Christiane Bornhak spielt Theremin. Mit dem Instrument wurden früher Filme vertont

Nindorf. Christiane Bornhak hat ihr Herz und ihre Seele an ein ungewöhnliches Instrument verloren, das sie bis heute zu Tränen rührt. Vor drei Jahren begann die Altenpflegerin damit, dem Theremin jenen magischen Klang zu entlocken, der bereits in den 40er-Jahren in zahlreichen Psychothrillern der Hollywood-Schmiede für Gänsehaut bei den Zuschauern sorgte.

Konzert am Sonnabend um 17 Uhr im Buxtehuder Mehrgenerationenhaus

Das Besondere daran: Die Ätherwellengeige besitzt weder Saiten noch Tasten. Sie wird vielmehr mit kleinsten Bewegungen des Körpers in Schwingungen versetzt, ohne eine einzige Berührung. Am Sonnabend gibt die Nindorferin von 17 Uhr an im Buxtehuder Mehrgenerationenhaus Paulz in der Finkenstraße 53 eine Kostprobe ihres Könnens. Der Eintritt ist frei.

Für Christiane Bornhak war es Liebe auf den ersten Ton. Als sie Ende der 90er-Jahre eine Aufführung des Stücks "The Black Rider" von Tom Waits im Hamburger Thalia-Theater verfolgte, fuhr es ihr durch Mark und Bein: "Ich hab auf meinem Platz gesessen und war verzaubert, als plötzlich die Musik des Theremins erklang. Jeder Ton hat sofort meine Seele berührt. Ich wusste, dass ich das Instrument unbedingt einmal selbst spielen musste", erinnert sich die 43-Jährige. Einziges Problem: "Ich hatte leider keine Ahnung, wie es eigentlich heißt."

Durch Zufall lauschte sie wenig später einer Radiosendung, die das Geheimnis lüftete. "Danach habe ich mich sofort ins Internet geklemmt und recherchiert, was es mit dem Instrument auf sich hat. Am nächsten Tag habe ich eine Dose in Form eines Theremins gebaut und angefangen zu sparen." Als schließlich sie genug Kleingeld zusammen hatte, kaufte sich Christiane Bornhak ein Exemplar, das am 25. April 2008 per Post in ihrem Elternhaus in Nindorf eintraf. "Seitdem übe ich tagtäglich zwischen einer halben Stunde und drei Stunden. Ich kann einfach nicht anders", sagt Christiane Bornhak.

Dem Theremin misst sie einen Stellenwert zu, den alle anderen von ihr bereits erlernten Instrumente wie das Klavier, das Cello, die Gitarre und die Kongas niemals erreicht haben. Selbst die "Singende Säge", die Bornhak vor einer Weile für sich entdeckte und die in Klang und Spielweise dem Theremin ähnelt, wird heute nur zu Vorführungszwecken von ihrem angestammten Platz an der Wohnzimmerwand geholt.

Sie und das Theremin, das sei eine schicksalhafte Liebesgeschichte, beinahe so, als ob sich zwei Dinge im Leben gesucht und gefunden hätten. Doch die Faszination, die das Instrument auf die musikalische Frau ausübt, kann sie nur in Ansätzen beschreiben: "Ich mochte schon immer alles Außerkörperliche. Es hilft mir dabei, meine innere Stimme nach außen zu tragen. Der Klang des Theremins verkörpert eine so sehnsuchtsvolle Einsamkeit, sein Ton ist körperlos und doch verletzlich. Es hat lange gedauert, bis ich das Theremin spielen konnte, ohne dabei in Tränen auszubrechen", sagt Bornhak.

Wer das Theremin-Spiel erlernen will, muss sich auf sein musikalisches Gespür verlassen. Denn es gibt keine sichtbaren Orientierungshilfen. Darüber hinaus hat sich bislang noch keine einheitliche Spielweise etabliert. "Das Theremin ist daher sicherlich kein Anfängerinstrument. Ohne Grundausbildung an anderen Instrumenten wäre ich verloren gewesen." Bornhak selbst sucht in regelmäßigen Abständen den Austausch mit Gleichgesinnten, um ihre Kenntnisse weiter zu schulen.

Im vergangenen Jahr nahm sie Einzelunterricht bei Barbara Buchholz, reiste dafür sogar nach Sardinien. Buchholz gehört zu den wenigen Spielerinnen, die das Instrument nahezu perfekt beherrschen. Ihr Können stellte sie mit ihrem Auftritt bei "Deutschland sucht den Superstar" erst kürzlich unter Beweis.

In den 40er-Jahren machte das Theremin vor allem als Effektgerät für die Darstellung außergewöhnlicher psychischer sowie übernatürlicher Zustände Karriere in Hollywood. Verwendet wurde es beispielsweise in dem Film "Der Tag, an dem die Erde stillstand", später auch in "Mars Attacks" und "Charlie und die Schokoladenfabrik". Besonders übertrieben zum Einsatz kommt es im Film "11:14", in der Filmmusikkomponist Clint Mansell zu den alltäglichsten und bizarrsten Szenerien die höchsten und tiefsten Töne des Theremins verwendet und somit einen Verfremdungseffekt erzielt.

Mit ihrem Konzert im Mehrgenerationenhaus möchte Christiane Bornhak das Instrument endgültig aus der Horrorschublade holen. "Es hat leider immer noch den Touch eines reinen Effektgerätes. Das Theremin ist aber viel mehr. Ich könnte darauf eigentlich alles spielen." Eingangstitel des Konzertes ist deshalb auch der verträumte Klassiker "Air" von Johann Sebastian Bach. Außerdem werden zwei Stücke von den Beatles und Jazztitel wie "Fly me to the Moon" und "Mistify" zu hören sein.

Zum Abschluss darf sich dann jeder Zuhörer einmal selbst als Thereminspieler versuchen. Bornhak weiß: "Der erste Selbstversuch ist gleichzeitig auch ein schöner Rausschmeißer. Denn das Theremin macht nicht nur angenehme Töne. Es ist durchaus gut für konstantes Gejaule."