Der Begründer des Buchpreises “Buxtehuder Bulle“ verstarb am Dienstag im Alter von 76 Jahren

Buxtehude. Er war der Mann mit der Fliege und dem Nasenzwicker, ein Gentleman der alten Schule und jemand, der mit seinem Charme und seinem Geist jeden in seinen Bann zu ziehen vermochte. Winfried Ziemann war einer von den Menschen, die es in unserer Zeit eigentlich kaum noch gibt, ein Unikat und etwas ganz Besonderes für die Stadt Buxtehude. Am Dienstag ist der Erfinder des Jugendbuchpreises "Buxtehuder Bulle" im Alter von 76 Jahren verstorben.

Der Bulle war sein Baby, und der Preis war es auch, mit dem die Stadt Buxtehude seit der erstmaligen Verleihung im Jahr 1971 zu nationaler und internationaler Bekanntheit gelangte - Winfried Ziemann sei Dank. Sein Wirken beschränkte sich aber nicht nur auf diesen Preis, den er in den Anfangsjahren bis zum Einstieg der Stadt Buxtehude im Jahr 1981 vollkommen alleine organisierte und finanzierte.

Der Buchhändler, dessen Geschäft seit mehr als 40 Jahren an der Bahnhofstraße seine Heimat hat, war ein Tausendsassa, dessen Herz für den Sport, die Kleinkunst, das Theater und vor allem natürlich die Literatur schlug. Er wirkte beim Vorläufer des Buxtehuder Kleinkunst-Igels mit, als noch kaum einer für diese Form der Unterhaltung allzu viel übrig hatte, und veranstaltete "Literaturhöhlen" zunächst in seiner eigenen Wohnung und später im Abthaus. Der Theaterfan und Vater von drei Kindern, der ursprünglich aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten stammt und vier Mal verheiratet war, fuhr regelmäßig zu Premieren nach Berlin, wo er vor seiner Zeit in Buxtehude eine Schauspielausbildung absolvierte.

Seine eigene Bühne sollte aber sein Buchladen werden, in dem er die Kunden in seinen Bann zog. Er führte mit ihnen Gespräche, die von humorvoll bis rührend reichten, die zum Nachdenken anregten und im Gedächtnis haften blieben. Kunden schätzen ihn dafür unglaublich.

Ziemann selbst waren vor allem die Handballmädels ans Herz gewachsen. Der "Edelfan des Buxtehuder SV" versäumte kaum ein Spiel, reiste mit ihnen quer durch Europa und Deutschland. Seit seiner Krebserkrankung waren die Auslandsreisen zwar weniger geworden, aber so oft er konnte, stand er seinen Handballerinnen zur Seite.

Auch bei anderen Mannschaften fand er viele Freunde. Beim VfL Oldenburg mit dem früheren Buxtehuder Trainer Leszek Krowicki gehörte er bei Europacupspielen zu den Stammgästen. Ebenfalls war er Fan des Zweitliga-Aufsteigers MTV Altlandsberg. Beim Verein nahe Berlin half er als Hallensprecher aus, jahrelang kommentierte er mit einer Prise feiner Ironie und sonorer Stimme die Begegnungen. Immer wieder hatte er über ein Spiel des Buxtehuder SV in Altlandsberg orakelt. Sein Wunsch wurde erhört, am 8. Januar 2011 treffen beide Teams im DHB-Pokal aufeinander - ohne ihren größten Fan, Winfried Ziemann.