Das Hauptgebäude auf dem Jorker Harmshof von Ilona und Heinrich Stölken wurde bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg errichtet

Jork-Königreich. "Der Harmshof in Jork Königreich ist die letzte noch original erhaltene Hofanlage im Alten Land", sagen seine Besitzer Ilona und Heinrich Stölken. Nun wurden ihr unermüdliches Engagement, ihren Fleiß und alle Mühen, das historische Baudenkmal zu erhalten, mit dem Preis für Denkmalpflege der Niedersächsischen Sparkassenstiftung im Bezirk Lüneburg belohnt.

Die idyllisch gelegene Hofanlage, die in vielen erhaltenen Details zeigt, wie die Menschen vor mehr als 100 Jahren in der Region lebten und arbeiteten, ist vom Flair der Beschaulichkeit alter Zeiten umgeben.

Zwischen Estedeich und Königreicher Straße schmiegt sich das Hofensemble mit typischen, reetgedeckten Altländer Bauernhaus, dem Schafstall, und der Durchfahrtscheune zwischen lange Obstbaumreihen. Die Wege zwischen den Gebäuden haben Kopfsteinpflaster, die grünen Türen sind mit schweren Riegeln versehen, uralte Balken und Arbeitsgeräte geben beredt Zeugnis vom Wirken der Vorfahren.

"Der Harmshof gehört seit den 1530er-Jahren der Familie Stölken, jedoch wechselten die Namen im Laufe der Jahrhunderte", sagt Ilona Stölken. "Das Haupthaus, ein Niedersachsen-Fachhallenhaus, besteht im Kern seit dem Jahr 1607, wurde aber seither mehrfach umgebaut. Die letzte große Umbauphase war im Jahr 1850."

Davor habe aber mindestens ein Haus aus dem Jahr 1535 gestanden, so Stölken. Alte Hölzer und Balken davon wurden beim jüngsten Umbau des historischen Schafstalls verwendet, in dem unter anderem ein uriges Hofcafé eingerichtet wurde.

"Die Vermutung, dass der Hausplatz des Haupthauses wesentlich älter ist, liegt nahe, da das Haus auf einer Wurt steht", erklärt Heinrich Stölken, der auf dem Hof aufwuchs und ihn seit 34 Jahren als Obstbauer bewirtschaftet. "Wurten sind künstliche Hügel, die in Zeiten angelegt wurden, als es noch keine Deiche gab, um die Gebäude bei den normalen Überschwemmungen durch die Tide oder auch bei Sturmfluten trocken zu halten." Da Königreich seit dem 12. Jahrhundert eingedeicht wurde, sei in etwa vorstellbar, wie alt der Hausplatz sei, so der Obstbauer.

Zu der ursprünglichen Hofanlage gehört auch eine Durchfahrtsscheune, welche wohl kurz nach dem 30-jährigen Krieg im 17. Jahrhundert entstanden ist. Diese Wandständerscheune, die als Durchfahrtsscheune angelegt ist, wurde mit ihren verbohlten Wänden und einem hohen Steildach trotz neuzeitlicher Anbauten weitgehend original erhalten.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg erbaut, gilt sie als die zweitälteste ihrer Art im Alten Land. "Anhand der in der rechten Banse, einem Seitenraum im Erdgeschoss der Scheune, eingebauten Fenster lässt sich nachweisen, dass hier Wanderarbeiter untergebracht waren. Die Scheune ist damit von besonderer hauskundlicher und wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung", erklärt Heinrich Stölken. In der Durchfahrtsscheune wurden 11 Rutenberge, die archivarisch noch 1640 nachzuweisen sind, verbaut.

"Dies ist eines von vielen Beispielen, wo Baumaterialien aus älteren Gebäuden am jetzigen Ensemble des Harmshofes wieder verwendet wurden", berichtet Stölken. Auch im Schafstall haben die Zimmerleute schwere historische Balken, die auf dem Harmshof eingelagert waren, wieder eingebaut. Die Fachwerkkonstruktion und das Reetdach geben dem Schafstall mit dem Hofcafé, in dem im Sommer Wanderer und Radtouristen gern einkehren, eine Atmosphäre von Gastlichkeit und Museum zugleich. Dort sitzen die Gäste auf rustikalem Mobiliar, genießen Butter- oder Apfelkuchen als Altländer Spezialität aus dem Hause Stölken. "Der ist aus Überzeugung natürlich selbst gebacken nach unserem Hausrezept", sagt Ilona Stölken.

Seit das Ehepaar Stölken seit etwa 20 Jahren gemeinsam auf dem Harmshof lebt, gab es die Idee, all die alten Gebäude der Anlage möglichst originalgetreu zu erhalten, sie schrittweise zu restaurieren, um sie den Nachfahren als Zeitzeugnis zu bewahren. Keine leichte Aufgaben: Das lang gestreckte Wohnhaus unter dem Reetdach steht unter Denkmalschutz. "In diesem Haus ist alles so erhalten, wie es über Jahrhunderte war", sagt Ilona Stölken. "Außer Strom und Sanitärkomfort haben wir nichts modernisiert."

Die Stölkens sehen sich als Vorreiter dafür, dass alte und historisch wertvolle Gebäude im Alten Land erhalten bleiben müssen. "Wir fänden es auch wichtig, wenn das Alte Land eines Tages zum Welterbe der Unesco gehören würde", sagt das Königreicher Ehepaar. Ihre beiden Kinder, die elfjährige Frauke und der fünfzehnjährige Heiko, finden es zumindest nach eigener Aussage "richtig gut", in so einem alten Haus zu leben. Sie kennen es nicht anders und sind mit allen Gegebenheiten bestens vertraut.

Heinrich Stölken widmet sich wie seine Vorfahren dem Obstanbau mit Äpfeln, Kirschen, Birnen und Pflaumen. Auf dem Hühnerhof haben Deutsche Zwerglachse ihr Revier, und zur Menagerie gehören auch der Hofhund und einige Pferde.

Bei allen Baumaßnahmen und Restaurierungen der historischen Gebäude, die in verschiedenen Etappen bewältigt wurden, stand dem Ehepaar Stölken mit dem Hamburger Architekten Hans Werner Prell von "Prell & Partner" ein erfahrener Experte zur Seite. Der 80-jährige Prell, mit großer Passion für historische Gebäude, engagiert sich seit mehr als 30 Jahren in der Denkmalpflege und speziell für den Erhalt historischer Bauernhäuser. Seine Ausstellung "Proportionen bei der Gestaltung von Fachhallenhausgiebeln" im Museum Altes Land zeigte im vergangenen Jahr, wie im Alten Land die Häuser mit dem so genannten "Goldenen Schnitt", der auch an den Gebäuden auf dem Harmshof zu finden ist, gebaut wurden.

"Die Urkunde für den Denkmalpflege-Preis der Niedersächsischen Sparkassenstiftung ist schon gerahmt und bekommt einen würdigen Platz", sagt Heinrich Stölken. "Und natürlich haben wir uns riesig über die damit verbundene Anerkennung in Höhe von 1500 Euro gefreut."