Eine Glosse von Antje Cords

Früher mussten sich die Männer anstrengen, um eine Frau zu finden. Sie näherten sich ihr vorsichtig, forderten sie zum Tanz auf und machten ihr den Hof. So etwas dauerte wochen- oder monatelang. Waren sie erfolgreich, folgte die lange Verlobungszeit. Eine Probezeit - schließlich sollte die anschließende Ehe ein Leben lang halten - und das Paar auch in schlechten Zeiten zusammenstehen.

Heute ist es viel einfacher. Er oder sie findet einen Partner attraktiv und spricht ihn normalerweise unter einem fadenscheinigen Grund an. Schon bald wird man direkter. Ob dann eine längere Partnerschaft folgt, ist in dem Augenblick erst einmal egal. Vielleicht lebt man später zusammen, doch sobald es anstrengend wird, trennen sich viele wieder. Es gibt so viele mögliche Partner und vielleicht ist der nächste ja besser und im Leben erfolgreicher.

Leider ist bei der schnellen Partnerwahl die Brautwerbung auf der Strecke geblieben. Vielleicht die schönste Zeit im Leben eines Paares. Beide Partner mussten sich umeinander bemühen und von ihrer besten Seite zeigen. Dazu gehörte natürlich auch, dass man harmlose Beschäftigungen fand. Aus diesem Grund ging man häufig zum Tanzen.

Wenn sich die Frauen heute also beschweren, dass ihre Männer keine Lust zum Tanzen haben, liegt es vielleicht daran, dass sie zu schnell ihr Ziel erreichen. Sie müssen nicht mehr tanzen lernen, um eine Partnerin kennenzulernen. Da gehen schon eher die Frauen mit auf den Fußballplatz als die Männer zum Tanzkursus. Im richtigen Augenblick zu jubeln, ist natürlich auch einfacher, als sich komplizierte Schritte zu merken.