Am 31. März liest der Musiker Uwe Prink im Buxtehuder Kulturforum aus seinem ersten Roman

Viele kennen Uwe Prink als Sänger der Buxtehuder Cover-Bands "Hans Dampf" und "Blofeld". Am 31. März liest der 58-jährige Horneburger im Buxtehuder Kulturforum am Hafen. Hafenbrücke 1, um 20 Uhr aus seinem im Herbst als E-Book erschienen Debütroman "Leben ist ein Nebenjob". Darin erzählt der freiberufliche Coach, Dozent und Berater offen von Höhen und Tiefen seines Lebens, von seiner Kindheit und Schulzeit, seinen unzähligen Nebenjobs und seinen Erlebnissen als Musiker. Warum er schon immer anders war, wie er zur Musik kam und was die Besucher von Prinks allererster Lesung erwarten können, verrät er im Interview.

Hamburger Abendblatt:

Herr Prink, das Buch erzählt Ihre Lebensgeschichte, aber die Hauptfigur heißt Udo Prank. Warum nicht Uwe Prink?

Uwe Prink:

Ich wollte zwar meine Lebensgeschichte erzählen, aber mich nicht unbedingt Uwe Prink nennen. Denn die anderen Figuren haben auch andere Namen. Aber ich habe diese komischen Sachen tatsächlich erlebt.

Abendblatt:

Erklären Sie uns, was es mit dem Titel Ihres Buches auf sich hat.

Prink:

Das hat zwei Gründe: Auf der einen Seite hat der Titel einen philosophischen Aspekt: Dass ich das Leben nicht so ernst nehmen möchte, weil ich das Gefühl habe, das ist erst der Anfang. Es kann nicht alles gewesen sein, ein Kind zu erziehen, zur Arbeit zu trotten und irgendwann beißt man ins Gras. Das heißt beileibe nicht, im Diesseits keinen Spaß haben zu wollen und nicht tief in das Hier und Jetzt eintauchen zu wollen. Ich bin nicht gläubig, was Religion angeht, aber ich glaube daran, dass meine Seele unzerstörbar ist und nach dem Tod noch was kommt. Und der andere Grund ist, dass ich in meinem Leben tatsächlich immer einen Nebenjob hatte oder auch drei. Ich war Schriftsetzer, Lagerist, Lkw-Fahrer, DJ, Roadie, Taxifahrer, Tanzmusiksänger, Rocksänger, Bildassistent, Tonassistent, Chauffeur, Handelsvertreter für Werbegeschenke und Autor für ein Fernlehrinstitut. Mit 32 habe ich auf dem zweiten Bildungsweg studiert, seitdem bin ich Diplom-Sozialökonom und -Sozialwirt.

Abendblatt:

Ein wirklich ungewöhnlicher Lebenslauf. Ist es Ihnen schon immer schwer gefallen, sich anzupassen?

Prink:

Ja, ich wollte nie Teil der Herde sein. Und Trott macht mich depressiv. Wenn irgendwas immer wieder kehrt, habe ich das Gefühl, jetzt ist es vorbei. Ich brauche schnell neue Impulse und starke Reize und ich verlasse gern eingefahrene Bahnen. Auch wenn es mir dabei schlecht gehen kann. In mir ist irgendetwas drin, was Erkenntnis will. Ich sehe das als Lebensaufgabe, mein Bewusstsein ständig zu erweitern.

Abendblatt:

Wie kam Ihnen die Idee, ein Buch zu schreiben?

Prink:

Ich selbst bin unter anderem Visions-Coach. Das ist eine Methode, um Leute auf neue Ideen zu bringen. Als ich vor sieben Jahren ein Visions-Coaching hatte, sagte unser Lehrer zu uns, wir sollten die Augen schließen und uns etwas vorstellen, das wir gern mal machen würden. Da sah ich mich in einem Reetdachhaus an der Nordsee sitzen und schreiben. Also habe ich einfach mal angefangen...

Abendblatt:

In einem Reetdachhaus?

Prink:

Leider nicht (lacht). Aber das Schreiben hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe die Sachen dann Freunde lesen lassen. Die einen sagten das ist humorvoll, die anderen sagten es steckt auch viel Tragik darin, wenn es um meine Mutter, meine Erziehung und meine Schulzeit geht. Das waren zum Teil tiefe Einschnitte. Also habe ich beschlossen, ein ganzes Buch zu schreiben. Wenn ich nachts nicht schlafen konnte, habe ich im Kopf ganze Kapitel geschrieben und am nächsten Morgen auf Papier gebracht.

Abendblatt:

Fiel es Ihnen schwer, Ihr Leben auf 400 Seiten zu komprimieren?

Prink:

Der erste Teil geht ja nur bis zum Ende meines Studiums 1988. Im zweiten Teil kommen die letzten 21 Jahre. Ich habe damit schon angefangen. Aber ich schreibe erst weiter, wenn ich einen Verlag finde, der es als Buch und nicht als E-Book heraus bringt.

Abendblatt:

In Ihrem Buch geht es viel um Musik, gleich auf der ersten Seite zitieren sie Friedrich Nietzsche: "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum".

Prink:

Ja, das ist richtig. Musik ist mir unheimlich wichtig. Wenn ich auf der Bühne stehe und singe, dann bin ich das. Dann bin ich bei mir.

Abendblatt:

Welche Rolle spielte Musik bei Ihnen zu Hause? Ihre Mutter hat ja schon im Waschkeller Arien von Callas gesungen...

Prink:

Musik wurde mir praktisch in die Wiege gelegt. Meine Mutter hat bei der Hausarbeit immer gesungen und in der Waschküche klang das auch so toll. Mein Vater konnte Akkordeon spielen. Und mein älterer Bruder hat Ende der Fünfziger einen "Single-Klub" gehabt: Jede Woche musste einer eine Single kaufen und dann haben seine Freundinnen und Freunde dazu Rock 'n' Roll getanzt. Da habe ich mich immer rumgetrieben. Da war ich sieben.

Abendblatt:

Hat das Ihre Leidenschaft für Rock 'n' Roll geweckt?

Prink:

Richtig an fing das, als ich zwölf oder 13 war, mit der Beatlemania. Die haben mich richtig infiziert und ganz schön geprägt. Das bedeutete für uns Anderssein. Man hat zwar vorher schon Rock 'n' Roll gehört, Buddy Holly und so, aber das war nicht so richtig meins. Die Beatles gingen bei mir ins Herz, in die Seele. Ich habe damals schon immer visioniert, dass ich irgendwann mal selbst auf der Bühne stehe. Danach kam dann Hendrix. Ich war auch absoluter Hendrix-Fan. Plötzlich kam da einer und hat etwas auf der Gitarre gemacht, was kein anderer gemacht hat.

Abendblatt:

Können Sie sich noch an Ihr erstes eigenes Konzert erinnern?

Prink:

Das war in einer Kneipe, 1969 glaube ich, im Flethenkieker in Buxtehude, heute die letzte Seeräuberspelunke Norddeutschlands. Die Gitarristen hatten Gitarren von Quelle, die billigsten, die es gab. Als Verstärker hatten wir Radios mit Bananensteckereingängen, die kennen Sie gar nicht mehr. Gesungen habe ich über so ein Durchsagenmikrofon mit Schwanenhals. Das hatte mir jemand besorgt, der bei der U-Bahn arbeitete.

Abendblatt:

Seitdem waren Sie in diversen Cover-Bands wie der Hans Dampf Band und Blofeld. Was macht den Reiz von Cover-Bands für sie aus?

Prink:

Mit Blofeld haben wir immer das gespielt, was wir wollten. Und den Leuten gefällt es, weil sie damit etwas verbinden. Die Menschen, die zu unseren Konzerten kommen, sind ja genauso alt wie wir und mit Rock aufgewachsen. Gut gemachte Covermusik gefällt aber auch jüngeren Leuten. Es gibt scheinbar zeitlose Songs. Man kann also alles spielen: Gary Moore, die Stones, Jimi Hendrix, Eric Clapton, wozu man eben Lust hat. Und wenn der Gitarrist von Blofeld das Giarren-Solo von Pink Floyds "The Wall" spielt, ist das so klasse, dass es für mich jedes Mal wieder ein Erlebnis ist.

Abendblatt:

Würden Sie sich als Rampensau bezeichnen?

Prink:

Auf jeden Fall, absolut. Ich war nie der große Ansager, aber beim Singen gebe ich immer alles. Wenn man in diese Stimmung kommt, wird man quasi gesungen. Dann hat man das Gefühl das kommt aus dem Kosmos, strahlt durch den Kopf und kommt aus dem Mund raus. Man muss nur noch daran denken, wie der Text geht. Das sind geniale Momente.

Abendblatt:

Was erwartet die Besucher bei Ihrer Lesung im Kulturforum?

Prink:

Da das meine erste Lesung überhaupt ist, arbeite ich immer noch daran. Aber was ich schon verraten kann, ist, dass ich wahrscheinlich zwischendurch immer mal wieder paar A-capella-Zeilen singe. Denn in vielen Kapiteln zitiere ich auch Textzeilen oder ich erwähne, dass irgendwo ein bestimmter Song lief.