Sanierungs- und Ausbauphase des Schloss Agathenburg ist abgeschlossen. Dauerausstellung öffnet im Mai 2011

Agathenburg. Das Schloss Agathenburg ist für die Zukunft bestens gerüstet. Dafür sorgt nicht zuletzt der 1,2 Millionen Euro teure Aus- und Sanierungsbau, der zu 75 Prozent aus Fördermitteln der Europäischen Union finanziert wird. Ziel des Großprojektes ist es, das historische Gebäude aus dem 17. Jahrhundert als kulturhistorisches Denkmal dauerhaft zu erhalten. Die Bauarbeiten sind jetzt abgeschlossen; das Ergebnis wurde nun der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der Stress der vergangenen Wochen stand Bettina Roggmann ins Gesicht geschrieben. Einen Tag vor der offiziellen Einweihungsfeier der umgebauten und sanierten Schlossanlage an der Hauptstraße in Agathenburg war die Geschäftsführerin der Kulturstiftung ein wenig blass um die Nase. "Sie können sich gar nicht vorstellen, was wir heute noch alles bewerkstelligen müssen", sagte sie und fischte die letzten Anweisungen für Maler und Elektriker aus dem Drucker. So musste der Boden im historischen Kellergewölbe noch von allerlei Baustaub und Schmutz der vergangenen Jahrhunderte befreit werden. Die Wände im Eingangsbereich der ersten Etage warteten auf einen letzten Anstrich.

Geld für Umbau stammt von Sponsoren und aus öffentlichen Mitteln

Am Ende lief alles glatt. Nach einer neunmonatigen und bisweilen sehr staubigen Bauphase gab Roggmann am Dienstag vor 60 geladenen Gästen aus Kultur, Wirtschaft und Politik offiziell den Abschluss der Bauarbeiten bekannt. Der Grundstein für das Großprojekt wurde bereits im April 2007 gelegt. Damals beriet der Stiftungsrat mit Blick auf eine mögliche EU-Förderung über eine Umgestaltung des Schlosses. Der Zuwendungsbescheid erreichte Agathenburg am 9. Juni 2009. Mit den Mittel aus der Kulturförderung EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) in Höhe von 75 Prozent der gesamten Investitionssumme sollte dem Kulturprogramm des Hauses eine erlebnisorientierte Dauerausstellung mit touristischer Breitenwirkung an die Seite gestellt werden.

Doch bis zur Zusage aus Brüssel floss viel Wasser die Este hinab. Landrat Michael Roesberg erinnerte in seiner Festrede an die finanziellen und inhaltlichen Hürden, die die EU-Vorgaben den Verantwortlichen stellten. Zwei Gutachten vom Fachreferat des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur sowie der Regierungsvertretung Lüneburg und eine positive Stellungnahme des Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege seien nötig gewesen, um an das Fördergeld in Höhe von 996 000 Euro zu gelangen. Trotz der sechsstelligen Summe mussten 250 000 Euro aus eigenen Mitteln finanziert werden. "Eine Summe, die die Kulturstiftung alleine deutlich überfordert hätte. Zum Glück hat das Schloss bewährte Partner im Landkreis", betonte Roesberg. Dazu gehörten beispielsweise die Kreissparkasse Stade und die Stader Dow. Die Karl Meyer AG aus Wischhafen stellte der Stiftung eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage zur Verfügung.

Die Sanierung und den Umbau übernahm das Architekturbüro Frenzel und Frenzel aus Buxtehude. Größere Probleme gab es nicht, dafür jedoch einige Überraschungen beim Umbau. So entdeckte das Team eine intakte Gasleitung unter dem Estrich, die dort definitiv nicht hingehörte. Und an der Giebelwand fehlten die Feldsteine, die eigentlich das Fundament stützen sollten. "Da mussten wir schnell nachbessern", erklärte Bauleiter Henning Stein. Die nicht mehr benötigten Findlinge wurden kurzerhand als Blickfang unter beleuchtetem Glas in das Gesamtbild des Kellers eingebunden.

Die Sanierung des historischen Kellergewölbes mit seinen weitgehend authentischen Kreuzgewölbe-Decken und dem Kühlraum war denn auch eines der maßgeblichen Schwerpunkte der Baumaßnahme. Künftig soll der nördliche Kellerraum den größten Teil der geplanten historischen Dauerausstellung beherbergen. Das südliche Drittel des Geschosses ist ab sofort erstmals öffentlich zugänglich. Zugleich wird damit der Zugang zur attraktiven Südterrasse ermöglicht. Auch er wird Bestandteil der neuen Dauerausstellung. "Außerdem bietet der Raum ausreichend Platz für Feiern und Veranstaltungen", sagte Roggmann. Der Südkeller kann zu diesem Zweck ab sofort von Privatpersonen und für Firmenfeiern angemietet werden.

Behinderte können künftig barrierefrei in sämtliche Etagen gelangen

Wichtiges Thema bei der Sanierung war auch die Barrierefreiheit. "Das war für die Co-Finanzierung durch die EU ein wichtige Voraussetzung", sagte Roggmann. "Ohne sie hätte es kein Geld gegeben." Um künftig auch mit dem Rollstuhl oder einer Gehhilfe ungehindert vom Keller ins Obergeschoss und zurück zu gelangen, erhielt die Schlossanlage einen Panorama-Aufzug, mit Blick auf das Elbtal. Darüber hinaus bauten die Handwerker zum Teil neue Fenster und Türen ein. Eine Heizungs- und Lüftungsanlage soll den Konzertsaal mit frischer Luft versorgen. Im Parterre wurde die repräsentative Atmosphäre des Schlosses durch die Farbgestaltung und Ausstattung hervorgehoben. Für das fein nuancierte Farbkonzept von Konzertsaal und Foyer diente ein Wandteppich aus dem Schlossinventar als Anhaltspunkt.

Ab sofort rückt der Aufbau der völlig neu konzipierten Dauerausstellung des Schlosses in den Fokus der Aktivitäten. Maßgeblich daran beteiligt ist Beate Fiedler vom Staatsarchiv Stade. Sie hat sich intensiv mit der Geschichte des Gebäudes beschäftigt und so die Grundlagen für die Ausstellung geschaffen. Das Konzept erarbeitete Ina Seifert vom Atelier Oxide. So sollen von Mai 2011 an spannende Aspekte des historischen Erbes der Adelsfamilie von Königsmarck und ihrer Nachkommen durch inszenierte Räume, Exponate und interaktive Stationen erfahrbar gemacht werden. "Das war nötig, denn bislang waren unsere Angebote eher auf einen engen Kreis an Interessierten beschränkt", erklärte Roggmann. "Anders gesagt: Das Tourismus-Team hat uns erklärt, dass sie mit uns nichts anfangen können und wir uns was mit überlegen müssen, das die breite Masse anspricht. Das wird uns so sicher gelingen."