Heinrich Feindt und “Team Energie“ bekommen Bestätigung vom Kreisbauamt, dass der Betrieb legal und sicher ist

Bliedersdorf-Postmoor. "Die Orths haben mein Lebenswerk derart beschädigt, dass ich es nicht fassen kann", sagt Heinrich Feindt, ehemaliger Besitzer des Öltanklagers in Postmoor. Um das Tanklager, das seit 2009 von der Firma "Team Energie" betrieben wird, entbrannte im April 2010 ein erbitterter Streit, der im Landkreis in alle politischen Ebenen getragen wurde. Anlass waren massive Beschwerden der Familie Orth, die vor zehn Jahren in direkter Nachbarschaft des Gewerbebetriebes ein Haus gekauft hat. Annette Orth hatte sich in einem Offenen Brief bei Samtgemeindebürgermeister Gerhard Froelian über Lärm- und Dieselgestank beschwert, moniert, dass zwei 50 000-Liter-Tanks nicht genehmigt seien und sie drohende Krebsgefahr fürchte. Zudem hatte sie mit ihrem Fachanwalt gegen die Genehmigung des Bauordnungsamtes des Landkreises Stade, die den Betrieb des Tanklagers noch bis November erlaubt, Widerspruch eingelegt.

"Ich fühle mich von Frau Orth als Betrüger dargestellt, der illegal zwei Tanks gebaut hat", sagt Feindt. Doch genau das habe er eben nicht getan, alle Bauanträge seien korrekt gestellt und genehmigt worden. "Und jeder konnte sehen, dass es diese Tanks hier gibt, da war nichts unredlich oder heimlich, sondern alles ganz korrekt", sagt Feindt. "Jeder Tank hat ein ordentliches Prüfzeugnis und wurde über all die Jahre nie vom Tüv beanstandet."

Annette Orth will gegen Entscheidung vom Landkreis klagen

Dies bestätigt Stades Kreisbaurat Hans-Hermann Bode. Der Widerspruch von Orth wurde vom Kreis zurückgewiesen (Az.:63-10-02209/10). "Es handelt sich um einen legalen Tankbetrieb, der nach mehr als 20 Jahren auch Bestandsschutz hat und über den es nie Beschwerden gab. Deshalb haben wir die Frist der Beseitigungsanordnung bis November 2011 für rechtskräftig erklärt, zumal das Unternehmen ohnehin einen Standortwechsel anstrebt." Bode sieht keine Gesundheitsgefährdung, die von den Tanks ausgeht. "Pauschale Behauptungen der Frau Ort reichen nicht, sie müsste die von ihr dargestellten Gefahren mit einem Gutachten eines amtlich anerkannten Sachverständigen nachweisen", sagt Bode.

Annette Orth will nun gegen diesen Bescheid des Landkreises klagen und eine sofortige Schließung des Tanklagers erwirken. "Wir werden es nicht mehr hinnehmen, dass wir laufend gestört werden, zwischen 6 und 22 Uhr müssen wir den Lärm und Gestank ertragen. Man kann kein Fenster öffnen", sagt Orth.

Besonders ärgerlich sei, dass sich niemand für ihren Fall zuständig halte. Weder das Gewerbeaufsichtsamt, noch das Gesundheitsamt noch der Samtgemeindebürgermeister Gerhard Froelian, hätten auf ihre Beschwerden reagiert, so Orth. "Sie sagen alle, dass sie für unseren Fall nicht zuständig sind. Dabei ist der Lärm und der Gestank nicht auszuhalten", sagt Orth.

Roger Courtault, Leiter des Horneburger Bauamtes bestätigt, dass Frau Orth sich mehrfach mit Beschwerden an das Horneburger Amt gewendet habe. "Zuständig ist für diesen Fall jedoch das Bauordnungsamt des Landkreises, und das hat mit dem Zurückweisen des Widerspruches der Frau Orth eine klare Entscheidung getroffen. Das Tanklager darf bis November betrieben werden", sagt Courtault. Bliedersdorfs Bürgermeister Rainer Schulz hat indessen die Nase voll: "Darüber will ich gar nicht mehr reden. Ich habe für diese Aufwiegelei im Dorf, genau wie die meisten Bürger dort, kein Verständnis mehr, schon gar nicht, dass nun auch noch geklagt werden soll. Das Tanklager ist eine genehmigte Sache und irgendwoher müssen schließlich unsere Steuereinnahmen kommen."

Jan Westphal, Geschäftsstellenleiter der Firma "Team Energie" für den Bereich Stade, die seit 2009 das Tanklager der ehemaligen Firma Feindt betreibt, sieht einer Klage gelassen entgegen. "Die Tanks sind kein Sicherheitsrisiko und Gesundheitsschäden sind nicht erkennbar." Es seien sogar im Auftrag des Landkreises Schallmessungen durchgeführt worden, um festzustellen, wie hoch die Lärmbelastung ist. Aber die gemessenen rund 60 Dezibel wurden als normal und zumutbar bezeichnet, so Westphal. "Auch alle Sicherheitskontrollen bestätigten, dass alles vorschriftsmäßig ist. Bis wir an unseren neuen Standort ziehen können, wurde uns vom Landkreis der Betrieb zwischen 6 und 22 Uhr genehmigt", sagt Westphal.

Und Westphal weiter: "Ich bin gespannt, welches Unternehmen im Dorf die Familie Orth dann stört, wenn wir im November weg sind. Denn Postmoor ist ein so genanntes Mischgebiet in dem Gewerbebetriebe zulässig sind." Aus Rücksicht auf die Anlieger habe er stets versucht, Ladezeiten, wann immer es möglich gewesen sei, in der Zeit von 8 bis 18 Uhr abzuwickeln, so Westphal. Zudem habe die Firma die Umschlagmengen im Vergleich zu jenen Zeiten als die Firma Feindt dort das Gewerbe betrieb, deutlich reduziert. "Feindt hatte einen Jahresumschlag von etwa 6500 Kubikmetern Mineralöl, wie liegen mit rund 4500 Kubikmetern deutlich darunter." Dies bestätigt auch Heinrich Feindt: "Da wir nur kleine Fahrzeuge im Einsatz hatten mussten wir die Tankanlagen viel öfter anfahren. Die Fahrzeugfrequenz lag im Vergleich zu heute wesentlich höher." Und Feindt sagt auch, dass mit Zeitungskampagnen der Familie Orth nichts an den Tatsachen zu rütteln sei. "Bis 2007 habe ich auch Familie Orth mit Heizöl, wie all unsere Kunden in der Umgebung beliefert. In den vergangenen Jahrzehnten hat es niemandem gestunken, dass wir dort unseren Betrieb haben, nun plötzlich dieses Theater, das uns in schlechtes Licht rückt."

Das Familienunternehmen Feindt hatte nie Streit mit Nachbarn

Heinrich Feindt sagt, dass seine Familie seit 1696 in Postmoor ansässig ist. So lange er sich erinnern kann, habe es nie Streit oder Zerwürfnisse mit Nachbarn gegeben, die dem Ansehen der Familie derart geschadet hätten. Darauf sei er immer stolz gewesen. Nun läge alles in Scherben.

Feindts Großvater hatte das Familien-Unternehmen am 1. April 1919 in Postmoor gegründet, wo es seither betrieben wurde. Mit dem Ochsenkarren habe sein Großvater um 1930 die Menschen in der Gegend mit Kohle, Torf und Petroleum beliefert und war bis 1952 immer im Betrieb tätig. Im Jahr 1951 hatte Heinrich Feindts Vater das Familienunternehmen übernommen und wie gehabt Brenn- und Heizstoffe an die Kunden der Umgebung geliefert. So blieb auch das Geschäftskonzept, als Heinrich Feindt den Betrieb am 1. März 1969 von seinem Vater übernahm und den Brennstoffhandel weiterführte. "Wir sind dann mit der Zeit gegangen, haben uns neben den Festbrennstoffen mehr auf Ölhandel orientiert", sagt Feindt. Von 1990 an belieferte Feindt Diesel Landwirte und gewerbliche Verbraucher im Umkreis von Bliedersdorf-Postmoor. "Wir waren gezwungen, unsere Anlage um zwei Tanks zu erweitern, haben die Anträge ordnungsgemäß beim Landkreis gestellt, der unsere Anlage abgesegnet hat."