Beate Drewes aus Krautsand erhält heute das Bundesverdienstkreuz für ihr ehrenamtliches Engagement im Reha-Sport

Krautsand. So richtig begriffen habe sie es noch nicht, sagt Beate Drewes. Der 55-Jährigen wird heute das Bundesverdienstkreuz verliehen. Sie bekommt die Auszeichnung für ihr großes Engagement für den Reha-Sport. Drewes gründete nicht nur vor fast drei Jahrzehnten eine Herzsportgruppe in Stade, sondern leitet noch immer ehrenamtlich jede Woche zehn Gruppen für Menschen mit den unterschiedlichsten Krankheiten.

Schon mit 14 Jahren assistierte Beate Drewes in einer Sportgruppe für geistig behinderte Kinder im nordrhein-westfälischen Wanne-Eickel, wo sie geboren und aufgewachsen ist. Mit 18 Jahren absolvierte sie ihre erste Ausbildung beim Deutschen Sportbund (DSB) zur Übungsleiterin. Später erwarb sie die sogenannte S-Lizenz, eine Sonderberechtigung für die Arbeit mit geistig und körperlich behinderten Menschen. Mittlerweile habe sie alle Ausbildungen absolviert, die der DSB in diesem Bereich anbietet, sagt Drewes.

Vor 30 Jahren zog sie die Liebe zu ihrem heutigen Mann Werner, einem gebürtigen Kehdinger, in den Landkreis Stade. Zunächst lebten sie gemeinsam in Barnkrug, ehe sie 1986 auf die Elbinsel Krautsand zogen. Im Jahr 1983 gründete Beate Drewes gemeinsam mit Horst Rabe vom VfL Stade und dem Arzt Dr. Günther Lockert eine sogenannte Koronarsportgruppe für Menschen mit einer Herzerkrankung. Zunächst hat sie mit vier Teilnehmern angefangen. Heute leitet Beate Drewes allein drei Koronarsportgruppen mit insgesamt etwa 80 Teilnehmern.

Im Laufe der Jahre sind darüber hinaus unterschiedliche Sportgruppen hinzugekommen, darunter eine für Menschen mit der sogenannten "Schaufensterkrankheit". Dabei handelt es sich um eine Störung der arteriellen Durchblutung der Extremitäten. Drewes leitet zudem eine Gruppe für Menschen, die einen Schlaganfall hatten. Weiterhin bietet sie Gruppen für Lungen-, Krebs- und Diabetespatienten sowie eine Walking- und eine Laufgruppe für Reha-Patienten an.

Warum sie ehrenamtlich so viel Zeit für andere Menschen in der Turnhalle oder draußen verbringe? "Helfen macht süchtig", sagt Beate Drewes und lächelt. Wer einmal die strahlenden Augen der Menschen und deren Verhalten gesehen habe, könne nicht mehr aufhören. "Ich fühle mich ihnen auch verpflichtet", sagt sie. Bei ihr finden die schwer kranken Menschen den Weg zurück in die Gesellschaft, sie fingen wieder an zu leben, sagt Drewes. Doch sie betont, dass die Leute selbst gewillt sein müssen etwas zu tun: "Ich kann ihnen nur meine Hilfe anbieten."

Für ihre Verdienste bekommt sie heute die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Diese Auszeichnung sei ihr persönlich zu viel, trotzdem freue sie sich riesig. Sie hofft, dass in Zukunft Behinderungen und Krankheiten in der Öffentlichkeit nicht mehr verschwiegen würden. Die Menschen hätten zu große Angst, darüber zu sprechen. Das müsse sich ändern, um Betroffene besser einzubinden und vernünftig miteinander umzugehen.