Jobs wie Klempner und Elektriker sind im Landkreis Stade besonders gefragt. Aber nicht jeder Schüler kann sich für diese Berufe erwärmen.

Stade/Buxtehude. Für manche Jugendlichen wird es wohl eher Liebe auf den zweiten Blick sein, wenn sie sich für einen der aussichtsreichsten Berufe im Landkreis Stade entscheiden. Denn Jobs wie der des Fernsehmoderators fallen nicht in diese Kategorie, auch Sänger, Tänzer und angehende Superstars werden von Arbeitgebern nur selten gesucht. Der Bedarf an Werbegrafikern, Eventmanagern, Models und PR-Beraterinnen darf ebenfalls als gedeckt gelten. Gute Perspektiven hingegen bieten Jobs, die man als bodenständig bezeichnen darf: nämlich handwerkliche Berufe wie Klempner, Elektriker, Bäcker und Lager-Logistiker.

Kleine und mittlere Betriebe profitieren vom wirtschaftlichen Aufschwung

In diesen Bereichen wurden im vergangenen Jahr besonders viele offene Stellen gemeldet, sagt Torsten Oliver Deecke, Sprecher der Agentur für Arbeit Stade, die für den gesamten Landkreis zuständig ist. Die Perspektiven würden im Jahr 2011 ähnlich sein. Deecke nennt die Gründe: "Die Konjunktur springt an, das bekommen auch kleinere und mittlere Betriebe zu spüren. Zudem werden an vielen Gebäuden energetische Sanierungen durchgeführt, was sich für viele handwerkliche Branchen positiv auswirkt."

Der weltweite konjunkturelle Aufschwung betreffe auch die Seehäfen Stade und Cuxhaven. Deshalb würde dort zunehmend Personal für die Lagerung und Weiterverladung der Waren gesucht werden.

Gute Aussichten für eher traditionelle Jobs also - doch die Tatsache, dass es mehr offene Stellen als Bewerber gibt, das hat auch damit zu tun, dass sie nicht mehr so gefragt sind wie früher. "Viele Jugendliche, die vor einem Schulabschluss stehen, interessieren sich einfach nicht mehr für Handwerksberufe. Beliebt sind stattdessen Bürojobs", sagt Torsten Oliver Deecke. Warum viele den goldenen Boden des Handwerks nicht mehr sehen, versteht er allerdings nicht.

"Meiner Meinung nach sind diese Jobs nicht nur im Jahr 2011, sondern auch darüber hinaus sicher. Denn sie werden oft von Familienbetrieben angeboten. Und bevor ein Meister seinen Lehrling oder seinen Gesellen entlässt, muss schon wirklich viel passieren."

Abschluss als Meister ermöglicht Studium bestimmter Fächer

Das nicht gerade glamouröse Bild des Klempners, der am Sonntagmorgen mit der Hand in fremden Toiletten nach Legosteinen angelt, entspreche zudem kaum der Realität. "Anlagenbauer für Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik" lautet heute die vollständige Bezeichnung des Lehrberufs. Das habe auch damit zu tun, dass es um Fragen des Umweltschutzes geht. "Ein Anlagenbauer kann zum Beispiel Punkte in einer Wohnung herausfinden, wo Energie verschwendet wird. Er installiert auch Solaranlagen, wenn er eine entsprechende Zusatzausbildung hat."

Generell seien die Weiterbildungsmöglichkeiten groß: "In den Job kann man mit einem ordentlichen Hauptschulabschluss einsteigen. Aber man kann, wenn man den Meister gemacht hat, auch noch studieren, zum Beispiel wirtschaftliche und technische Fächer."

Deecke rät jungen Leuten, die vor dem Abschluss stehen, "einfach mal über den Tellerrand" zu blicken und sich nicht gleich für einen Beruf zu entscheiden, der zunächst naheliegend wirkt Das gilt etwa für Mädchen, die noch immer häufig Berufe wie den der Frisörin und der Kosmetikerin ansteuern. In anderen Bereichen, etwa den naturwissenschaftlichen und technischen, seien die Chancen viel besser. Ein Beispiel: Der Job der Chemikantin, den etwa das Unternehmen Unilever in Buxtehude anbietet. Der gedankliche Weg dahin sei gar nicht so weit: "Wenn sich eine junge Frau, die Kosmetikprodukte schätzt, auch dafür interessiert, wie sie hergestellt werden, dann steht ihr ein ganz neues Berufsfeld offen."

Auch für Jungs gilt: Sie sollten auch an Berufsfelder denken, in denen klassischerweise eher Frauen arbeiten. Beispiele sind die Jobs Kranken- und Altenpfleger, die laut Deecke günstige Aussichten versprechen.

"Wir haben die Elbe-Kliniken und viele Seniorenheime im Landkreis. Dort wird der Bedarf in Zukunft noch größer werden, weil die Bevölkerung immer älter wird." Besonders würden auf dem Gebiet Männer gesucht, auch und gerade solche mit Migrationshintergrund. "Manche Menschen aus anderen Kulturen lassen sich lieber von Männern betreuen. Außerdem ist es gut, wenn man übersetzen kann", sagt Deecke. Junge Männer, die etwa aus türkischen oder arabischen Familien stammen, hätten langfristig auch gute Chancen auf Jobs als Erzieher in Kindergärten.

Wem die Aussicht auf einen Job als Bäcker, Klempner oder Elektriker in Stade oder Harsefeld noch zu regional begrenzt wirkt, kann sich vielleicht für eine Ausbildung zur Hotelfachfrau oder zum Hotelfachmann erwärmen. Diese hätten nämlich nicht nur südlich der Elbe, sondern in aller Welt gute Chancen: "Die deutsche Ausbildung hat überall einen sehr guten Ruf. Viele Hotels in anderen Ländern werden von Deutschen geführt", so Deecke.