Eltern fehlen Informationen zur IGS. Eine Planungsgruppe arbeitet derzeit mit Hochdruck an einem Konzept, das darauf reagiert.

Buxtehude. Unsicherheit, verhaltenes Interesse und immer wieder die Frage: "Auf was lassen wir uns ein, wenn wir unser Kind zur IGS schicken?" - mit diesen Problemen hat die Integrierte Gesamtschule, kurz IGS, zu kämpfen, die im kommenden Schuljahr in Buxtehude starten soll.

"Es fehlen einfach noch grundlegende Informationen", sagt Christiane Holst-Hakelberg, Leiterin der Grundschule Stieglitzweg. Viele Eltern der Viertklässler wüssten nicht, was genau sich hinter dem Konzept "IGS" verbirgt, und deshalb schrecken sie vor einer klaren Aussage zugunsten dieser Schulform zurück.

Zwar sollten die Anmeldungen für die IGS ursprünglich vom 20. bis 22. Juni laufen, was wiederum bedeutet hätte, dass noch viel Zeit bis zu einer endgültigen Entscheidung gewesen wäre. Aber welche Eltern warten schon bis kurz vor den Sommerferien, bis sie wissen, auf welche weiterführende Schule ihr Nachwuchs nach den Ferien gehen soll? Die Planungsguppe der IGS, die derzeit mit Hochdruck an einem Konzept arbeitet, hat darauf reagiert. Bereits vom 2. bis 4. Mai soll es nun verbindliche Aufnahmegespräche geben, an denen Eltern mit ihren Kindern teilnehmen.

"Wir haben gemerkt, dass es bei einer Anmeldung im Juni auch für uns viel zu spät geworden wäre", sagt Claudia Seidler, Leiterin der Planungsgruppe. Viel zu lange wäre dann nicht klar gewesen, wer überhaupt konkretes Interesse an der IGS hat - und so lasse sich nun mal nicht vernünftig planen. Hinzu komme, dass sich die nach den Halbjahreszeugnissen erfolgte Abfrage bei den Eltern der Vierklässler, auf welche Schule sie ihr Kind schicken wollen, lediglich auf Haupt- und Realschule sowie Gymnasium bezogen hat. "Diese Angaben sind für uns natürlich wenig aufschlussreich", sagt Claudia Seidler.

Doch noch etwas anderes hat die Elternabfrage offenbart: Wenn Interesse an der IGS besteht, kommt es fast ausschließlich von Eltern, deren Kinder eine Hauptschulempfehlung haben. "Kinder mit einer Gymnasialempfehlung wollen eher auf ein klassisches Gymnasium", sagt Christiane Holst-Hakelberg.

Diese Erfahrung bestätigt auch Ulrich Mayntz, Leiter der Grundschule Altkloster. Fast zu hundert Prozent sei das an seiner Schule der Fall. Bei den Hauptschulkindern sei es wiederum genau andersherum, sie streben eher auf die IGS. Gemischt ist das Verhalten bei Kindern mit Realschul-Empfehlung. Von insgesamt 105 Viertklässlern in Altkloster hätten rund 20 Prozent Interesse an der IGS bekundet.

Mayntz hat das Gefühl, dass viele Eltern vom Schulzentrum Nord, in dessen Räumen die IGS einziehen soll, etwas abgeschreckt sind. "Die Eltern wissen nicht, welche Lehrer an der IGS unterrichten und welches Konzept es gibt", sagt er. Da erscheine ihnen das Schulzentrum Süd viel vertrauter, das nach dem bekannten dreigliedrigen System unterrichtet. Auch der relativ weite Weg an die Hansestraße sei für viele ein Nachteil.

Dies dürfte noch viel mehr für die Kinder aus Neukloster und Hedendorf gelten. Sie gehören, so wie die Grundschule Stieglitzweg und in Teilen die Grundschule Altkloster, zum Einzugsbereich des Schulzentrums Süd, doch für die IGS sind die klassischen Einzugsbereiche aufgehoben. "Bei uns gab es gar keine Eltern, die gesagt haben, dass ihr Kind zur IGS soll", sagt Cornelia Poettering, Leiterin der Grundschule Hedendorf. Sie ist sich aber sicher, dass viele Eltern Interesse an dieser neuen Schulform haben, zumal die Grundschule Hedendorf, ähnlich wie es in der IGS geplant ist, stark projektorieniert arbeitet und die Kinder an das selbstständige Lernen heranführt.

Auch ihre Kollegin Sabine Folster von der Grundschule Neukloster sieht in der IGS eine große Chance, die Eltern für ihre Kinder ergreifen wollen. Sie habe aber ebenfalls gemerkt, dass das vor allem Eltern von Kindern mit Hauptschulempfehlung sind. Von den 22 Kindern in der vierten Klasse haben fünf Interesse an der IGS, und alle fünf haben eine Hauptschul-Empfehlung. "Die Hauptschule ist ein Auslaufmodell", sagt die Schulleiterin. Bereits in der Vergangenheit hätten viele Eltern versucht, ihren Nachwuchs partout auf einer Realschule unterzubringen.

Mit ganz anderen Sorgen hat Heike Welle, Leiterin der Grundschule Rotkäppchenweg, zu kämpfen. "Viele Eltern haben noch gar nicht realisiert, dass die IGS kommt", sagt sie. Sie hätten alle Informationen erhalten, "aber wenn keine Fragen kommen, können wir auch nichts machen". Von einem Informationsabend an der Schule, wie er nicht nur am Rotkäppchenweg, sondern an allen Buxtehuder Grundschulen vor den Osterferien geplant ist, verspricht sie sich deshalb viel.