Die Stadtbücherei Bremervörde ehrt Astrid Lindgren zu ihrem 100. Geburtstag. Der war allerdings schon 2007

Am 14. November 1907 wird Astrid Lindgren als Astrid Anna Emilia Ericsson im schwedischen Smaland geboren. 100 Jahre später erinnern Fans in der ganzen Welt mit zahlreichen Veranstaltungen an Werk und Wirken der berühmten Kinder- und Jugendbuchautorin. In Bremervörde jedoch scheinen die Uhren ein wenig langsamer zu gehen: Die Stadtbücherei gratuliert Astrid Lindgren erst jetzt mit einer "Sonderausstellung zum 100. Geburtstag". Pippi Langstrumpf hätte das sicherlich gefallen. Ihr wäre es egal, ob hinter der Eins zwei Nullen stehen oder eine Null und eine Vier. Und auch Kinder und Eltern im Landkreis Stade machen da keinen Unterschied: Die Geschichten der Astrid Lindgren sind zeitlos und bei Groß und Klein beliebt.

"Wer unterhaltsame und gehaltvolle Bücher lesen möchte, kommt an Astrid Lindgren einfach nicht vorbei", sagt Ulrike Mensching, Leiterin der Stadtbibliothek in Buxtehude. Auch ihre Kollegin Birgit Rogge ist sicher: "Mit Astrid Lindgren ist es wie mit Ottfried Preußler: Was Eltern kennen und lieben, wächst immer nach und stirbt nie aus."

Dass die Begeisterung ungebrochen ist, zeige auch die konstante Zahl an Ausleihen. Zum Fundus der Einrichtung in der Fischerstraße 12 gehören etwa 147 Titel, darunter auch einige in englischer Sprache, die aus der Feder der schwedischen Autorin stammen. "Und die sind alle fast immer unterwegs", sagt Rogge. Am häufigsten würden die Klassiker wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga und die Brüder Löwenherz ausgeliehen. Besonders begeistert ist Mensching von den von Katja Engelking neu illustrierten Ausgaben der Pippi-Geschichten. "Die sind wunderbar und werden zunehmend auch kleineren Kindern vorgelesen."

Eltern, die sich ein wenig näher mit der Autorin beschäftigen möchten, empfiehlt sie die Biografie "Jenseits von Büllerbü" von Maren Gottschalk. "Das Buch ist sehr lebendig geschrieben. Es verbindet Erlebnisse aus Astrid Lindgrens Leben mit Szenen aus ihren Büchern. Und das Ganze in einer Sprache, die auch für Kinder verständlich ist." Ein weiteres Buch, das laut Mensching Platz im jedem Familien-Bücherregal finden sollte, ist "Bei Astrid Lindgren zu Tisch" von Sybil Gräfin Schönfeldt. Die Autorin hat 40 Speisen und Getränke aus der schwedischen Küche zusammengestellt, die auch von Karlsson und Madita, Pippi, Michel und den Kindern auf Bullerbü nur allzu gern gegessen werden.

Zu den weniger bekannten Büchern zählt das Bibliotheks-Team hingegen das älteste Lindgren-Werk mit dem Titel "Britt-Marie erleichtert ihr Herz" und die "Saltkrokan"-Geschichten. "Die sind vielen heute nicht mehr so geläufig", sagt Rogge.

In der Samtgemeindebücherei in Horneburg gehören derzeit etwa 93 Lindgren-Medien zum Bestand. "Was ausgeliehen wird, ist stark abhängig von der Altersstufe", betont Silke Joneleit. Michel als Bilderbuch-Ausgabe würde häufig für die Kleinsten eingepackt. Die "Brüder Löwenherz" und "Ronja Räubertochter" interessierten vor allem Grundschulkinder.

Sie selbst habe mit Freude "Das entschwundene Land" und "Astrid Lindgren - Bilder ihres Lebens" gelesen. "Gut gefallen hat mir auch "Von Kletterbäumen, Sachensuchern und kitzligen Pferden" von Christina Björk. Das Buch kann man gut mit Kindern zusammen lesen", so Joneleit.

In der Bibliothek des Gymnasiums Athenaeum in Stade befinden sich seit 21 Jahren mehrere Klassiker aus der Feder von Astrid Lindgren in den Regalen. Gelesen werden sie allerdings nicht. "Wir haben sie damals mit in den Bestand genommen, weil ich finde, dass sie in jede gute Bücherei gehören", sagt Leiterin Ulrike Schulz. "Und ich hatte die Hoffnung, dass die Älteren den Kleineren daraus vielleicht vorlesen. Aber das ist leider nicht der Fall. Anscheinend ist nach der Grundschule Schluss mit der Lindgren-Begeisterung."

Dass das nicht so sein muss, davon ist Nicole Hartmann vom Verlag Friedrich Oetinger überzeugt. Mit der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung von "Pippi Langstrumpf" wurde der Verlag 1949 zum Wegbereiter skandinavischer Kinderliteratur in Deutschland. "Das Schöne an Astrid Lindgrens Büchern ist, dass es in ihnen immer Neues zu entdecken gibt", sagt die Öffentlichkeitsreferentin. Und damit das auch so bleibt, komme auch nach dem Tod der Autorin im Jahr 2002 noch regelmäßig neues Material auf den Markt. So habe beispielsweise Ilon Wikland das Märchen "Im Wald sind keine Räuber" neu illustriert. "Das Bilderbuch, das im Frühjahr 2010 erschienen ist, ist vielleicht nicht jedem bekannt, aber sehr empfehlenswert", sagt Hartmann.

Zu den 30 ausgesuchten Titeln der Sonderausstellung "Pippi, Michel, Karlsson & Co." in der Stadtbücherei Bremervörde gehört der Bildband übrigens nicht. Dafür aber einige Empfehlungen der Bibliotheks-Experten aus dem Landkreis Stade wie "Jenseits von Bullerbü" und "Astrid Lindgren - Bilder ihres Lebens". Noch bis zum 17. März werden die Werke am Rathausmarkt 1 auf Tischen und in Auslagen zum Verleih angeboten.

Dass Astrid Lindgren heute bereits 104 Jahre alt wäre, ist auch in der Stadt an der Oste bekannt: "Wir sind leider nicht früher an das Themenpaket der Büchereizentrale Lüneburg herangekommen, weil die Warteliste so lang war", erklärt Leiterin Francesca Todisco. "Aber weil die Ausstellung eben eine gute Übersicht über das Gesamtwerk der Autorin bietet, zeigen wir sie trotzdem und feiern jetzt eben noch mal Geburtstag."