ahlen für Black Rust einst ausmachten, nicht mehr dort sind. "Früher hatte Ahlen eine große Subkultur", erinnert sich der mittlerweile in Dortmund lebende Künne. "In der 'Zeche' gab es eine interessante Szene, dort fand immer interkultureller Austausch statt. Aber das ist mittlerweile alles weg." Allerdings haben Black Rust sowieso längst ein neues Zuhause gefunden. "Für uns ist es die Band, die uns Halt gibt", sagt Bassist Julian Jacobi. "Unsere Heimat ist praktisch mobil geworden." Auch das fasse ihr neues Album zusammen.

Ausschlaggebend für diese Erkenntnis war die gemeinsame Reise nach Indien im Februar 2010. Dort spielten Black Rust auf Einladung des Goethe-Instituts ein Konzert. "Die besten Sachen passieren bei uns immer zufällig", so Jacobi. "In diesem Fall kam alles durch ein Konzert in Münster, wo ein in Deutschland lebender Engländer im Publikum war. Der fand uns gut, hat sich eine CD gekauft und eines Tages seinem besten Freund, einem in Münster lebenden Inder, davon erzählt. Der wiederum hat uns dann seinem Bekannten beim Goethe-Institut in Indien empfohlen."

Und so standen Black Rust plötzlich in Trivandrum vor 5000 begeisterten Indern auf der Bühne. "Ich sage immer, das war wie ein Drogentrip. Wir wurden in Windeseile von A nach B gekarrt und hatten keine Möglichkeit unsere Eindrücke überhaupt zu verarbeiten", resümiert Jacobi. "Aber als wir dann auf der Bühne standen, wusste ich ab dem ersten Ton, dass das die Sicherheit ist, die ich habe. Egal, was von außen einprasselt, es kann nicht gegen das bestehen, was wir mit dieser Band haben."

Wer will, kann am 6. Mai nun Zeuge dieser ganz besonderen, bandinternen Chemie werden. Black Rust freuen sich schon auf den Auftritt in Harsefeld. "Ich weiß noch, wie herzlich, offen und interessiert wir bei unserem Konzert vor zwei Jahren vom Publikum sowie vom Veranstalter empfangen wurden", erinnert sich Jonas Künne. "Damals haben wir in einem alten Kloster gespielt und die Stimmung dort passte perfekt zu unserer Musik. Ich bin mir ganz sicher, dass es auch diesmal ein netter, stimmungsvoller Abend wird!"

Das Konzert von Black Rust findet am Freitag, 6. Mai, im Eichhorns Saal im Hotel Eichhorn in Harsefeld, Herrenstraße 46, statt und beginnt um 20 Uhr. Karten kosten im Vorverkauf 10 Euro, an der Abendkasse 12 Euro und sind telefonisch unter 04164/88 71 35 erhältlich.