Die Hochschule 21 hat einen Plan entwickelt, wie die Stadt behindertenfreundlich und barrierefrei werden kann

Buxtehude. Enge Türen, unnötige Treppen und komplizierte Hinweisschilder, die etwa Rollstuhlfahrern das Leben schwer machen, sollen in Buxtehude bald der Vergangenheit angehören. Die Stadt will Vorreiter in Sachen Barrierefreiheit werden. Gemeinsam mit Wolfgang Holz, Behindertenbeirat der Stadt und des Landkreises Stade, hat die Hochschule 21 nach Mitteln und Wegen gesucht, wie man Geschäfte und öffentliche Einrichtungen dazu bewegen kann, auf einen barrierefreien Zugang zu achten.

Große Bewegungsflächen und breite Türen gehören zu den Kriterien

Herausgekommen ist ein Kriterienkatalog, der bestimmte Dinge wie etwa ausreichend breite Türen und große Bewegungsflächen umfasst. Erfüllt ein Geschäft diese baulichen Kriterien, kann ein entsprechender Hinweis an der Tür angebracht werden. Das sogenannte Signet signalisiert den Menschen mit Behinderung: Herzlich willkommen, uns können Sie ohne Probleme erreichen!

Auslöser dieser Idee war eine Rollstuhlrallye durch Buxtehude, zu der im vergangenen Mai Hochschulprofessor Jasper Herrmann geladen hatte. Herrmann wollte 31 angehende Architekten, Studenten des Studiengangs "Bauen im Bestand", für das Thema Barrierefreiheit sensibilisieren. Sie sollten ihre ganz persönliche Erfahrungen machen und hautnah spüren, wie es ist, im Rollstuhl zu sitzen. Auf diese Weise wollte Herrmann erreichen, dass die Studenten später im Berufsleben auf eine barrierefreie Bauplanung achten.

Also machten sich die jungen Leute im Rollstuhl sitzend auf den Weg durch die Altstadt und merkten schnell, dass bereits drei Zentimeter hohe Bordsteine ein unüberwindliches Hindernis darstellen können.

Ihnen wurde ebenfalls bewusst, dass man als Mensch mit Behinderung häufig auf andere, hilfsbereite Menschen angewiesen ist, wenn eine steile Treppenstufe ein unlösbares Problem wird. Dabei muss es sich gar nicht nur um Rollstuhlfahrer handeln. Auch viele ältere Menschen mit oder ohne Rollator kennen diese Nöte - und angesichts des demografischen Wandels wird die Zahl der Älteren auch in Buxtehude immer größer werden.

Als die Studenten später die Ergebnisse ihrer Rallye präsentierten, fanden sie ein großes Echo bei Behinderten, in der Politik, bei den Geschäftsleuten und den kommunalen Einrichtungen. Grund genug für die Hochschule 21, das Projekt weiterzuentwickeln und die Planungen für das Signet in Angriff zu nehmen. Eine unabhängige Jury soll dabei überprüfen, ob die Geschäfte die Grundkriterien für die Auszeichnung erfüllen.

Dass die Geschäftsleute an einer solchen Auszeichnung interessiert sind, liegt für Jasper Herrmann auf der Hand. "Der Marktvorteil für denjenigen, dem das Signet verliehen wird, ist offensichtlich." Jedem potenziellen Kunden werde mitgeteilt, dass man besonders achtsam ist. Schließlich würden die Kunden ja dahin gehen, wo sie sich gut aufgehoben und in ihren Bedürfnissen wahrgenommen fühlen. "Das betrifft das Einkaufen genauso wie den Tourismus und den Bahnhof ebenso wie das Stadthaus oder Schwimmbad." Neben einem stufenlosen Zugang, gegebenenfalls mit einer Rampe oder einem Aufzug zur Selbstbedienung, muss ein Geschäft beispielsweise eine mindestens 80 Zentimeter breite Tür besitzen, wenn es das Signet bekommen soll. Glastüren, großflächige Glasfronten und Einzelstufen müssen für Sehbehinderte auffällig markiert werden, Hinweisschilder müssen gut zu erkennen und leicht verständlich sein und in Aufzügen muss es Informationen in Blindenschrift geben.

Alles kleine Dinge, die gar nicht aufwendig sind, aber für den Menschen mit Behinderung eine enorme Erleichterung im Alltag bedeuten. Er wisse zwar, dass es nicht gelingen werde, komplette Städte barrierefrei zu gestalten, hatte Herrmann im vergangenen Jahr bei der Rollstuhlrallye gesagt. Aber wenn es nur eine steile Treppe weniger und eine abgerundete Kante mehr gebe, sei schon viel getan.

Formlose Anträge für das Signet können ab sofort gestellt werden bei Wolfgang Holz vom Behindertenbeirat, Heitmannshausen 112a, in 21614 Buxtehude oder per E-Mail. Der entsprechende Kriterienkatalog kann im Internet eingesehen werden.

www.hs21.de/barrierefrei

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