Christdemokraten hoffen jetzt, dass sich die politischen Machtverhältnisse ändern

Stade. Henning Münnecke lächelt. Der Stader Ratsherr wirkt nach anfänglicher Anspannung erlöst. Nach 20 Jahren kehrt der 50-jährige Stader Ratsherr seiner Partei den Rücken. "Ich bin mit sofortiger Wirkung aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen ausgetreten", sagt Münnecke.

Der selbstständige Unternehmensberater, der im Jahr 2005 für die Grünen bei der Bundestagswahl angetreten ist, hat offenbar seine Liebe zu den Christdemokraten entdeckt und wechselt in die CDU. Angedeutet habe es sich schon länger, die endgültige Entscheidung aber erst jetzt gefallen.

Eine Begründung für seinen Wechsel liefert Münnecke prompt: "Bei den Grünen fehlt mir der wirtschaftliche Sachverstand. Das wirtschaftliche Denken und Handeln ist einfach nicht so vorhanden, wie ich es mir wünsche." Seit zwei Jahren ist Münnecke bereits Mitglied der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU (MIT) im Kreisverband Stade, seit einem halben Jahr ist er sogar kooptiertes Vorstandsmitglied.

Zwar habe Münnecke weiterhin ein relativ grünes Urverständnis, gleichzeitig kritisiert er allerdings die ausgeprägte ökologische Ausrichtung seiner ehemaligen Partei und stört sich auch an der grünen Politik vor Ort. So stieß er beispielsweise mit seiner Zustimmung zum Seehafenausbau samt Hafenhinterlandanbindung oder dem weiteren Ausbau der Autobahn 26 intern auf heftige Gegenwehr. Zwar betont Münnecke, dass er die Partei nicht im Streit verlassen habe, schickt aber deutliche Worte in Richtung seiner ehemaligen Weggefährten. "Ich erwarte einen verlässlicheren Umgang bei der CDU als bei den Grünen", sagt Münnecke.

Auch die Christdemokraten versprechen sich einiges von ihrem Neuzugang. "Wir denken, dass wir in wirtschaftspolitischer und in umweltpolitischer Hinsicht eine Verstärkung bekommen", sagt Stades CDU-Fraktionsvorsitzender Karsten Behr. Spannend wird mit dem Wechsel des Stader Ratsherren die künftige Machtverteilung im Rat der Hansestadt Stade.

Ob erneut ein politischer Machtwechsel droht, ist noch unklar. Zuletzt verschoben sich die Machtverhältnisse, als Ratsherr Horst Deede im März dieses Jahres aus der CDU austrat. Die Fachausschüsse und der Verwaltungsausschuss wurden auf Antrag der SPD neu besetzt. "Es könnte sein, dass sich die Mehrheitsverhältnisse in den Ausschüssen jetzt wieder ändern. Wir werden voraussichtlich einen Antrag stellen, das zu prüfen", sagt Behr.