Der Stader Hans-Otto Carmesin erhält in diesem Jahr den Klaus-von-Klitzing-Preis

Stade. Deutschlands bester Physik-Lehrer kommt aus Stade. Der in Speyer geborene und seit September 1999 am Stader Athenaeum-Gymnasium tätige Hans-Otto Carmesin ist am Dienstag mit dem Klaus-von-Klitzing-Preis ausgezeichnet worden und darf sich nun "Lehrer des Jahres für naturwissenschaftliche Fächer" nennen.

Der Physik-Nobelpreisträger und Namensgeber des Preises, Klaus von Klitzing, überreichte dem Stader Lehrer die Auszeichnung in Oldenburg. Carmesin schaffe es, so Nobelpreisträger von Klitzling in seiner Laudatio, dass Schüler ab der siebten Klasse selbstständig naturwissenschaftliche Probleme erarbeiten und sie nachhaltig erforschten. Der Lehrer fördere zudem seit Jahren Schüler individuell und nach ihren Interessen. "Wenn Deutschland Exportweltmeister bleiben soll, brauchen wir motivierende Lehrer wie Carmesin", sagte der Physik-Nobelpreisträger und Direktor des Stuttgarter Max-Plack-Instituts für Festkörperforschung.

Carmesin will sein Preisgeld der Schulwarte spenden

"Ich freue mich sehr darüber, dass meine Arbeit eine solche Anerkennung findet", sagte Carmesin bei der Preisverleihung. Den mit 15 000 Euro dotierten Preis will der Lehrer für die Technik der Sternwarte am Stader Gymnasium spenden, damit sich diese wie geplant zu einer autonomen Sternwarte weiterentwickeln kann.

Der 51-jährige Carmesin, der neben seiner Tätigkeit am Athenaeum seit 1995 auch Privatdozent für Physik an der Bremer Universität ist, unterrichtet in Stade Physik, Mathematik, Informatik und Astronomie. Seit 1999 leitet er zudem überaus erfolgreich die Arbeitsgemeinschaft "Jugend forscht" an dem Stader Gymnasium. Inzwischen wurden mehr als 100 der von ihm betreuten Schüler bereits für ihre Leistungen in den Regional-, Landes- und Bundeswettbewerben von "Jugend forscht" ausgezeichnet.

Ein CFK-Fahrradhelm sorgte bei der Ideenexpo 2009 für Aufsehen

Auch bei der Ideenexpo 2009 in Hannover glänzten seine Schützlinge mit einen selbst entwickelten Helm aus Carbon-Faserverstärktem-Kunststoff (CFK). Darüber hinaus betreut er am Athenaeum die Mathematikwettbewerbe, engagiert sich in der Herbstakademie Stade und organisiert auch regelmäßig naturwissenschaftliche Exkursionen, zu Themen wie "Messungen zur Newtonschen Mechanik im Heidepark" oder "Magnetismus beim Transrapid im Emsland".

Es ist nicht die erste Auszeichnung für den Stader Pädagogen. Für sein Engagement an der Schule wurde Carmesin beispielsweise mit dem Sonderpreis "Physik" beim Focus-Schülerwettbewerb "Schule macht Zukunft" und dem Preis der "Stiftung NiedersachsenMetall" im Jahr 2008 ausgezeichnet.

Den Schlüssel zum Erfolg, um Schüler langfristig für Naturwissenschaftliche Themen zu begeistern, sieht der Stader Pädagoge vor allem in einem praxisnahen Unterricht. Physik müsse, so der Lehrer, mit den Schülern auch etwas zu tun haben. "Grundsätzlich sind zunächst alle Schüler daran interessiert, wie die Welt funktioniert", sagt Carmesin. Darum sei es wichtig, vernünftige und nachvollziehbare Anknüpfungspunkte zu naturwissenschaftlichen Themen bei den Schülern zu finden. Dies sei beispielsweise beim aktuellen Thema der regenerativen Energien wie der Solar- und Windenergie sehr leicht möglich.

Carmesin, der in Mainz und Bremen studierte und in den USA vor seiner schulpädagogischen Karriere als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war, hatte sich bei der Wahl gegen 28 Mitbewerber behaupten können.

Begrüßt wurde die Wahl Carmesins auch von Niedersachsens Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU). Mit Carmesin sei die Wahl auf einen Lehrer gefallen, der seine Schüler für naturwissenschaftliche Fächer begeistere und früh die Neugierde von Kindern und Jugendlichen für die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) wecke, ein Bereich, in dem es seit Jahren Nachwuchsprobleme gebe. Das Engagement Carmesins werde nun entsprechend gewürdigt.

Der von der Universität Oldenburg und der EWE-Stiftung bundesweit ausgelobte und mit 15 000 Euro dotierte Preis, der für besondere pädagogische Leistungen vergeben wird, wurde in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal verliehen.