Viele Bürger fühlen sich übergangen und befürchten Nachteile. Der Gemeinderat muss nun eine Lösung finden

Deinste. Rindergülle und Hähnchenmist, Schweinekot und Maissilage sollen bei drei Investoren in Deinste, Samtgemeinde Fredenbeck, künftig für Wärme sorgen. Doch die Gemüter der Deinster Bürger erhitzen sich bereits, bevor auch nur eine Kilowattstunde in der geplanten Biogasanlage am Torfweg erzeugt wird.

Die Landwirte Bernhard Hauschild, Heinz Hauschild und Hans Peters möchten diese Energiequelle gern sprudeln lassen. Bei einer heißen Diskussion um das Für und Wider dieser 1,5 Megawattanlage kochten im Gasthof Wiebusch die Emotionen hoch. Deshalb beschwichtigte Fredenbecks Samtgemeindebürgermeister Friedhelm Helk gleich zu Beginn der Veranstaltung: "Es ist entgegen aller kursierenden Gerüchte noch nichts entschieden."

Auch der Architekt Peter Kranzhoff sagte: "Wir stehen derzeit in der Mitte der Planung". Kranzhoff stellt das Projekt vor, das auf etwa 13 300 Quadratmetern neben der Hähnchenmastanlage von Heinz Hauschild entstehen soll. Umgeben von einem Schutzwall, der im Havariefall Schaden mindern soll, werden die Behälter der Biogasanlage etwa 18 Meter in die Höhe ragen.

Die Vorzüge und Rechenmodelle einer solchen Anlage stellte Uwe Mattfeldt vom Beratungsring Harsefeld vor. Aus Gülle, Mist und Mais soll per Gärungsverfahren Wärme erzeugt werden. "Dabei entsteht in der Biogasanlage ein Gärsubstrat, das als Dünger zurück auf den Acker kommt", erklärt Mattfeldt den Prozess. Mit einem Tempo-30-Limit für die schweren Transportfahrzeuge wolle man das Verkehrsrisiko im Dorf möglichst gering halten, so Uwe Mattfeldt.

Landwirt Jürgen Koch aus dem Nachbardorf Wedel betreibt bereits seit fünf Jahren mit Erfolg eine 800-Kilowatt-Biogasanlage. "Inzwischen erzeugen wir Wärme für unsere Ställe, unser Wohnhaus und geben günstig Heizwärme an 35 Häuser im Ort ab. Das macht unsere Anlage rentabel." Und seit Wärme an andere Haushalte abgegeben werde, sei auch die Akzeptanz gegenüber der Biogaserzeugung gestiegen. Nachdem die rund 180 Zuhörer all diese Ausführungen gehört hatten, brachten die Kritiker der geplanten Biogasanlage ihre Argumente unter großem Beifall auf den Punkt: "Mit Analysen kann jeden schwindelig reden", sagte Frank Detjen. Kein Wort sei über Planungsalternativen gesprochen worden, die Bürger fühlten sich übergangen, so Detjen.

"Meine Mitstreiter sind keine Krawallbrüder. Aber: Meine Freiheit hört da auf, wo die Freiheit der anderen anfängt", sagte Detjen und appellierte an die Gemeindeverwaltung, die demokratischen Grundwerte zu achten. Deinste sei kein Biogas-Dorf, in dem die Bürger davon profitieren. "Hier profitieren nur einige", sagte Detjen mit Blick auf die drei Landwirte, die diese Biogasanlage wollen. Und auch die Gemeinde käme als Nutznießen ins Kalkül, wenn die Schule mit Biogas geheizt würde. Während die mit Steuergeldern subventionierte Anlage für die drei Investoren Profit bringt, bleiben für die Deinster Lärm, schmutzige und defekte Straßen und ein Werteverfall ihrer Immobilien, so Detjen unter gewaltigem Beifall.

Ortsbürgermeisterin Marianne Wiebusch wie auch die drei Biogas-Investoren hüllten sich in Schweigen. Helk räumte ein: "Wir sehen, dass Sie den Menschen hier aus dem Herzen sprechen." Direkt angesprochen, sagte Heinz Hauschild: "Wir hätten eher reden müssen. Dennoch will ich erneuerbare Energien nutzen und kein Tschernobyl für meine Kinder."

Versucht werden soll nun, einen Kompromiss zu finden, dass die Transportrouten nicht mehr durchs Dorf führen. Am 9. November wird der Gemeinderat in einer öffentlichen Sitzung noch einmal das in Deinste heftig umstrittene Thema diskutieren.