Die Elbe bekommt einen neuen Tunnel, zumindest einen kleinen: E.on Hanse will eine Röhre für Gas- und Datenleitungen verlegen

Lühesand/Hetlingen. Die Elbe bekommt einen neuen Tunnel, zumindest einen kleinen, in dem diverse Leitungen Platz haben. Das Energieunternehmen E.on Hanse plant gemeinsam mit der Firma Gasuni, einen neuen Düker von Hetlingen aus unter dem Elbgrund hindurch in Richtung der Insel Lühesand zu bauen. Erdgasrohre der Versorger und Datenleitungen des Wasser- und Schifffahrtsamtes und der Telekom werden in der 2,40 Meter durchmessenden Betonröhre unter dem Fluss entlang führen.

Die Röhre muss auch nach der Fahrrinnenvertiefung sicher sein

Schon jetzt verläuft so eine Verbindungsröhre im Flussbett, jedoch liegt sie nicht tief genug im Sand. Falls Schiffe Anker ausbringen müssen, besteht die Gefahr, dass diese die Deckschicht durchstoßen und die Leitungen beschädigen. Sollte die Elbe weiter vertieft werden, würde sich das Problem noch zuspitzen. Wie Volker Mielisch, Pressesprecher der E.on Hanse mitteilte, soll der neue Düker rund fünf bis sechs Meter unter dem neuen Elbgrund liegen und so die für den Konzern wichtige Leitung schützen , die von Niedersachsen an die dänische Grenze führt und deren Betrieb für die Versorgung von Teilen Schleswig-Holsteins unverzichtbar ist.

Obwohl es nur einen ersten Erörterungstermin des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie gab, zu dem unter anderem auch der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr, Umweltverbände sowie weitere beteiligten Unternehmen und Behörden eingeladen waren, und sich das Projekt in einem frühen Stadium befindet, schlugen in Hetlingen bereits die Wellen hoch. Dort wird ein erheblicher Schwerlastverkehr befürchtet, wenn der Abraum abtransportiert werden muss. Bürgermeisterin Barbara Ostmeier kündigte bereits Widerstand an "gegen Lkw, die rund um die Uhr durchs Dorf fahren. Das geht gar nicht." Bei einer Tunnel-Länge von rund anderthalb Kilometern würden rund 68 000 Kubikmeter Material anfallen

Der Tunnel könnte im Schildvortrieb-Verfahren hergestellt werden

Aber nach Informationen der E.on ist für ein Panik-Szenario kein Anlass. Mielisch berichtete vom Erörterungstermin: "Vorgestellt wurden unterschiedliche Verfahren zur Unterquerung der Elbe. Aus Umweltschutzgründen wird derzeit das sogenannte Mikro-Tunnel-Verfahren favorisiert. Dabei würden hinter dem Deich in Hetlingen und auf Lühesand senkrechte Schächte angelegt und ein Tunnel unter der Elbe gegraben." Das könnte im Schildvortriebsverfahren geschehen, ähnlich wie es der Bohrer "Trude" beim Autobahn-Elbtunnel in Hamburg in großem Format erledigte.

In das Betonrohr sollen laut E.on zwei DN-750-Gasrohre und mehrere DN-160-Datenrohre verlegt werden. "Das Betonrohr würde im Anschluss wieder verfüllt", so Mielisch.

Das bedeutet: Zumindest ein Teil des ausgebohrten Erdreiches könnte nach einer Zwischenlagerung in der Gegend der Hetlinger Schanze wieder in den Boden eingebracht werden. So könnte sich der Baustellenverkehr reduzieren.

Zunächst steht eine "umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfung" (Mielisch) an, im kommenden Jahr soll das Planfeststellungsverfahren beginnen, in das die betroffenen Kommunen eingebunden und befragt werden. Mielisch: "Der Beginn der Arbeiten ist für zurzeit 2013 geplant. Die Bauzeit wird mit allen vorbereitenden Arbeiten rund ein Jahr betragen, die eigentliche Elbunterquerung rund sechs Monate.

Nach Angaben des Unternehmens lässt sich das Projekt, das einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen wird, nicht anders als auf der jetzt geplanten Trasse verwirklichen. "So werden die Umweltbelastungen so gering wie möglich gehalten", sagte der Sprecher Eine andere Trasse als zwischen Hetlingen und Lühesand würde weitere Baumaßnahmen erfordern, da der neue Düker wieder an die vorhandene Erdgasleitung angeschlossen werden müsse. Mielisch: "Und als Startpunkt der Bohrung muss Hetlingen gewählt werden, da Lühesand als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist und damit dort nur der Zielschacht errichtet werden kann."