Heute werden die Ergebnisse der fünften Stader Herbstakademie präsentiert. Jugendliche kommen freiwillig während der Ferien in die Schule

Stade. Julian Klinge zieht die letzte Schraube fest. Er klopft kurz auf die Sitzbank des umgebauten Kettcars, das vor ihm auf dem Tisch steht. "Passt", sagt der 13-Jährige. Gemeinsam mit Kilian Grünhagen und Hendrik Geisler arbeitet er zurzeit am Prototypen für ein mit Druckluft betriebenes Auto. Heute stellen sie von 10 Uhr an gemeinsam mit mehr als 80 weiteren jungen Forschern und Entwicklern im Foyer des Neubaus der Jobelmannschule, Glückstädter Straße 15, in Stade ihre Ergebnisse der vergangenen Woche vor.

Bereits im fünften Jahr organisieren die Stader Gymnasien mit Unterstützung der Industrie- und Handelskammer und der regionalen Wirtschaft die Stader Herbstakademie. Während der Herbstferien beschäftigen sich Schüler aller Jahrgangsstufen des Athenaeums, der Jobelmannschule und des Vincent-Lübeck-Gymnasiums mit naturwissenschaftlichen Problemen, forschen und entwerfen technische Lösungen - freiwillig.

Jugendliche kommen freiwillig während der Ferien in die Schule

Dass sie ihre Freizeit opfern und stattdessen von morgens bis nachmittags in der Schule sind, stört die Nachwuchsforscher nicht. "Hier können wir unseren Ideen freien Lauf lassen und auch Materialien benutzen, die wir sonst in der Schule nicht benutzen dürfen", sagt Leandro Nazzari aus Stade. Für den 13-Jährigen ist die Herbstakademie wie Freizeit. "Hier treffe ich ja auch Freunde, es ist also wie eine große Verabredung", sagt Leandro. Gemeinsam mit Matti Vahs simuliert er mit einem Staubsauger einen Tornado in einer Kunststoffröhre und untersucht die Luftströme.

"Zunächst geht es bei allen Projekten darum, das Prinzip zu verstehen, um sie dann weiterzuentwickeln", sagt Hans-Otto Carmesin. Der Lehrer vom Athenaeum ist Mitinitiator der Herbstakademie. Viele Schüler setzen ihre Arbeit nach der Projektwoche sogar fort. "Aus den bisherigen vier Herbstakademien haben sich 28 Regionalsiege, elf Landessiege und zwei Bundessiege bei dem Wettbewerb 'Jugend forscht' entwickelt", sagt Carmesin.

Einer der vielen Preisträger ist Cord-Helmke Mindermann. Der 13-Jährige hat sich auch für die diesjährige Herbstakademie gemeldet. "In einer Woche schafft man hier mehr als in einem halben Schuljahr in der AG Jugend forscht", sagt Mindermann. Gemeinsam mit Helge Beckmann baut er an einem mobilen Wasserkraftwerk, das künftig vor allem für kleinere Segelschiffe praktisch sein könnte. Der Prototyp ist so gut wie fertig.

"Wir wollen ein einfaches Wasserkraftwerk ohne Staumauern bauen, damit auch die Flüsse in ihrem Element bleiben können", sagt der 13-jährige Helge Beckmann. Insgesamt haben sich mehr als 200 junge Forscher angemeldet, 84 von ihnen konnten in der Akademie beinahe grenzenlos forschen. Bei vielen Projekten kommt auch der Spaßfaktor nicht zu kurz. Michel Tusch und Falk Kunkel beschäftigen sich mit Robotik. Aus Lego werden fahrtüchtige Rennroboter gebaut. Heute treten die unterschiedlichen Flitzer gegeneinander an. "Der Wettbewerb motiviert natürlich zusätzlich", sagt Michel Tusch und lächelt.

Der 13-Jährige hat mit dem zehnjährigen Falk Kunkel fast eine Woche an dem perfekten Rennroboter getüftelt. Ziel war es mit wenig Gewicht, wenig Reibung und einem optimalen Antrieb ein schnelles Auto zu konstruieren. Das größte Problem war der Computer, der den Motor antreibt. "Das ist der schwerste Baustein, der verdoppelt das Gewicht", wissen die beiden Nachwuchsingenieure.

Ganz alleine sind die jungen Forscher allerdings nicht. Lehrer, Oberstufenschüler, Eltern und fachkundige Studenten unterstützen die Schüler, stehen ihnen bei Fragen zur Seite und übernehmen die Aufsicht.

Die Betreuung ist ein weiterer Grund, warum die Herbstakademie so gut ankommt. "Es sind immer fähige Betreuer hier, die uns helfen", sagt Kilian Grünhagen aus Stade. Der 13-Jährige hat in dieser Woche gemeinsam mit Hendrik Geisler und Lukas Klinge an einem Prototyp für ein mit Druckluft betriebenes Auto gebaut.

Heute soll der Prototyp fahren. Ob die drei ihren Boliden rechtzeitig fit bekommen haben und was aus den anderen zahlreichen Projekten geworden ist, können sich Interessierte heute von 10 Uhr an im Neubau der Jobelmannschule, Glückstädter Straße 15, in Stade ansehen.