Im Bereich vieler Bahnhöfe im Landkreis Stade gibt es zu wenig Parkplätze. Das ist das Resultat einer aktuellen Studie des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), die von der Metropolregion Hamburg in Auftrag gegeben wurde.

Stade/Hamburg. Im Sommer dieses Jahres wurden bei zwei Zählungen sämtliche 187 Park-and-Ride-Anlagen in der Metropolregion unter die Lupe genommen. Im Landkreis Stade wurden 22 Parkplatzanlagen an 13 Standorten untersucht. Das Ergebnis ist insgesamt ernüchternd, denn die Parkplätze reichen trotz der jüngsten Anstrengungen vieler Kommunen, der Parkplatznot ein Ende zu bereiten, oftmals nicht aus.

Im Winter könnte die Parkplatznot noch schlimmer werden als zur Zeit der Untersuchung. "Unsere Zählungen fanden im Sommer statt, da sind erfahrungsgemäß etwas weniger Menschen mit dem Auto unterwegs", sagt Christiane Jochims vom HVV. In den Wintermonaten würden viele Menschen mit ihrem Auto zusätzlich zu den P+R-Anlagen fahren, um die S-Bahn zu nutzen. "Wir müssen davon ausgehen, dass bei derartigen Witterungsbedingungen, wie wir sie aktuell haben, die ohnehin ausgelasteten Parkflächen vollkommen überlastet sind", so Jochims.

13 von 22 Anlagen sind zu 100 Prozent und mehr ausgelastet

Im Landkreis Stade sind laut dem Stand vom Sommer insgesamt 13 Parkanlagen zu 100 Prozent und mehr ausgelastet. Zwei weitere sind zu mehr als 90 Prozent ausgelastet. Diese Zahlen seien aber, so Marion Köhler von der Metropolregion Hamburg, mit Vorsicht zu genießen. In Kutenholz liegt die Auslastung bei 125 Prozent, das Dorf verfügt jedoch nur über acht Parkplätze am Bahnhof. "Ein Wagen mehr lässt diesen Wert dann natürlich nach oben schnellen", so Köhler.

Dennoch bestehe im Großen und Ganzen ein dringender Parkplatzbedarf. So verfügt etwa Buxtehude über vier Parkplatzanlagen mit 665 Stellplätzen und einer Auslastung auf allen vier Flächen von 100 Prozent. "Das sogenannte wilde Parken, also das Abstellen des Wagens in angrenzenden Wohnvierteln, ist dabei nicht mit eingerechnet", sagt Jochims. Daher sei davon auszugehen, dass in Buxtehude weiterhin nach Lösungen gesucht werden muss, um den Mangel zu beheben.

In Stade verfügen die beiden Parkplätze am Bahnhof über insgesamt 720 Parkplätze. Eine der Anlagen weist eine Auslastung von 97 Prozent aus, die zweite eine Auslastung von 73 Prozent. Damit bestehe in Stade derzeit noch ausreichend Luft. Schlimmer sieht es in Dollern aus. Dort wird jeder Zentimeter zum Parken genutzt, sodass dort mehr Autos als eigentlich geplant auf den 40 Stellplätzen parken. Die Folge ist eine Auslastungsquote von 120 Prozent.

In Harsefeld wurde eine sehr ungleiche Nutzung der Parkplätze festgestellt. Von den drei Anlagen mit insgesamt 112 Stellplätzen ist eine vollständig ausgelastet, eine weitere zu 97 Prozent, die dritte aber nur zu 25 Prozent. "Es gibt in der Metropolregion mehrere solche Beispiele. Hier müsste geprüft werden, weshalb einige Anlagen derart unterschiedliche Auslastungen haben und welche Optionen sich ergeben, um die Parksituation weiter zu optimieren", so Jochims. Wolfgang Märtens, Prokurist beim HVV, ist sich sicher, dass es noch viele Möglichkeiten gibt, um die Lage zu entspannen und Verbesserungen in die Wege zu leiten.

"Was wie und wo geschehen muss, das muss jetzt von Fall zu Fall betrachtet werden", so Märtens. Was letztlich in den einzelnen Kommunen geschehen soll und kann, dass wird vor allem die Aufgabe der Städte und Gemeinden sein. "Wir können nur eine Handlungsempfehlung abgeben", sagt Köhler.

Und die lautet für mehrere Kommunen: Ausbau der Parkplatzanlagen. "Wir werden hoffentlich gemeinsam mit den Kommunen Lösungen entwickeln können, um die bestehenden Engpässe zu beheben und zu beraten, wie ein Ausbau oder anderweitige Optimierungen auch finanziert werden können", so Köhler.

Bis Ende des Jahres wurden P+R-Projekte mit insgesamt drei Millionen Euro von den Förderfonds der drei Bundesländer, Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen gefördert, ab 2011 werden 2,4 Millionen zur Verfügung stehen.

Trotz des Fördergeldes: Die Hauptlast der Investitionen müssen die Städte und Kommunen tragen. Und da sieht Märtens Probleme.

"Dass beispielsweise die Finanzlage in Buxtehude derzeit nicht besonders gut ist, ist nichts Neues. Für Buxtehude wäre ein weiterer Bau von Stellflächen somit auch nicht so einfach zu bewerkstelligen", sagt Märtens. Daher müsse geschaut werden, ob die Pendlerströme nicht bereits vor Buxtehude und anderen überlasteten Haltepunkten abgefangen werden können.

Auslastung in Neugraben sank nach Ausbau der S-Bahn-Strecke

Märtens verweist auf das Beispiel Neugraben. Das dortige Parkhaus sei Jahrzehntelang massiv überlastet gewesen, auch weil Pendler aus Buxtehude, Apensen und Harsefeld die P+R-Anlage nutzten. Mit dem Ausbau der S-Bahn-Strecke nach Neu Wulmstorf und Buxtehude sank die Belegung des Parkhauses von mehr als 100 Prozent bei 863 Stellplätzen auf 68 Prozent.

"Viele steigen nun früher in die S-Bahn und stellen ihren Wagen bereits in Buxtehude, Horneburg oder Neu Wulmstorf ab", sagt Märtens. Damit sei Buxtehude zwar stärker belastet als früher, dennoch sei das Gesamtaufkommen im P+R-Bereich gerechter und auch umweltverträglicher verteilt worden. "Unser Ziel ist es, die Wege, die mit dem Auto zurückgelegt werden, weiter zu minimieren, auch um den Ausstoß an Kohlendioxid weiter zu reduzieren und gleichzeitig die Hamburger Innenstadt und Außenzentren wie Harburg zu entlasten. Dafür muss das P+R-Angebot aber attraktiv und durchdacht sein".

Vor allem an den wichtigen Knotenpunkten im Außenbereich der Metropolregion, wie Stade, sei es wichtig, die Bürger frühzeitig abzufangen, damit Stationen, die weiter in Richtung Innenstadt liegen, nicht an ihre Kapazitätsgrenzen geführt werden und damit die Hauptverkehrsachsen möglichst frei von Verkehrsstaus bleiben. "Das ist umso wichtiger, da die Entwicklungsachsen nach Stade, Lüneburg, Ahrensburg, Pinneberg, Norderstedt und Buchholz bis 2025 weiter an Einwohnern gewinnen werden", so Märtens.