Der Chef der Deutschen Bahn Rüdiger Grube sprach vor Politikern und Unternehmern aus der Region südlich der Elbe

Heimfeld. Wenn der Vorsitzende des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden Jochen Winand seine Gäste beim Herrenabend begrüßt, dann hat er eine Menge hochkarätiger Männer und Frauen im Visier: Abgeordnete des Deutschen Bundestages, der Hamburgischen Bürgerschaft, des Niedersächsischen Landtages, Landräte und Bürgermeister, Präsidenten und Geschäftsführer von Industrie- und Handelskammer und Handwerkskammern, Präsidenten von Hochschulen. Auch Stades Landrat Michael Roesberg war unter den Gästen.

Der Star des Herrenabends 2010 im Heimfelder Hotel Lindtner, den Jochen Winand am Freitagabend den 400 Gästen vorstellen durfte, war aber ohne Frage der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG: Rüdiger Grube, 59. Der Bahnchef hielt eine einstündige, emotionale und unterhaltsamen Rede, für die er lang anhaltenden Beifall bekam. Er sprach über "meine ersten 555 Tage im Amt" und versprach den Gästen, "mal offen zu erzählen, wie das ist, wenn man in Deutschland so ein Unternehmen leitet".

Der Bahnchef lieferte ein Feuerwerk an Zahlen - teilweise bis zur dritten Stelle nach dem Komma genau. "Wir befördern im Jahr 2,6 Milliarden Menschen, das ist so viel wie aller Inder und alle Chinesen zusammen." Er sprach über Pannen mit den ICEs, "die mir manchmal schlaflose Nächte bereiten" und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass bis zu den Olympischen Spielen 2012 in London deutsche ICEs durch den Eurotunnel in die britische Hauptstadt fahren werden.

Grube erwähnte die sogenannte Y-Trasse - die geplante Neubaustrecke von Hannover über Walsrode nach Hamburg und Bremen - nur kurz. Er machte deutlich, dass sich die Politik weiter für den Bau einsetzen müsse. Grube sagte auch, dass die Bahn 250 Millionen Euro im Güterbahnhof Maschen investieren werde. Der Bahnchef appellierte an die anwesenden Entscheidungsträger, sich für wichtige Verkehrsprojekte einzusetzen: "Kämpfen Sie für die Infrastruktur, für die Verkehrswege im Hamburger Süden!". Zu diesen Projekten gehöre auch die Elbvertiefung.

Deutliche Worte fand Grube für das Projekt Stuttgart 21: "Das Ding muss durchgezogen werden, und ich ziehe es durch!" Er werde dem Vermittler Heiner Geißler "keinen großen Spielraum lassen. Wenn wir in Stuttgart einen Millimeter nachgeben, dann fliegen uns in Deutschland alle Infrastrukturprojekte um die Ohren."

Am packendsten war Rüdiger Grube, als er über sein "Herz zu Hamburg" sprach. "Das ist ein ganz besonderer Abend für mich, weil ich endlich mal wieder zu Hause bin", sagte der Bahnchef. Grube ist nämlich in Moorburg aufgewachsen. Seine Eltern, sie trennten sich als er fünf Jahre alt war, waren Obstbauern. Grube ging in Moorburg zur Grundschule.

Ein Telefonat sorgte am Rande des Abends derweil für Heiterkeit. Professorin Sabine Remdisch von der Leuphana Universität Lüneburg hatte bei den Organisatorinnen des Herrenabends abgesagt. Ihre Begründung: "Ich stecke in der Bahn fest und kann nicht kommen."