Während das Jugendparlament in Harsefeld vor dem Aus steht, gründet Drochtersen einen Jugendbeirat

Drochtersen/Harsefeld. Licht und Schatten stehen derzeit über der Beteiligung Jugendlicher an der politischen Arbeit im Landkreis Stade. Während die Gemeinde Drochtersen die Satzung für einen Jugendbeirat beschlossen hat, steht das Jugendparlament in Harsefeld nach zehn Jahren vor dem Aus. Fehlende Lust und geringe Beteiligung waren die Probleme in Harsefeld, die es von Beginn an in Drochtersen zu vermeiden gilt.

In der Gemeinde Drochtersen soll eine Interessenvertretung der Kinder und Jugendlichen gebildet werden. Die Politiker haben den Weg dafür bereits geebnet. Der Gemeinderat hat die Satzung für den Jugendbeirat beschlossen. Bis zu neun Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 19 Jahren sollen diesen Beirat bilden. Die künftigen Mitglieder müssen entweder in der Gemeinde Drochtersen wohnen oder die Elbmarschen-Schule in Drochtersen besuchen.

Die Politiker in der Kehdinger Einheitsgemeinde suchen zurzeit nach Jugendlichen, die sich engagieren wollen - und sind schon fündig geworden. Melina Hahn, 15 Jahre, aus Nindorf und René Draack, 13 Jahre, aus Götzdorf haben sich bereits entschieden und wollen aktiv werden. "In Drochtersen gibt es wenig bis gar keine Freizeitangebote für Jugendliche", erklärt Melina den Grund für ihre Bereitschaft. Ähnlich sieht es der 13-Jährige René: "In Drochtersen kann man kaum etwas machen, vor allem gegen Abend. Viele Jugendliche sitzen dann in den Häuschen an den Bushaltestellen, aber sie haben auch keinen Raum, wo sie hinkönnen."

René Draack besucht die siebte Klasse der Realschule auf der Elbmarschen-Schule. Er arbeitet seit dem fünften Schuljahr im Schulvorstand mit und ist seit Beginn dieses Schuljahres Schülersprecher. Als er angesprochen wurde, ob er sich eine Mitarbeit im Jugendbeirat vorstellen könnte, habe er nicht lange überlegen müssen, sagt der 13-Jährige. So erging es auch Melina Hahn. Die 15-Jährige besucht die zehnte Klasse der Realschule auf der Elbmarschen-Schule. Sie wurde von ihrem Lehrer Dirk Ludewig angesprochen, der als Ratsherr der Gemeinde Drochtersen den Jugendbeirat mit auf den Weg gebracht hat.

Melina Hahn und René Draack haben schon erste konkrete Vorstellungen, was sie anpacken möchten. Den beiden geht es vor allem darum, Veranstaltungen und Freizeitangebote für Jugendliche zu organisieren. Sie wollen aber auch als Ansprechpartner für Jugendliche da sein und deren Interessen gegenüber der Politik zu vertreten. "Wenn sich der Jugendbeirat gebildet hat, ist es wichtig, dass wir zusammenhalten und gut zusammenarbeiten, damit wir mit einer Stimme sprechen, um unsere Vorhaben umzusetzen", sagt Melina. Ebenso wie die Politiker suchen die beiden nun Mitstreiter.

Dass dieses Vorhaben nicht ganz einfach wird, ist ihnen klar. "Es müssen vor allem neun richtig Zuverlässige gefunden werden", sagt René. Melina ergänzt, dass es extrem wichtig sei, dass es sich die Leute vorher gut überlegen und wissen, worauf sie sich einließen.

Die Mitglieder des Jugendbeirates werden vom Rat der Gemeinde Drochtersen immerhin für zwei Jahre berufen. Die Gemeinde Drochtersen habe sich bewusst für einen Jugendbeirat entschieden, der in dieser Form kreisweit einzigartig ist. "Es war uns wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen aktiv in die Politik eingebunden werden", sagt der Vorsitzende der CDU in Drochtersen, Kai Seefried. Seefried ist optimistisch, dass sie genug Kinder und Jugendliche finden.

Wie schwierig es ist, Kinder und Jugendliche für aktive Mitarbeit in der kommunalen Politik zu begeistern, hat sich jetzt in der Samtgemeinde Harsefeld gezeigt. Nach fast zehn Jahren steht dort nun das Jugendparlament vor dem Aus. Der Vorsitzende und sein Stellvertreter haben nach der jüngsten Sitzung ihre Ämter niedergelegt und das Jugendparlament verlassen. Die beiden möglichen Nachrücker haben der Verwaltung bereits eine Absage erteilt, wie Bernd Meinke, Fachbereichsleiter für Service, Bildung und Ordnung gestern auf Abendblatt-Nachfrage mitteilte. Weitere der neun übrig gebliebenen Mitglieder des Jugendparlaments haben bereits verdeutlicht, dass sie keinen weiteren Sinn im Fortbestand des Parlaments sehen.

Jetzt müsse das Problem im Jugendkulturausschuss thematisiert werden, sagt Meinke. Letztlich müsse der Samtgemeinderat entscheiden, ob das Jugendparlament aufgelöst oder noch mal ein Versuch gestartet werde, sagt Meinke. Bei den Jugendlichen ist das Interesse allerdings weg. "Viele waren gar nicht mehr bei den Sitzungen", sagt Sascha Maskow. Der 18-Jährige war bis zuletzt Vorsitzender des Harsefelder Jugendparlaments.

Er finde es vor allem für einige der Jüngeren schade, dass sich das Jugendparlament dem Ende neigt. Maskow war seit 2006 Mitglied in dem 2001 gegründeten Gremium. Er ist allerdings auch enttäuscht, dass die Jugendlichen vergleichsweise wenig erreicht haben. Als Beispiel nennt er eine Graffitiwand, für die das Jugendparlament etwa drei Jahre gekämpft hatte. "Wir waren kurz davor, die Wand aufzustellen, dann hat der Rat es allerdings doch abgelehnt", sagt Maskow.

Für die Drochterser hat er aber auch gute Nachrichten. Schließlich saßen auch Mitglieder des Jugendparlaments als beratende Mitglieder in einigen Ausschüssen der Samtgemeinde Harsefeld. "Dort wurden wir angehört und auch ernst genommen", sagt Maskow. Und nach diesem Prinzip soll auch der Jugendbeirat in Drochtersen, für den nun kräftig die Werbetrommel gerührt wird, mitarbeiten.