Aus dem Landkreis Harburg fließen laut einem Gutachten jährlich 450 Millionen Euro Kaufkraft ab. Umliegende Städte profitieren

Winsen. Vier Jahre nach dem ersten Gutachten des Marktforschungsinstitutes GFK zur Kaufkraft im Landkreis Harburg liegt jetzt ein zweites Gutachten vor. Und es kommt im Grunde zum selben Ergebnis wie die Vorgänger-Studie: Noch immer fließen jährlich rund 450 Millionen Euro Kaufkraft aus dem Landkreis Harburg ab. Die Bewohner des Landkreises geben also im Jahr rund 450 Millionen Euro bei Einkäufen außerhalb der Kreisgrenze aus.

Auch wenn beispielsweise in Buchholz, neben Winsen und Seevetal ein Mittelzentrum, einiges getan wurde, um das Zentrum aufzuwerten, habe sich "an der Tendenz von vor vier Jahren nichts grundsätzliches verändert". Das sagt Georg Krümpelmann, Sprecher des Harburger Kreishauses. Und das, obwohl sich die Einwohnerzahl im Kreis in den letzten vier Jahren um rund 5000 Neubürger erhöht hat. Die Menschen, die im Landkreis Harburg wohnen, kaufen also nach wie vor lieber in Harburg, in Lüneburg oder in Buxtehude, als im Landkreis Harburg ein.

Derzeit überarbeitet der Landkreis Harburg gerade sein Regionales Raumordungsprogramm (RROP). Das RROP ist ein planerisches Steuerungsmittel, hier werden beispielsweise geeignete Flächen für den Sandabbau, große Gewerbegebiete aber auch große Flächen für den Einzelhandel vorgemerkt. Will eine Gemeinde beispielsweise einen Verbrauchermarkt mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern ansiedeln, kann der Landkreis als übergeordnete Behörde über den Bebauungsplan eingreifen. Um bei den Daten zur Kaufkraft den aktuellsten Stand zu erhalten, hatte der Landkreis im letzten Jahr ein neues Gutachten bei dem Gutachterbüro CIMA in Auftrag gegeben.

Auch dieses Gutachten kommt wie sein Vorgänger, das GFK-Gutachten, zu dem Schluss, dass Mittel- und Grundzentren, wie beispielsweise Hollenstedt, Tostedt oder Hanstedt den Einzelhandel in ihren Zentren stärken müssen. Der Trend, Verbrauchermärkte auf der grünen Wiese zu bauen, ist längst passé. Es gelte, die Zentren zu stärken. Am Beispiel des Grundzentrums Jesteburg zeigt sich, dass diese Ansiedlung allerdings ihre Zeit braucht. Hier blockierte jahrelang der Schützenverein die Ansiedlung eines Verbrauchermarktes im Ortskern. Lange Zeit konnte sich der Hanstedter Gemeinderat nicht über die Ansiedlung eines Lidl-Discounters im Ort einigen. Lediglich in Buchholz liegen laut Gutachten die Kaufkraftzuflüsse mit 120,2 Prozent über der 100-Prozent-Marke. In Winsen sind die Kaufkraftzuflüsse seit dem letzten Gutachten von 103,1 Prozent auf 93,5 Prozent gesunken.

Um dem Kaufkraftabfluss entgegen zu wirken, empfehlen die Gutachter, in den Mittelzentren "attraktive, möglichst breite und tiefe Angebotsstrukturen" zu schaffen. Für die kleinen Orte wird "die Sicherstellung der Nahversorgung durch bestehende Dorfläden" geraten. Der Kreistag muss nun entscheiden, wie er die Ergebnisse im RROP berücksichtigen will.