Sozialdemokraten wollen Investorenplan verhindern, CDU und Grüne sind für die Umsiedlung

Jesteburg. Ein Supermarkt mitten im Ort - ist das richtig? An dieser Frage scheiden sich die politischen Geister in der Gemeinde Jesteburg. CDU und FDP sind dafür, die SPD strikt dagegen. Der Hamburger Investor Procom plant den Bau eines Rewe-Marktes auf dem Clement'schen Grundstück. Mieter soll der Rewe-Markt werden, der jetzt noch im Gewerbegebiet seinen Platz hat. Der Markt soll hinter dem denkmalgeschützten Clement'schen Hof gebaut werden und eine Verkaufsfläche von 1300 Quadratmetern haben. Östlich des Gebäudes sollen die Parkplätze angelegt werden.

Für den Verkehr aus der Lindenstraße soll eine Linksabbieger-Spur in der Hauptstraße eingerichtet werden. Dieses Konzept der Procom war jetzt Thema in der Bauausschusssitzung des Jesteburger Gemeinderates. In diesem Ausschuss hat die SPD die Mehrheit und hat sich zunächst durchgesetzt, dass der Ausschuss das Projekt ablehnt. CDU und Grüne aber haben angekündigt, das Projekt gemeinsam auf Ratsebene durchzusetzen. Die SPD im Jesteburger Gemeinderat lehnt die Idee strikt ab, weil das von Procom vorgelegte Konzept weder den Ort noch die wirtschaftliche Situation Jesteburgs voranbringe. Außerdem kritisiert die SPD, dass es für die Anwohner ein unzumutbarer Zustand sei, dass der "Anlieferverkehr ohne Lärmschutz" geplant sei.

Bauausschussvorsitzender Siegried Ziegert (SPD): "Die Jesteburger Grünen, die sonst jeden Baum retten möchten, wollen nun das Clement'sche Grundstück mit einem Supermarkt bebauen und scheren sich weder um Bäume noch um sonstige wertvollen Grünflächen, die wir jetzt dort haben. Neben dieser ökologischen Lüge der Grüne kommt aber noch die Verkehrslüge hinzu. Das Konzept räumt dem Auto im dreispurigen Ausbau der Hauptstraße einen erheblichen Vorrang ein. Ich frage mich, wie das zu dem erklärten Willen der Grünen passt, in der Hauptstraße Shared Space durchzusetzen, ein Konzept, bei dem alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sein sollen."

Jesteburgs Grüne und die CDU sind ganz anderer Meinung. "Für uns zählen die Argumente und die sprechen ganz eindeutig dafür, den Rewe-Markt hier anzusiedeln", sagt Karl-Heinz Glaeser (Grüne). Der Clement'sche Hof bleibe erhalten. Der Rewe-Markt werde sich "in das Ortsbild einschmiegen", und auch wenn es noch einige Fragen gebe, insgesamt stehe es nicht dem Shared Space Gedanken entgegen, so Glaeser.

Eines stehe für die Grünen fest, der Markt werde die Dorfmitte beleben, und auf das Problem mit dem Anlieferverkehr müsse man noch einmal eingehen. "Notfalls müssen wir mit Rewe vereinbaren, dass die Waren nicht gerade morgens um 5 Uhr angeliefert werden", sagt Karl-Heinz Glaeser.

Auch die CDU-Ratsfrau Britta Witte sieht weder Shared Space durch die dritte Spur der Hauptstraße in Gefahr, noch glaubt sie, dass ein Rewe-Markt sich negativ auf die Ortsentwicklung auswirken könnte. Witte: "Das Konzept wurde auch in unserer Fraktionssitzung vorgestellt, und wir stehen der Sache sehr positiv gegenüber."

Witte weiter: "Einzig die Verkehrsfrage hat uns Bauchschmerzen bereitet, aber die jetzt geplante Erweiterung der Hauptstraße um eine Abbiegerspur ist in unseren Augen eine mögliche Lösung. Die Straßenbaubehörde hat diesem Vorschlag auch schon zugestimmt." Dass der Rewe-Markt in der Ortsmitte angesiedelt werde, heiße aber nicht, dass auf dem Festhallengelände nicht auch noch etwas passieren könnte. Die Gemeinde will die Festhalle abreißen lassen - gegen den Willen des Schützenvereins.