Hansestadt Stade will von April an den Platz am alten Hafen umgestalten. Gastronomen befürchten Umsatzeinbußen

Stade. Mitte April rollen die Bagger an. Der Fischmarkt am alten Stader Hafen wird umgestaltet. Dort werden ein neuer Regenwasserkanal eingebaut und neue Pflastersteine verlegt. Bordsteinkanten und andere Stolperfallen verschwinden. Doch die bevorstehende Großbaustelle trifft nicht nur auf Gegenliebe. Gastronomen befürchten massive Umsatzeinbrüche in den Sommermonaten. "Es wird Beeinträchtigungen geben", sagt Stades Bürgermeister Andreas Rieckhof.

Anlass für die umfangreichen Baumaßnahmen in der historischen Stader Altstadt ist der notwendige Einbau einer neuen Kanalisation zwischen der Straße "Wasser West" und dem neuen Hafen. Schmutz- und Regenwasser müssen getrennt voneinander geführt werden. Das ist bislang nicht der Fall. Ziel ist es, dass nur noch Schmutzwasser ins Klärwerk geleitet wird.

Die politische Entscheidung dazu ist bereits gefallen. Der Verwaltungsausschuss der Hansestadt Stade hat den Plänen zugestimmt. Es wird jedoch nicht nur die Kanalisation erneuert, sondern auch der gesamte Fischmarkt umgestaltet. Bürgermeister Rieckhof spricht davon, dass Platz und Wege begradigt werden. Konkret bedeutet das, dass an den Geschäften, Restaurants und Cafés ein mehr als zwei Meter breiter, ebener Weg gepflastert wird. Auf dem restlichen Platz des Fischmarkts werden Großsteinpflaster aus schwedischem Granit verlegt und es werden Verweilzonen eingerichtet. Ziel ist es, den zentralen Platz optisch aufzuwerten, aber auch mögliche Stolperfallen wie Bürgersteige oder Unebenheiten zu beseitigen, damit der Fischmarkt barrierefrei wird.

Dass beim Fischmarkt etwas geschehen muss, darüber sind sich die von den Baumaßnahmen betroffenen Gastronomen einig. "Das Kanalsystem ist alt, es muss einfach saniert werden. Und auch die Barrierefreiheit muss hier kommen", sagt Ralf Jäger, der ein Café am Fischmarkt betreibt. Das von der Stadt vorgestellte Konzept wird allseits begrüßt und als eine Aufwertung des Areals empfunden.

Doch das Problem für die Gastronomen ist, dass es für die geplante Umgestaltung der Straßen aus ihrer Sicht keinen günstigen Termin gibt. Im Winter sei der Boden zu hart, als dass vernünftig Tiefbau betrieben werden könnte, im Sommer müssen die Gastronomen ihren Jahresumsatz einspielen.

"Wir haben nur etwa sechs Monate Zeit, um unseren Jahresumsatz zum Großteil zu bestreiten. Wenn in der Saison gebaut werden sollte, haben wir ein echtes Problem", so Jäger. Das sieht auch Thomas Brückner vom "Schraders" so. "Hier muss etwas gemacht werden, aber uns werden die Einnahmen kräftig wegbrechen", sagt der Gastronom.

Im Sommer werde der Umsatz zu etwa 80 Prozent über die im Freien stehenden Plätze vor den Kneipen und Restaurants erwirtschaftet. "Wenn hier mit Baggern und Pressluftbohrern gearbeitet wird, ist es so laut, dass niemand mehr draußen sitzen will", sagt Thomas Brückner.

Etwa 14 Gastronomen sind von den Umbaumaßnahmen direkt betroffen. Die Stadt hatte bereits signalisiert, dass sie den Wirten entgegenkommen wolle, um die erwarteten Einnahmeverluste in der Gastronomie zu mindern. So wolle die Stadt etwa auf die Konzessionen für die Außenplätze verzichten. "Es ist eine sehr faire Geste der Stadt, aber das wird uns nicht besonders nützen. Die finanziellen Einbußen werden wir so nicht einmal annähernd kompensieren können", sagt Jäger, der wegen der erwarteten Mindereinnahmen in diesem Jahr auch keine Auszubildenden einstellen will. "Ich wollte eigentlich zwei Stellen besetzen, das wird aber, so wie es aussieht, in diesem Jahr nicht möglich sein", sagt der 44-Jährige. Er könnte sie nicht bezahlen, ansonsten würde er seine Existenz aufs Spiel setzen.

Sollte sich der Termin für die Bauarbeiten nicht verschieben lassen, so müsse die Stadt nach Ansicht der betroffnen Gastronomen wenigstens dafür sorgen, dass die Umbaumaßnahmen zügig vonstatten gehen, wenn möglich in maximal zwei Monaten.

Doch das scheint mehr als unrealistisch. Die Baumaßnahmen werden jetzt ausgeschrieben. Am 4. April soll der Verwaltungsausschuss über die Vergabe entscheiden. "Wenn das Wetter es zulässt, soll vom 11. April an gebaut werden", sagt Bürgermeister Rieckhof. Damit geht die Stadt schon einen Kompromiss ein. Bislang sollte das Vorhaben nach dem Hansemahl am 14. Mai starten. Doch die Stadt hat reagiert und den Termin vier Wochen vorgezogen.

Jetzt soll in vier Bauabschnitten gebaut werden. Los geht es am Holzkran in Richtung Burgstraße. "Wenn es sehr gut läuft, ist der erste Abschnitt Anfang Juli fertig", sagt Rieckhof. Als Wanderbaustelle wird dann nach und nach der komplette Fischmarkt erschlossen. Das gesamte Projekt könnte Anfang Oktober abgeschlossen sein.

Allerdings gibt es ein großes Fragezeichen. Die Archäologen der Hansestadt nutzen die Gelegenheit für Ausgrabungen am Fischmarkt. Werden sie fündig, verzögert sich das gesamte Vorhaben, für das die Stadt nach ersten Schätzungen insgesamt bis zu 550 000 Euro investieren muss.

Mit den Bauarbeiten am Fischmarkt ist das städtische Vorhaben allerdings noch nicht abgeschlossen. Im Jahr 2012 soll die Salzstraße ebenfalls umgebaut werden.