Der Präsident der Hochschule 21 hat ein absenkbares Geländer für das umstrittene Buxtehuder Bauwerk entworfen

Buxtehude. Er war schon dem Untergang geweiht, doch jetzt taucht er möglicherweise wie Phönix aus der Asche auf, oder besser gesagt: aus den Fluten der Este. Der Schwimmsteg am Buxtehuder Hafen steht kurz vor einer Rettungsaktion, die in Form eines absenkbaren Geländers naht. Überbringer der frohen Kunde ist Martin Betzler, Präsident der Hochschule 21 und als studierter Ingenieur ein Experte für Baukonstruktionen.

Das von ihm entworfene Modell sieht vor, dass die Außenkanten des Stegs mit Hülsen versehen werden, durch die die Träger des Geländers laufen. Das Besondere daran: Am unteren Ende dieser Träger, also direkt unter der Wasseroberfläche, sind sogenannte Auftriebskörper angebracht, die dafür sorgen, dass sich das Geländer je nach Wasserstand auf und ab bewegt.

"Meist kann man den Auftrieb bei Bauwerken nicht nutzen", erklärt Betzler. In diesem Falle sei das Gewicht der verdrängten Flüssigkeit aber hilfreich. Stößt das Geländer bei Hochwasser nämlich an die untere Seite der Hafenbrücke, rutschen die Träger durch die Hülsen nach unten, während der Schwimmsteg wie gehabt auf dem Wasser schwimmt. "Damit das Geländer dabei nicht beschädigt wird, könnte man eventuell Gummiknäufe anbringen", fügt Betzler hinzu.

Sollte Betzlers Idee tatsächlich realisiert werden, würde die Buxtehuder "Schwimmsteg-Affäre", mit der es die Estestadt als Paradebeispiel von Steuergeld-Verschwendung bis in die bundesweiten Nachrichten schaffte, doch noch zu einem glücklichen Ende kommen. Die Frage ist nur, wie teuer das Ganze werden soll - und ob es sich für den rund 70 000 teuren Steg lohnt.

Fakt ist jedenfalls, dass der Steg, der eigentlich die Altstadt mit dem neuen Wohngebiet am Hafen verbinden sollte, nach wie vor unbenutzbar ist. Seit Monaten verhindern Absperrgitter den Zutritt zu dem 36 Meter langen Bauwerk. Der Technische Überwachungsverein (TÜV) hatte sich den Steg im Frühjahr des vergangenen Jahres angeschaut und entschieden, dass das Konstrukt ohne Geländer nicht sicher genug ist. Lediglich als Bootsanleger sei es denkbar. Hinzu kommt, dass der Platz unter der Brücke bei Hochwasser für einen aufrecht gehenden Menschen nicht ausreicht.

"Es war ein Fehler, dass wir nicht an ein Geländer gedacht haben", hatte Buxtehudes Bürgermeister Jürgen Badur Ende des vergangenen Jahres offiziell erklärt. Im gleichen Atemzug hatte er damals seine Hoffnung ausgedrückt, dass der Steg eines Tages doch noch als Fußgängerweg genutzt werden könnte.

Dieser "eine Tag" scheint jetzt gekommen zu sein. Denn laut Badur gibt es nur drei Möglichkeiten, wie die Stadt mit dem Bauwerk verfahren könne. Erstens: Es wird an der Fußweg-Lösung festgehalten und dafür gesorgt, dass ein Geländer hinzukommt. Zweitens: Der Steg wird offiziell für Murks erklärt, abgebaut oder verkauft. "Wir haben tatsächlich andere Kommunen, die sich dafür interessieren", ergänzt er. Oder drittens: Das Konstrukt bleibt ohne Geländer und wird als Bootsanleger genutzt. "Die Frage ist nur, ob das in einem Verhältnis zu den bisherigen Kosten steht", sagt Badur.

In seinen Augen ist die Geländer-Lösung die realistischste, weshalb er Martin Betzler herzlich für das von ihm entworfene und von Dagmar Burmester, der Leiterin der Modellbauwerkstatt der Hochschule 21, angefertigte Modell dankt. Er werde es im Zuge der weiteren Beratungen den Buxtehuder Politikern vorstellen, damit es in die Überlegungen mit einfließt, sagt Badur.

Schon jetzt macht er aber deutlich, dass vor allem der Zeitpunkt, an dem das Geländer realisiert werden könnte, völlig offen ist. Es solle ja zusätzlich zu dem Schwimmsteg noch eine weitere Brücke über die Este als Vervollständigung des Wegekonzepts errichtet werden. "Dafür haben wir aber zunächst keine Mittel", sagt Badur. So lange, wie diese Finanzierung nicht geklärt sei, werde man voraussichtlich auch die Schwimmsteg-Frage zurückstellen und das Bauwerk lediglich als Bootsanleger nutzen.

Für ein normales, nicht absenkbares Geländer würden laut Aussage von Michael Nyveld, Fachgruppenleiter Bauordnung der Stadt Buxtehude, etwa Kosten von 10 000 Euro anfallen. Dementsprechend höher dürften sie für das Betzler-Modell sein.

Aber wie kam es überhaupt, dass sich Martin Betzler als Außenstehender in die städtischen Planungen eingeschaltet hat? "Ich habe eher am Rande von dem Schwimmsteg erfahren und bin dann gleich neugierig geworden", sagt er. Er habe sich gedacht, dass es doch eine Lösung für das Problem geben müsste - und machte sich dann einfach ans Werk.